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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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beerdigen? «
    » Die Pathologie wird die Freigabe voraussichtlich in drei T a gen geben. «
    Laura versuchte Bilder in ihrem Kopf zu verdrängen, die sie aus Krimis kannte. Nackte Leichen, blass und ein wenig grau, die auf kalten Metalloberflächen lagen, aufgeschnitten und grob wi e der zugenäht. Ob dies der Wirklichkeit entsprach? Ihre Mutter sollte nicht entstellt werden. Sie gab sich einen Ruck. » Wissen Sie schon, womit … « , sie schluckte, » w omit der Täter zugestochen hat? «
    » Nein, ich warte auf den Obduktionsbericht, und ehrlich g e sagt, darüber darf ich mit Ihnen auch nicht reden. Aber wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann? « , bot Ertl an.
    » Nein, vielen Dank. «
    » Ganz sicher? «
    » Ja, ich brauche Nichts. Ich bin mir da absolut sicher. «
    » Hm, okay, eine andere Frage: I n welchem Verhältnis standen Sie zu Ihrer Mutter? «
    » Oh, in einem sehr G uten, würde ich sagen. Wir hatten kein typisches Mutter-Tochter-Verhältnis. Wir waren eher so was wie Freundinnen. «
    » Okay, also, falls Ihnen doch noch auffallen sollte, dass etwas fehlt … « Ertl legte seine Visitenkarte vor Laura auf den Tisch.
    » Danke, dann melde ich mich . «

6
    Der neue Schlossherr
     
    Die Besitzverhältnisse stellten sich als ziemlich kompliziert dar. Giuseppe Lorenzo Massimo Conte di Orsini war mehrere Male in der Nachlassangelegenheit vorstellig geworden und hatte Verstän d nis dafür gezeigt, dass es dem Bürgermeister der kleinen Gemeinde Bomarzo nicht möglich war, ihm etwas Neues mitz u teilen. Für sein Anliegen schien es ihm von Vorteil zu sein, G e duld mitzubringen und nicht zu zeigen, wie bedeutsam dieser Kauf für ihn war und dass er eigentlich unter enormem Zeitdruck stand.
    » Mein lieber Conte « , buckelte der Bürgermeister in gespielter Unterwürfigkeit, als Giuseppe ihn zum wiederholten Male im Ra t haussaal der ehemaligen Villa Orsini aufsuchte. » Wenn dies mein persönliches Eigentum wäre, hätte ich es Ihnen gewiss schon ve r kauft. «
    Natürlich hatte Giuseppe schon vermutet, dass der Bürgermei s ter auf Zeit und Entschädigung spielte. Zwar hatte der Mann keine Ahnung, warum Giuseppe so sehr an dem Besitz gelegen war, und vielleicht zweifelte er sogar die Echtheit der Urkunden an oder hielt die Ansprüche für längst verjährt – womit er im Grunde genommen nicht u nrecht hatte. Aber er war außerdem geldgierig und das war für Giuseppe von Vorteil. Er verkniff sich ein wi s sendes Lächeln.
    » So ein geschichtsträchtiges Kleinod gehört selbstverständlich in den Besitz eines Adligen. Hätte sich die Geschichte anders g e staltet, würde sich die Sachlage heute viel einfacher darste l len. «
    » Aber mein lieber Sindaco . Es ist ja nicht Ihre Schuld. Ich ne h me an, Ihre Anwälte haben die Urkunden aufmerksam geprüft, die ich vorgelegt habe? «
    Bei der schwindelerregenden Summe, die Giuseppe für den Rückkauf von Schloss und Park vorgeschlagen hatte, würde der Bürgermeister gewiss nicht widerstehen und jeden seiner Amt s kollegen überreden, diesem Geschäft zuzustimmen.
    Natürlich wären seine Pläne auch mit weniger Aufwand zu verwirklichen. Aber Giuseppe war ein Spieler. Er reizte gerne jeden Trumpf aus, um zu gewinnen. Mal ganz abgesehen davon, dass ein Versagen in seiner Mission das Schlimmste wäre, das ihm widerfahren konnte. Dafür lohnte sich der Einsatz auf jeden Fall. Zur rechten Zeit auffallen und ins Rampenlicht der Gemei n de treten, würde die Aufmerksamkeit der Bewohner letztlich schwächen.
    Der Bürgermeister wich Giuseppes fragendem Blick aus und wand die Hände über der Platte des mächtigen Schreibtisches, hinter dem er saß. Bestimmt waren seine Hände genauso von Schweiß getränkt wie seine feucht glänzende Stirn.
    Die über Jahrhunderte geführten Urkunden waren über jeden Zweifel erhaben, wer heutzutage der rechtmäßige B e sitzer des Palazzo Orsini und der Ländereien wäre, auch wenn die Anwälte von verjährten Ansprüchen und anderslautenden, ebenfalls gült i gen Urkunden in kirchlicher Hand sprachen. Giuseppe hatte keine Zweifel daran gelassen, wie ernst es ihm war, zurückzubeko m men, was seinem Adelsgeschlecht zustand, und dass er über au s reichende Mittel und Beziehungen verfügte, dies durc h zusetzen. Die kleine Gemeinde konnte es sich nicht leisten, mit Negati v schlagzeilen in den Fo k us der italienischen Öffentlic h keit gerückt zu werden, und der Bürgermeister zweifelte nicht daran, dass der Signore jegliche

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