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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Das weiß ich nicht. Wir w a ren für jetzt verabredet, sie wollte kochen. « Das Taschentuch war mittlerweile völlig durchnässt, dennoch versuchte Laura ihre Tränen abzutupfen.
    » Es wäre nötig, dass Sie Ihre Mutter identifizieren, um siche r zugehen, dass es sich nicht um jemand anderen handelt. Glauben Sie, Sie schaffen das? «
    Laura hatte keine Ahnung, was er meinte, und nickte der Ei n fachheit halber. Ihre Zunge fühlte sich wie ein unförmiger g e schwollener Klumpen an, kaum hilfreich, verständliche Worte zu formulieren. Außerdem kam sie sich vor wie im falschen Film. Dies war ein Krimi oder ein böser Traum, aber keinesfalls die Realität. Das passiert e vielleicht anderen, wie man manchmal in den Medien hört e und doch gleich wieder verga ß . Aber so ein Unglück traf einen niemals selbst.
    » W arum bringt jemand meine Mutter um ?«, flüsterte sie.
    » Das wissen wir noch nicht. Der Täter hat Ihre Mutter im Wohnzimmer überrascht und wahrscheinlich mit einem einzigen Stich ins Herz getötet. Wurde sie in letzter Zeit von irgendjema n dem bedroht? «
    Laura schüttelte den Kopf und putzte ihre Nase mit einem zwe i ten Taschentuch, das Ertl ihr wortlos reichte. Mama war die Sanftheit und Freundlichkeit in Person gewesen. War sie wir k lich ermordet worden? Lauras Brust schmerzte unerträglich und der nächste Schwall Tränen benetzte ihr Gesicht.
    » Ich frage Sie das, weil der Täter die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt hat. Als hätte er nach etwas Wichtigem gesucht, und nicht nur nach Geld und Schmuck, wie bei einem gewöhnl i chen Raubüberfall. «
    Ihr Gehirn wollte den Inhalt dieser Botschaft nicht verarbeiten. Unablässig hämmerte nur ein Gedanke: Mama ist tot.
    » Wo ist sie? « , presste Laura mit letzter Kraft hervor.
    » Sind Sie sicher, dass Sie das jetzt schon durchstehen? « Als La u ra wortlos nickte, fuhr Ertl fort. » Ihre Mutter liegt im Woh n zimmer. Ich werde bei Ihnen sein, wir können jederzeit wieder hinausgehen. « Er hielt inne, als erwartete er, dass sie zum Zeichen des Verstehens nickte. Als sie nicht reagierte, fuhr er fort. » Bitte, fassen Sie nichts an. Die Kollegen von der Spurensicherung sind noch dabei, alles siche r zustellen, was uns bei der Aufklärung helfen könnte. «
     
    Wenn Laura Stunden später an diesen Moment zurückdachte, sah sie das Bild ihrer Mutter gestochen scharf vor sich. Ihr Gesicht s ausdruck wirkte mehr überrascht als erschrocken oder verängstigt. Der Täter musste sie so schnell attackiert haben, dass sie gar nicht begriffen hatte, was geschah. Aus der kleinen Einstichwunde war kaum Blut ausgetr e ten. Sie war rückwärts getaumelt und in dem großen Ohre n sessel, einem Erbstück, leblos in sich zusammeng e sunken. Ertl hatte Laura erklärt, dass ihre Mutter sofort tot gewesen wäre. Es sei folglich ausz u schließen, dass sie allzu viel mitbekommen hatte. Ein kli t zekleiner Trost angesichts der Situation.
    Rund um die Leiche war der Boden mit den Inhalten des Woh n zimmerschranks übersät. Scherben von Vasen und Geschirr, Tisc h tücher, Stoffservietten. Nur die Flaschen mit dem Alkohol, die sich in einem altmodischen verspiegelten Fach befanden, waren unve r sehrt stehen geblieben. Hingegen waren fast alle Bücher aus dem Regal, das hinter der Tür stand, wahllos auf den Boden ge worfen worden. Die kleinen Aquarelle, die ihre Mutter g e sammelt hatte, waren abgehängt und aus den Rahmen gerissen wo r den, als hätte der Täter dahinter etwas vermutet. Das Chaos war unvorstellbar.
    Nachdem Laura bestätigt hatte, dass es sich bei der toten Frau um ihre Mutter handelte, wurde diese in einem metallenen Sarg fortgebracht. Man bringe die Leiche in die Pathologie, erklärte Ertl, um die genaue Todeszeit und –ursache zu ermitteln, sowie das Mordwerkzeug. Er fragte, ob Laura in den nächsten Tagen festste l len könne, ob etwas in der Wohnung fehle. Darauf hatte sie gean t wortet, sie würde lieber sofort damit anfangen. Zunächst sah es so aus, als ob Ertl ihr dies ausreden woll t e. Eigentlich müsse man die Wohnung versiegeln, dann jedoch stimmte er nach kurzer Rüc k sprache mit den beiden Kollegen der Spurensicherung zu. Offe n sichtlich war er an einer baldigst erstellten Übersicht fe h lender Gegenstände interessiert.
    Der Täter hatte vor nichts h altgemacht. Bad und Küche waren genauso in Unordnung wie Wohn- und Schlafzimmer und Lauras ehemaliges Kinderzimmer. Viele Erinnerungen waren mit dieser Wohnung und ihrem

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