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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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gehört hatte. Die Kleine trug nur Fetzen am Leib. Ihre Brust hob und senkte sich heftig, wie ein verletztes Vögelchen. Er spürte Zoes Finger an seinem Arm, ein überraschend starker Griff. Zoe drängte ihn zur Seite und beugte sich über das Kind.
    „Nicht!“ Er ließ die Fackel fallen und packte ihr Handgelenk.
    Zoe fuhr herum. Die Bosheit in ihren Augen erschreckte ihn. „Lass mich“, knurrte sie. „Keiner wird sie vermissen.“
    Die Flechte, vor ein paar Tagen noch ein winziges Mal, hatte sich in eine Schorfkruste verwandelt, die ihren Hals und die Hälfte ihrer Wange bedeckte. Gabriel wusste, dass es mehr Stellen wie diese an ihrem Körper gab. Zoe veränderte sich und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Er hatte ihr sein Blut gegeben, doch statt zu genesen, verwandelte sie sich. In etwas Grausiges, in einen Albtraum. Das Schrecklichste daran war, dass er die Symptome kannte. Er wusste, was am Ende des Weges lag. Vergeblich hatte er ihr mehr von seinem Blut gelassen, immer mehr, weil er gehofft hatte, dass das die Verwandlung aufhalten würde.
    Sie wehrte sich gegen seine Umklammerung und er registrierte, wie stark sie geworden war. Ihre Lippen verzerrten sich, sie knurrte. In diesem Moment hatte sie nichts Menschliches mehr an sich.
    „Hör auf!“, fuhr er sie an. Zu seiner Überraschung gehorchte sie und ließ von ihm ab. „Ich liebe dich.“ Die Worte waren rau in seiner Kehle. Der Schmerz drohte, ihn zu zerreißen. „Ich liebe dich wirklich. Aber ich lasse nicht zu, dass du Kinder tötest. Wir werden einen Weg finden.“
    „Was geschieht mit mir?“, wisperte sie. Die wahre Zoe schimmerte durch die Raubtiermaske, die süße und wundervolle Zoe, die Frau, die er hatte heiraten wollen, zwei Tage, bevor die Pest in die Stadt gekommen war. „Was hast du getan?“
    „Ich liebe dich“, wiederholte er. „Du musst mir vertrauen.“ Leere Worte. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage überwältigte ihn.
    Ihre Augen flammten auf. Ohne Vorwarnung zog sie ihm die Nägel über das Gesicht. Ein Brennen, das ihn so sehr überraschte, dass er seinen Griff lockerte. Zoe riss sich los und stürzte sich auf das Kind. Gabriel setzte ihr nach. Ein Schuss krachte. Er taumelte zurück, stürzte und prallte mit dem Rücken gegen eine Stufe. Benommen starrte er auf das Blut, das seine Hemdbrust überschwemmte, und dann auf die Pistole in ihrer Hand. Beißender Pulverdampf breitete sich aus. Die Wunde würde ihn nicht umbringen, dazu bedurfte es mehr als einer Kugel, doch der Schmerz lähmte seinen rechten Arm und trieb ihm Tränen in die Augen. Er tastete nach dem Degen, den er beim Sturz verloren hatte, und richtete sich wieder auf.
    Zoe ließ die Pistole fallen und packte das Kind an den Haaren. Die Kleine leistete kaum noch Widerstand. Er ahnte den Dolch in der Hand seiner Verlobten mehr, als dass er ihn sah. Zoe würde dem Mädchen die Kehle aufschlitzen. Alles in ihm bäumte sich auf.
    Zoes Kopf fuhr herum, als er auf sie zustürzte. Sie holte zum Stoß aus, er hob den Degen. Ein Reflex, tausendfach eingebrannt. Die Klinge sauste nieder in einem funkelnden Bogen, die Spitze fand Widerstand. Zoe schrie, halb Schmerz, halb Wut. Dann war er bei ihr, wollte sie greifen und ihr den Dolch entwenden. Seine Brust brannte wie Feuer.
    „Trink von mir“, keuchte er. Dabei wusste er, dass es sie nicht retten würde. Doch was sollte er tun? Ihr Dolch schrammte ihm über die Rippen, zerfetzte sein Hemd und riss ihm die Seite auf. Entweder hatte sie ihn nicht gehört oder sie war zu wütend, zu sehr im Kampfrausch gefangen. Er fing ihr Handgelenk, sie drängte ihn rückwärts. Er rutschte, vermutete die Treppenstufe hinter sich, aber trat ins Leere. Sie stürzten eng umschlungen. Der Aufprall war hart und schmerzhaft und Gabriel schmeckte Blut. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie sich nicht mehr wehrte.
    „Zoe?“ Entsetzen kroch seine Kehle hinauf. Sie lag auf der Seite wie eine zerbrochene Puppe, die Augen weit offen und leer. Ihr Kopf war in einem unmöglichen Winkel vom Hals abgeknickt. Sein Blick flog hoch zu dem Mädchen. Die Steine schwammen in Blut.
    Gottes Fluch über seine gefallenen Kinder. Die Schuld war ein schwarzes Leichentuch.
    Seine Schultern zitterten, als er neben Zoe in die Knie sank und ihren Kopf auf seine Oberschenkel bettete. Langsam beugte er sich hinab, um sie zu küssen. So, als schliefe sie nur.

1

Mojave Wüste, Kalifornien. Gegenwart
.
    E
in Ruck schleuderte Emily in den Sicherheitsgurt

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