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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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Sophie war lediglich eine seiner Eroberungen gewesen, eine kleine Trophäe, die seinem Ego geschmeichelt hatte. Die er hatte loswerden wollen, das schon, aber wahrscheinlich doch unauffällig und kalten Herzens.
    Brady trank einen Schluck und schaute zu den großen Fenstern hinüber, die zum Meer gingen. Hinter ihm unterhielten sich die anderen Gäste mit gedämpften Stimmen, eine reine Wohltat nach dem Gegröle im Fat Ox.
    Eine tiefe Stimme hob sich von den anderen ab, eine, die Brady kannte. Er drehte sich um. Wie er vermutet hatte, gehörte sie O’Donnell. Der Chief Superintendent fing seinen Blick auf, stand langsam auf und kam auf ihn zu.
    Offenbar war er zu einem gesellschaftlichen Anlass eingeladen, denn er war in Abendgarderobe.
    »Jack, hätte ich gewusst, dass du hier bist, hätte ich dich zu unserem Dinner eingeladen«, begrüßte O’Donnell ihn.
    »Sie kennen mich, Sir. Ich bin kein Freund von offiziellen Dinners«, erwiderte Brady.
    »Auch wieder wahr.« Väterlich tätschelte O’Donnell Bradys Schulter.
    Brady betrachtete den Mann, dem er so viel verdankte, mit ein klein wenig Bedauern. O’Donnell war immer noch eine imposante, furchteinflößende Erscheinung, doch er wurde sichtlich alt. Das ehemals schwarz gelockte Haar war jetzt überwiegend silbrig, und die grünen Augen unter den faltigen Lidern wirkten wässrig und matt. Dass er sich demnächst zurückziehen wollte, war allseits bekannt, auch wenn Brady es nicht wahrhaben wollte.
    Während sie noch ein paar Sätze tauschten, trat ein weiterer Gast zu ihnen, ebenfalls formell gekleidet.
    »Ah, Macmillan«, sagte O’Donnell und machte Brady und den Bürgermeister miteinander bekannt.
    Doch Brady kannte Macmillan schon gut genug und rang sich ein Lächeln ab.
    Macmillan erwiderte sein Lächeln, mit blitzend weißen Zähnen und so seelenlos wie jeder Politiker.
    Er war Anfang vierzig, schlank und vielleicht eins fünfundsiebzig groß. Der Blick seiner blauen Augen war durchdringend, sein glattes Haar blond und sein Teint gebräunt. Er galt als charmant und war beliebt, sowohl bei seinen Wählern als auch einem großen Teil der Presse. Darüber hatte Brady sich von jeher gewundert, denn Macmillans attraktivem Gesicht fehlte es an Einfühlungsvermögen und Mitleid. Selbst wenn er einen anlächelte, blieben seine Augen kalt.
    »Schön, Sie einmal kennenzulernen«, sagte Macmillan mit ausgestreckter Hand.
    Es kostete Brady Überwindung, die dargebotene Hand zu schütteln. Macmillans Griff war schmerzhaft, als seien ihm Bradys Zweifel an seiner Person zu Ohren gekommen.
    »Wie ich höre, darf man Ihnen gratulieren«, fuhr er falsch lächelnd fort. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Unser Bill hier lobt Sie in höchsten Tönen.« Spielerisch schlug er O’Donnell auf den Rücken.
    »Danke«, sagte Brady knapp und betrachtete die beiden Männer, die für seinen Geschmack zu vertraut miteinander waren. Ihm fielen Matthews’ Worte ein, nach denen Macmillan O’Donnell in der Tasche hatte.
    Dann sah er O’Donnells offenes Gesicht und entschied, der Anschuldigung definitiv keinen Glauben zu schenken. O’Donnell war integer und ließ sich nicht kaufen. Erst recht nicht von einem schmierigen Typen wie Macmillan.
    »Was möchtest du trinken?«, wandte Macmillan sich an O’Donnell.
    »Das Übliche«, antwortete dieser. »Und du, Jack? Noch einmal das Gleiche?«
    »So leid es mir tut, aber ich kann nicht bleiben«, entschuldigte sich Brady. »Ich muss noch einmal ins Büro.«
    »Aber doch nicht zu der späten Stunde«, wandte O’Donnell enttäuscht ein.
    Brady leerte sein Glas. »Führt leider kein Weg dran vorbei.«
    »Tja, wenn die Pflicht ruft«, sagte Macmillan mit einnehmendem Lächeln und frostigem Blick.
    »Einen schönen Abend noch«, verabschiedete sich Brady und verließ die Bar, ehe er noch etwas sagte, das ihn seinen Job und seine Freundschaft mit O’Donnell kosten würde.
    Sein Plan war gewesen, auf geradem Weg in sein Büro zu gehen, doch dann stand er plötzlich vor Madleys Nachtklub – dem Blue Lagoon – und fragte sich, ob er hineingehen sollte. Einerseits wollte er schlafen, aber andererseits nicht auf dem elenden Sofa liegen und sich den Kopf zu allem anderen auch noch über O’Donnell und Macmillan zerbrechen. Mitten in seinen Überlegungen ging sein Handy.
    »Ja?«
    »Jack?«, fragte Kate.
    »Ja, was gibt’s? Ist etwas passiert?«
    »Nein – ich wollte nur mit dir reden.«
    Brady atmete auf. »Okay, aber ich habe nicht sehr viel

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