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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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aus dem Fenster schaue, sehe ich sofort, wenn Jonas zu mir kommt.
    Jonas ist mein erster richtiger Freund; seine Lippen sind so weich, wenn er mich küsst – davon kann ich nicht genug bekommen. Wenn er mich dann auch noch zärtlich anschaut, schwebe ich echt auf Wolke sieben und finde das Leben einfach herrlich.
    Das Blöde ist jetzt aber der Zickenzoff, an dem niemand anders als Chris Löwenfeld schuld ist. In der Chorprobe hat er nämlich heute die Rollen verteilt. Eigentlich dachten wir ja alle, dass Lilli, unsere Klassenqueen, die Maria spielen wird. Deshalb sackte mir der Unterkiefer runter, als unser Musiklehrer auf mich deutete. »Du, Mirja, wirst die Maria singen.«
    Aber hallo – ich hatte mich wohl verhört.



»Das ist jetzt nicht wahr, Herr Löwenfeld. Wieso ich?«, stotterte ich.
    Â»Weil du am besten singen kannst«, platzte Yasin heraus. »Ist die einzig richtige Entscheidung, Herr Löwenfeld. Lilli singt längst nicht so gut wie Mirja. Und darauf kommt’s ja wohl an, was?«
    Â»Aber ich sehe viel besser aus!«, protestierte Lilli und stampfte mit dem Fuß auf. Ihre besten Freundinnen, Amanda und Mareike, unterstützten sie natürlich. »Herr Löwenfeld, Mirja und wir spielen die Engel. Sie müssen Lilli die Rolle der Maria geben!«
    Herr Löwenfeld schüttelte den Kopf und setzte sich ans Klavier. »Lilli«, sagte er, »sing mal Ich steh an deiner Krippen hier«.
    Lilli lehnte sich wie eine große Operndiva ans Klavier, warf ihre kupfergoldene Mähne zurück, holte Luft – und nach den ersten drei Tönen hielten wir uns die Ohren zu.
    Â»Jetzt du, Mirja«, sagte Löwenfeld. Ich sang das Weihnachtslied, alle außer Lilli und ihre allerbesten Freundinnen klatschten, und für unseren Musiklehrer war die Sache geritzt.
    Â»Ich«, stotterte ich, »ich … also das geht nicht, Herr Löwenfeld. Ich könnte ja singen, aber ich trau mich nicht auf die Bühne. Ich stolpere, ich vergesse die Noten, ich …« Ich schluckte krampfhaft. »Es geht nicht. Ich bin sch…sch…schüchtern. Ich trau mich wirklich nicht.«
    Â»Dann wird’s Zeit, dass du deine Schüchternheit überwindest«, entgegnete Löwenfeld cool. »Du singst die Maria. Basta.«
    Mir wurde ganz heiß und kalt, alles gleichzeitig, und vor Entsetzen verkroch ich mich in die hinterste Reihe und tat so, als wäre ich unsichtbar, während Löwenfeld die anderen Rollen verteilte:
    Lilli, Amanda und Mareike bekamen die der Engel, fünf Jungs aus verschiedenen Klassen die der Hirten. Emir aus der Türkei, Lit aus Vietnam und Kagiso aus Afrika waren stolz, als die drei Weisen aus dem Morgenland auftreten zu dürfen. Yasin motzte, Vietnam sei kein Morgenland, und Afrika schon gar nicht, daher dürften Lit und Kagiso keine Könige geben, aber Chris Löwenfeld und alle anderen sahen das nicht so eng. »Kagiso ist eben nach Vietnam eingewandert, he, und von uns aus gesehen liegt das Land östlich von Europa, klar?«, schrie Paul. »Und hast du noch nicht gecheckt, dass morgens die Sonne im Osten aufgeht? Ja, hast du? Wo ist dann das Problem, du Erbsenzähler?«
    Yasin murrte noch ein bisschen, aber er sah ein, dass er in der Morgenlandsache keinen Fuß auf den Boden bringen würde. Um von seiner Niederlage abzulenken, stellte er die Frage, die alle brennend interessierte: »Und wer spielt den Josef?«
    Wieder wurde mir gleichzeitig heiß und kalt: Klar, der Josef – mein Mann, sozusagen! Wenn das jemand wäre, den ich auf der Bühne küssen müsste, obwohl ich ihn in Wirklichkeit eklig fände … also das wäre mein totaler Untergang. Und ich müsste ihn küssen! Ich meine, nach einer glücklich überstandenen Kindsgeburt küsst der Mann doch die Frau, die Szene hatte ich schon in tausend Filmen gesehen.
    Ich vergaß zu atmen, presste die Hände zusammen – und bekam den totalen Schock.
    In meinen Ohren rauschte mein Blut wie ein gigantischer Wasserfall, trotzdem hörte ich Chris Löwenfelds Stimme.
    Â»Ich habe an Jonas gedacht. Seid ihr einverstanden, wenn er den Josef gibt?«
    Jonas!!!
    Ich sah, wie er zu mir rüberschaute. Und mich anlächelte. Ich lächelte zurück. Jonas als Josef. Josef – mein Mann! Der, der mich auf der Bühne küssen würde. Vor allen Leuten. Voll der Wahnsinn! Einen Kuss vor dem gesamten

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