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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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Schluck und wartete. Er kannte Madley und wusste, dass er noch mehr auf dem Herzen hatte.
    Madley holte Luft. »Ich dachte immer, du wärst nicht wie die anderen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Brady verwundert.
    »Jetzt tu doch nicht so. Dazu kennen wir uns zu lange.«
    Brady nahm einen Schluck. Samtig rann er ihm durch die Kehle. Talisker, erkannte er, eingeflogen von der Isle of Skye und Lichtjahre von dem gepanschten Zeug entfernt, das er und Madley aus ihrer Jugendzeit kannten.
    »Tut mir leid, Martin, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wovon du redest.«
    Madley drehte sich ihm zu und sah ihn mit schmalen Augen an.
    Brady hob die Schultern.
    »Jack«, sagte Madley ganz ruhig. »Du weißt doch so gut wie ich, dass dieser Lehrer nicht dein Mörder ist.«
    »Was willst du mir verdammt noch mal damit sagen, Martin?«, wollte Brady wissen.
    »Du weißt ganz genau, was ich meine. Ihr habt euch den Erstbesten geschnappt und die Sache ruck, zuck dichtgemacht. Wo kämen wir auch hin, wenn der Verdacht auf Jimmy Matthews gefallen wäre?«
    »Das glaubst du doch selber nicht«, stellte Brady nervös fest.
    Madley schaute schweigend wieder auf die Straße hinunter.
    Brady stand da und wog die Alternativen gegeneinander ab. Er konnte Madleys Bemerkungen ignorieren und alles lassen, wie es war. Ellison bliebe in Haft. Das hatte er ohnehin verdient, selbst wenn er Sophie nicht umgebracht hätte. Die Frage war nur, wie er, Brady, das mit seinem Pflichtgefühl vereinbaren konnte. Oder mit seiner Suche nach Wahrheit. Andere würden diesem Problem vielleicht keinen zweiten Gedanken schenken, aber er war nicht wie die anderen, das wusste Madley ebenso wie er selbst.
    »Ihr habt den falschen Mann«, stellte Madley fest, während er weiter auf das Treiben blickte.
    Brady gab keinen Ton von sich.
    »Warum wärst du sonst gekommen?«, ergänzte Madley.
    »Nicht deswegen«, entgegnete Brady. »Ich war auf dem Weg ins Büro und dachte –«
    »– Jimmy war mit dem Mädchen hier.«
    Brady wurde schlecht.
    »In der Mordnacht war er mit ihr hier und konnte die Finger nicht von ihr lassen. Ich dachte noch, er hat einfach wieder ein neues Flittchen, auch wenn sie mir reichlich jung vorkam. Andererseits wundert mich bei Jimmy eigentlich gar nichts mehr.«
    Brady hielt sich an seinem Whiskyglas fest.
    »Ich habe die beiden auf Videoband. Wenn du möchtest, schau es dir an.«
    »Was hat er dir getan?«, fragte Brady. »Warum willst du ihn dermaßen reinreiten?«
    »Dafür gibt es viele Gründe. Wer, glaubst du denn, hat für sein feines Haus in Earsdon gezahlt? Seit wann reicht ein Polizistengehalt für den Lebensstil, den er führt? Ich bin sicher, darüber hast du dich selbst schon gewundert. Vielleicht wolltest du mich sogar danach fragen, aber dazu hat dir der Mumm gefehlt.«
    »Nein, Martin«, wehrte sich Brady. »Du wolltest mir keine Antworten geben.«
    Madley zuckte die Achseln. »Jetzt weißt du Bescheid.«
    »Ich brauche mehr.«
    »Der gute alte Jack«, lächelte Madley, nahm Bradys leeres Glas und trat an den Barschrank. »Noch einen?«
    Brady nickte. »Wann kann ich das Band sehen?«
    »In dem Päckchen auf dem Tisch steckt eine Kopie für dich.«
    Auf dem Schreibtisch lagen zwei gepolsterte A4-Umschläge, beide verschlossen.
    Brady nahm sich einen. »Für wen ist der andere?«
    »Für meine Versicherung, falls du dich zugunsten deines Freundes entscheidest, was ich sogar verstehen könnte, denn ich an deiner Stelle wäre mir da auch im Zweifel. Trotzdem, Jack, wenn du nicht gegen ihn vorgehst, nehme ich die Sache selbst in die Hand. Dann geht das zweite Päckchen direkt an deinen Vorgesetzten.«
    Für eine Sekunde spielte Brady mit dem Gedanken, sich beide Umschläge zu schnappen und die Flucht zu ergreifen. Dann sagte er sich, dass er erstens nicht weit käme und Madley zweitens das Original besitzen würde.
    Madley kam mit zwei gefüllten Gläsern und reichte ihm eins. »Du siehst schlecht aus«, erklärte er.
    »So fühle ich mich auch.« Brady nahm einen Schluck. »Erzähl mir, was an dem Abend sonst noch war.«
    »Die Kleine hat sich von Jimmy betatschen lassen, aber wenn du mich fragst, war sie sternhagelvoll.«
    »Das haben wir bei der Obduktion auch festgestellt.«
    »Na bitte. Später hat Jimmy mich gefragt, ob ich ihm mein Schlafzimmer zur Verfügung stellen könnte.« Madley zeigte zur Decke hoch.
    Brady kannte das luxuriöse Privatquartier, das Madley sich in den beiden oberen Stockwerken des Nachtklubs

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