Engelsgrab
schließlich. »Aber er denkt, ich hätte ihn gelinkt.«
»Haben Sie das denn?«
»Trauen Sie mir so etwas zu?«, fragte Brady gereizt und strich sich über seine Bartstoppeln. Er musste sich dringend rasieren, und eine Dusche wäre ebenfalls nicht verkehrt.
»Es ist alles derart verrückt«, fuhr er fort. »Ich wusste ja nicht einmal, dass ich Matthews in seinem Haus begegnen würde. Wie kommt er dazu zu glauben, unter solchen Umständen wäre ich gleich mit einem ganzen Trupp Bewaffneter angerückt? Hätte er mich irgendwann einmal angerufen, wäre nichts dergleichen passiert. Und dann taucht er einfach so auf.«
»Gehen Sie nicht so hart mit sich ins Gericht«, empfahl Jenkins ihm.
»Tue ich das?«
Sie nickte.
»Aber ich weiß doch, dass Jimmy es nicht war«, meinte Brady schließlich.
»Und woher?«
»Weil ich einen Verdacht habe, aber …« Brady schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, dass ich mich irre. Denn falls nicht … Verdammt!«
Brady dachte noch einmal darüber nach, dass Jenkins das hasserfüllte Zerschmettern des Gesichts von Sophie als ausschlaggebend für die Lösung des Falls erachtete. Und er mochte nicht, was ihm dazu in den Sinn kam.
Kapitel 60
»Ich weiß jetzt, wie es war«, begann Brady.
Matthews tat, als habe er ihn nicht gehört.
»Ich weiß auch, wen du schützt, Jimmy.«
»Halt dein verdammtes Maul«, zischte Matthews.
»Ich will nicht, dass du den Kopf für einen anderen hinhältst.«
»Dummes Geschwätz. Ich habe es getan. Ich und sonst keiner. Warum kriegst du das nicht in deinen verdammten Schädel? Ich habe Sophie umgebracht.«
»Nein. Du hast sie nach Hause gefahren. Aber du hattest nicht mitbekommen, dass sie in Madleys Nachtklub mit Ellison telefoniert hat. Du wusstest nicht, dass die beiden sich für später noch einmal verabredet hatten.«
Mit aschfahlem Gesicht stierte Matthews ihn an. »Gib es auf, Jack. Lass mich einfach in Ruhe, ja?«
Brady versuchte, nicht auf Matthews zu hören. Jedes Wort, das er sagte, schmeckte bitter, doch selbst wenn es noch so hart für ihn war, er musste weitermachen.
»Sophie hat sich mit Ellison gestritten. Dafür gibt es eine Zeugin. Danach hatten sie Sex, das wiederum hat Ellison mir gesagt. Später, als er fort war, stellte Sophie fest, dass sie ihre Schlüssel nicht mehr bei sich hatte. Daraufhin rief sie Evie an.«
»Nein!«
»Jimmy, bitte, wir haben die Aufzeichnungen von Sophies Telefonaten. Ich sage dir auch, wie es weiterging. Evie hat die Schlüssel gefunden, und da sie wusste, was für ein Mensch Paul Simmons ist, hat sie sich bereit erklärt, sie ihrer Freundin zu bringen. Sie hat sich aus dem Haus geschlichen und ist zu dem alten Bauernhof gelaufen.«
»Jack … nein … lass es …«
Brady wusste, für das, was jetzt kam, brauchte er all seine Entschlossenheit. »Meine Zeugin hat den Streit zweier Mädchen mitbekommen. Als ich anfangs davon gehört habe, habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Erst später ist mir klargeworden, dass die beiden Sophie und Evie waren. Ich weiß sogar, dass Sophie deinen Namen gerufen hat. In dem Punkt habe ich leider völlig falsch gelegen, denn ich dachte, Sophie hätte sich vor Ellison gefürchtet und dich von ihrem Handy aus zur Hilfe gerufen. In Wahrheit hat sie Evie deinen Namen entgegengeschleudert und ihr verkündet, dass sie mit dir in Madleys Nachtklub war. Die beiden Mädchen waren zwar eng befreundet, aber trotzdem eifersüchtig aufeinander. An dem Abend waren sie außerdem beide betrunken –«
»Das reicht jetzt«, schluchzte Matthews.
»Du warst zurück, bevor Evie losging, um Sophie zu finden. Evie muss das Schlimmste angenommen haben, denn Sophies Schlüssel hatte sie in deinem Wagen gefunden. Den Tipp hatte Sophie ihr gegeben. Allerdings hat Evie dort auch die leere Kondompackung entdeckt und sich den Rest zusammengereimt.«
Matthews sprang plötzlich hoch und griff nach Brady.
Conrad sprang vor und zog ihn auf den Stuhl zurück. »Bitte, DI Matthews, beruhigen Sie sich«, sagte er vorwurfsvoll.
»Wie lange soll ich mir diesen Mist noch anhören?«
»Auf der Packung sind Evies Fingerabdrücke, Jimmy. Ebenso auf Sophies Handy, obwohl sich Letzteres ja noch erklären lässt, denn als Sophies beste Freundin dürfte sie das Handy gelegentlich angefasst haben. Die Freundschaft der beiden war auch der Grund, weshalb wir Evies DNA-Spuren an Sophies Körper hingenommen haben. Freundinnen tauschen ihre Kleider, ihr Make-up und was weiß ich noch. Aber so war es
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