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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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singen, Lilli!«
    Die meisten in unserer Klasse hielten sich die Ohren zu, einige grinsten spöttisch, und einer sagte sogar: »Nur schön zu sein reicht eben nicht, Lilli.«
    Lilli war beleidigt. Sie machte »Pfff!«, warf die kupfergoldene Mähne zurück und stolzierte aus dem Klassenzimmer – es hatte gerade geklingelt.
    Auf dem Flur war der Engelschor Schulgespräch. »Das wird ein Reinfall«, »Löwenfeld muss die Rolle der Engel neu besetzen«, »Das gibt ’ne super Blamage« … das waren noch die freundlichsten Kommentare.
    Weil der Bus immer zügig abfährt, beeilte ich mich, rannte den Flur entlang und die Treppe runter, über den Hof und zum Bus. Und was war?
    Obwohl ich absolut sicher wusste, dass Jonas zur selben Zeit nach Hause fahren würde, fehlte er.
    Der Bus fuhr ohne ihn ab.
    Klar, dass ich am Nachmittag zu ihm rüberging. »Wo warst du?«
    Â»Ich musste nachsitzen. Und jetzt hab ich eine saftige Strafarbeit. Dauert garantiert noch Stunden, bis ich die erledigt habe.«
    Natürlich bedauerte ich ihn. Doch dann, so gegen sechs, rief Yasin an. Das wunderte mich; Yasin geht mit Jonas in dieselbe Klasse, das wusste ich natürlich, aber er hatte mich noch nie angerufen. »He!«, sagte ich erstaunt. »Ist was?«
    Â»Nö. Ich hab nur gehört, dass die Engel überhaupt nicht engelsgleich gesungen haben. Richtig?«
    Petzen ist nicht mein Ding. »Na ja«, wich ich aus. »Das wird schon noch.« Und dann fiel mir Jonas ein. »Warum musste Jonas nachsitzen und bekam auch noch eine Strafarbeit?«
    Ich hörte, wie Yasin den Atem einzog. »Das musst du ihn schon selbst fragen.«
    Â»Er wollte es mir nicht verraten«, klagte ich.
    Â»Sag mal, Mirja, hast du am Samstagnachmittag schon etwas vor? Wir könnten zusammen über den Weihnachtsmarkt gehen. Zuckerwatte essen, Cola trinken, du weißt schon.«
    Mir blieb die Spucke weg. »Mal sehen.« Ich lag im Bett und fragte mich, ob ich einfach mit einem anderen Jungen ausgehen sollte. Jonas hatte am Wochenende ja keine Zeit, also sah es mit meiner Aufbauarbeit für eine gemeinsame Zukunft düster aus. Dazu kam, dass er sich so komisch benommen hatte. Ob alle Jungs so waren? Einmal voll begierig auf ein Date mit ausgiebigem Knutschen, dann wieder abweisend bis zum Gehtnichtmehr?
    Eins stand fest: Das Leben war ganz schön kompliziert.

6. Dezember

A m Freitag saß ich neben meiner kleinen Schwester im Schulbus. Jonas fehlte; war er krank? Oder schwänzte er die Schule, um seinem Vater zu helfen?
    Wie an jedem Morgen dösten die meisten von uns vor sich hin, einige schrieben Hausaufgaben ab, andere lernten noch schnell ein paar Vokabeln. Ich starrte aus dem Fenster. Es war ein trostloser Morgen; es regnete, nach und nach ging der Regen in Schnee über, schon lag Matsch auf der Fahrbahn und auf den Gehwegen, und die Fußgänger gingen dicht an den Häusern entlang, um von den Fahrzeugen nicht vollgespritzt zu werden. Gerade als der Bus in die Straße einbog, in der sich unsere Schule befand, überholte er einen Radfahrer – Jonas. Ich erkannte ihn an seinem grünen Anorak und dem Rucksack. Warum fuhr er an einem so nassen Morgen mit dem Rad zur Schule? Mein Herz klopfte heftig, ich presste meine kalten Hände zusammen, und natürlich bekam ich in den ersten Stunden vom Unterricht nichts mit, weil mich nur eine einzige Frage beschäftigte: Was war los mit Jonas?
    Erst als ich ihn in der großen Pause neben Lilli stehen sah – Lilli, von der er immer behauptet hatte, sie sei nicht sein Typ – dämmerte mir, dass was Schlimmes im Busche war. Als Amanda und Mareike mich erspäht hatten, stellten sie sich nämlich sofort vor die beiden und grinsten so blöd wie nur was zu mir rüber. Totale Schadenfreude stand in ihren Augen; ich fühlte mich wie das allerletzte und längst verwelkte Mauerblümchen. Weil ich schüchtern bin und mich nicht gerne streite, haute ich ab und verkroch mich in die hinterste Ecke unseres Schulhofs.
    Ich stopfte mein Pausenbrot in die Jackentasche, wo es jede Menge Fettflecken hinterließ. Aber das machte mir nichts aus, überhaupt nichts. Dazu hatte ich keine Energie übrig, ich war nämlich so wütend wie noch nie in meinem Leben. Klar, ich war wütend auf Jonas. Und auf Lilli, das schönste Mädchen unserer Schule und unsere Klassenqueen. Es war einfach

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