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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hatte er das lebendige Tier? Wie und wo hatte er es versteckt, ohne dass Löwenfeld und wir davon erfuhren? Dass unser Musiklehrer die Ziege zum ersten Mal zu Gesicht bekam, war offensichtlich.
    Yasin zwinkerte mir zu und rappte: »Wer klopfet an …«



Das Lied nahm seinen Lauf, die Ziege hielt fröhlich meckernd mit, und je länger ich sang, desto freier wurde ich, bis ich zum Schluss schmetterte:
    Â»Oh Freund! Wohin? Wo aus?«
    Und der Wirt mir antwortete: » Ein Viehstall dort!«
    Die eine Seite der Karawanserei wurde weggeschoben; jetzt hatten die Zuschauer freien Blick auf den Stall, aus dessen Halbfenster zwei Pferdeköpfe (aus Sperrholz ausgesägt – Produkt der Kunst- AG ) blickten.
    Der Wirt ging voran, Josef und ich folgten ihm, und ich sang: »Oh, wohl ein schlechter Ort!«
    Ich gab die Verzweifelte, sank auf die Knie und rang die Hände.
    Â»Ei«, rappte Yasin, » der Ort ist warm, hat gutes Heu …«
    Ich stutzte; das stand so nicht im Text, aber Yasin rappte munter weiter, während er mich liebevoll hochzog und den freien Arm um meine Schultern legte:
    Â»Geh, Maria, nur hinein, es wird ’ne feine Herberg’ sein.«
    Dem Script nach hätte ich den beiden ohnmächtig vor die Füße sinken sollen, aber irgendwie passte das jetzt nicht mehr so richtig. Yasins Arm lag auf meinen Schultern, Josef stand einfach so herum, und die Ziege meckerte wie wild. »Sch«, machte der Wirt und zog an ihrem Strick. Aber das Tier verstand ihn nicht; er schüttelte den Kopf, sagte ganz laut: »Es ist eine gefräßige Ziege« – und zauberte aus einer Falte seines weißen weiten Gewands ein Büschel Heu, das er der Ziege vor die Nase hielt. Erfreut stellte sie das Meckern ein, und während sie die Halme mit Genuss verputzte, band er ihren Strick an seinen Gürtel, an dem schon die geschätzten hundert Schlüssel der Karawanserei hingen.
    Die ganze Zeit über hatte sein Bruder Murat leise die Trommel geschlagen. Jetzt nickte Yasin seinem Bruder zu, der erhöhte das Tempo und die Lautstärke, Yasin stemmte die Fäuste in die Hüften und rappte:
    Das Stroh ist weich und rein
    Für dein Bett so fein
    Ich sorg für dich
    Um’s Kindlein klein
    Maria mein
    Es warten die Tiere
    S’ sind mehr als nur viere
    Sie sorgen sich all
    Nur …
    Mit atemloser Spannung hatte ich Yasins Rapp verfolgt. Jetzt öffnete er die Tür zum Stall und schob mich davor. Im nächsten Augenblick baute er sich mit finsterem Gesicht vor Josef auf, bohrte seinen Zeigefinger in dessen Bauch und brüllte, dass die Kulisse wackelte:
    â€¦du Rindvieh, kommst mir nicht in den Stall!
    Auf keinen Fall!!!
    Mit einer Hand zog er den Strick von seinem Gürtel, mit der anderen schob er mich in den Stall.
    Natürlich lugte ich hinaus; um nichts in der Welt wollte ich die Fortsetzung verpassen!
    Ich sah gerade noch, wie die Ziege erfreut den Kopf hob, wie sie dann direkt auf den Josef zu rannte und der … der haute ab und floh Hals über Kopf hinter die Bühne.
    Im Saal war´s mucksmäuschenstill.
    Chris Löwenfeld wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Der Chor schwieg.
    Das Orchester ließ keinen Ton hören.
    ...
    Dann kicherte jemand
    Leute lachten.
    Zuerst war´s nur einer oder zwei, die leise und verhalten lachten, aber dann wurden es immer mehr, bis alle, wirklich alle, vor Lachen brüllten.
    Der Saal kochte!
    Wir verbeugten uns noch einmal, während die Leute im Saal wie wild trampelten und klatschten und dazu »uhuhuh!« riefen.
    Und jetzt? fragte ich mich. Wie stelle ich es an, dass das Stück weitergehen kann? Okay, ich bin schwanger …
    Â»Los, Maria!«, zischte Yasin in diesem Augenblick. »Krieg dein Kind!«
    Ich krümmte mich, ich tat ein paar Schrittchen, dann sank ich zu Boden.



Yasin, der Wirt, rang die Hände. Er winkte einem Reisenden, der im Innenhof der Karawanserei herumlungerte. Der kam auch, und die beiden schleppten mich in den Stall, wo mir die Ziege den Kopf ans Schienbein stieß und meckerte, während ich das Kissen aus dem Gürtel zog.
    Das Musical ging danach ohne weitere Unterbrechungen und so wie geplant und geprobt über die Bühne. Allerdings mit einer Ausnahme:
    Als ich mit dem Kind im Arm aus dem Stall trat, um die Huldigungen der Hirten und Könige entgegenzunehmen, stand der Wirt wie selbstverständlich an meiner Seite. Der Chor sang We

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