Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
mobbt, mische ich mich ein. Kapiert?« Da stieà Jonas die Faust in Yasins Bauch, Yasin kickte ihn ans Schienbein â und schon war die schönste Prügelei im Gange.
Im Nu standen wieder jede Menge Leute im Kreis um die zwei Kämpfenden und feuerten sie an. »Gibâs ihm, Yasin, Jonas hat angefangen! Los, hau drauf!«
Bis Chris Löwenfeld wieder angerannt kam und die zwei trennen konnte, bluteten beide aus der Nase, und Jonas hatte sogar noch eine Kratzwunde an der rechten Backe.
»Was soll der Blödsinn?«, fuhr Löwenfeld sie an. »Warum habt ihr euch geprügelt?«
Yasin und Jonas schnäuzten Blut in ihre Taschentücher und blickten zu Boden.
»Los! Raus mit der Sprache! Ich verlange eine Erklärung!«, beharrte Löwenfeld.
Die beiden sagten nichts. Plötzlich piepste ein Kleiner aus der Fünften: »Ich glaube, die haben sich deshalb geprügelt, weil drei Hexen was behaupten, was ein kompletter Quatsch ist. Das hat der gesagt«, der Kleine deutete mit dem Zeigefinger auf Yasin, »dann hat der andere«, er deutete auf Jonas, »gesagt, er solle sich raushalten, und dann ging die Schlägerei los. So war das«, sagte der Kleine entschieden.
Chris Löwenfeld fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Drei Hexen?«, wiederholte er verwirrt.
»Der Kleine hat überhaupt nichts kapiert«, mischte sich Lilli plötzlich ein. »Jonas will ja auch, dass ich die Rolle der Maria bekomme. Nur deshalb hat er sich mit Yasin geprügelt.«
Chris Löwenfeld wandte sich an Jonas. »Stimmt das? Du willst, dass Lilli die Maria singt? Hab ich das richtig verstanden? Ist das dein Ernst?«
Jonas blieb stumm, aber jetzt waren alle Augen auf ihn gerichtet. Ich hielt den Atem an â warum sagte er nichts? Jonas war mein Freund; ein Junge muss doch zu seiner Freundin stehen ⦠Aber Jonas schwieg noch immer. Verdammt! Warum sagt er nicht: âºNatürlich muss Mirja die Maria singenâ¹?
Yasin schnäuzte Blut ins Taschentuch. »Das Ganze ist ein Missverständnis«, sagte er dann. »Natürlich will Jonas, dass Mirja die Maria singt. So ist es doch, was?« Er stieà Jonas in die Seite.
»Ich habe nur gesagt, es würde mir nichts ausmachen, wenn Mirja auf der Bühne stolpert«, erklärte Jonas leise und hielt dabei die Augen noch immer gesenkt.
»Er weià nämlich«, mischte sich Lilli wieder ein, »dass Mirja schüchtern und unbeholfen ist. Und Sie sollten das auch wissen, Herr Löwenfeld«, setzte sie triumphierend hinzu.
Yasin stöhnte auf. »Oh mein Gott â¦!«
Fast hätte ich mitgestöhnt. Warum stellte sich Jonas nicht hinter mich? Warum plapperte er einfach nach, was Lilli und ihre Freundinnen behaupteten?
»Das Thema ist vom Tisch. Wer die Maria singen wird, steht fest«, sagte Chris Löwenfeld energisch. »Es wäre gut, wenn ihr euch alle mit meiner Entscheidung abfinden würdet. Im Ãbrigen gilt, dass Meinungsverschiedenheiten nicht mit Fäusten geregelt werden. Das wisst ihr, daran habt ihr euch zu halten. Haben wir uns verstanden?«
Jonas nickte, aber Yasin stemmte die Hände in die Hüften. »Aber was ist, wenn eine Person gemobbt wird, Herr Löwenfeld? Sie können nicht von mir verlangen, dass ich in einem solchen Fall tatenlos zuschaue.« Dabei blickte er unserem Musiklehrer in die Augen, dann drehte er sich um und marschierte in Richtung Eingang. Die Leute, die um uns herum standen, machten ihm eine Gasse frei. Einige pfiffen anerkennend, und einer sagte: »Der Yasin ist ein echter Freund. Das ist kein solcher Feigling wie das Würstchen da.« Er deutete mit dem Kinn auf Jonas.
Am liebsten hätte ich geheult, so enttäuscht war ich, denn mein Freund Jonas war wirklich ein Feigling.
5. Dezember
M eine Ma ist die Sekretärin von Fritz Geier, der vor ein paar Jahren einen Catering-Service in der Stadt aufgezogen hat und inzwischen eine Menge Kunden beliefert, wenn sie einen Empfang oder ein Fest veranstalten. Fritz Geier ist Single; seitdem sich meine Eltern getrennt haben, kümmert er sich um meine Mutter. Er fährt sie abends oft nach Hause, manchmal gehen sie sogar zusammen ins Kino, und wenn ein Event richtig gut gelaufen ist, ruft er sie ganz spät noch an und berichtet ihr, was der Kunde oder die Kundin über den Service gesagt haben.
Meine Schwester Leonie und ich vermuten, dass er sich in unsere
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