Engelsleid (German Edition)
musste seine Tochter suchen und herausfinden, ob sie in die Hände von D ä monen gefallen war, ob sie auch tot war oder noch lebte. Die Sache duldete keinen Aufschub. Auch wenn er sich in all den Jahren nicht gekümmert hatte, er würde nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß, sofern dies nicht längst geschehen war.
Panik erfasste sein Herz. Leviathan hatte r echt. Sein Kind war wichtiger als alles andere. Kind? Er rechnete nach. Inzwischen handelte es sich um eine junge Dame. Na ja, und o b er sich an R e geln hielt oder diese brach, wen interessierte das schon. Auf an die Arbeit! Zuerst würde er sich die Telefonbücher und die Listen der Einwohnermeldeämter vornehmen, und nach einer jungen Frau namens Magdalena Wi n terle suchen.
5
Ein Schicksalsschlag
Es war wie verhext. Laura trommelte nervös mit den Fingern auf ihrem Lenkrad herum. Heute Morgen war sie garantiert rechtze i tig aus dem Haus gegangen, trotzdem befand sich ihr Wagen mitte n drin in einem Stau. Nichts ging mehr, nicht einmal s top-and- g o. Die Ursache war kurz darauf zu erraten, als das Signa l horn der Feuerwehr erklang, die sich von der anderen Seite mü h sam ein Durchkommen bahnte und dann ein Stück weiter vorne stehen blieb.
» Mist! Muss sich ausgerechnet jetzt jemand zu dämlich zum Autofahren anstellen? «
Wütend schlug Laura mit der Hand aufs Lenkrad und stellte den Motor ab. Zu allem Überfluss klingelte nun ihr Handy. » Ja? « , knurrte Laura unwillig in den Hörer.
» Guten Morgen , mein Schatz, hast du gut geschlafen? «
» Ja, danke Mama . « Es kam nicht allzu oft vor, dass ihre Mu t ter um diese Uhrzeit anrief.
» Du, hast du nicht Lust, heute Abend zum Essen vorbeiz u kommen? «
Aha, es ging also ums Einkaufen, deshalb der frühe Anruf. Laura kochte selten selbst. Meistens begnügte sie sich abends mit Brot, Salat oder einem Fertiggericht. Sich ein- bis zweimal die Woche von Mutters Kochkünsten verwöhnen zu lassen , war eine feine Sache, die sie in der Regel allzu gerne wahrnahm. Zumal sie sich beide gut verstanden und gerne plauderten.
» Hm, lass mich überlegen. Heute Abend? Ja, das müsste pa s sen. «
» Wann wirst du hier sein? «
» Ich denke, so zwischen sechs und halb sieben. «
» Prima. Bis dann, Laura. Hab einen schönen Tag. «
Das letzte Wort tippen, Punkt, speichern, geschafft. Zufrieden lehnte Laura sich in ihrem Bürostuhl zurück. Diese Arbeit war getan. Inzwischen war der restliche Kaffee in der Tasse kalt g e worden, aber Laura trank ihn trotzdem, weil sie zu faul war, au f zustehen und sich einen neuen zu holen. Konzentriert las sie noch einmal ihren Artikel durch und warf zwischendurch eine n kurzen Blick auf die Uhr. Fünf nach s echs, genau richtig, um zu gehen.
Der Text war perfekt und Laura kopierte ihre Datei in den Austauschordner auf dem zentralen Redaktionsserver, auf den auch Chefredakteur Theo Zugriff hatte. Da Theo heute nicht mehr im Haus war, schrieb Laura ihm noch eine kurze Mail, und wies auf ihren Artikel hin. Theo würde diesen überfliegen, von ihr Korrekturen einfordern, oder, was wahrscheinlicher war, ihn d i rekt in die Grafik ab teilung weiterleiten.
Nachdem Laura ihren Rechner heruntergefahren und den Bil d schirm ausgeschaltet hatte, verabschiedete sie sich von ihrer Ko l legin. » Ciao , Nina, bis morgen ! « Sie schnappte sich Jacke und Handtasche und ging zum Fahrstuhl . Läge die Redaktion nicht hoch oben im sechsten Stock eines Bürobunkers , würde sie zu Fuß über das Treppenhaus hinunterlaufen. Der Fahrstuhl war leer, als er kam und Laura fuhr ohne Zwischenhalt ins Untergeschoss .
In der hauseigenen Tiefgarage ging es eng her. Zu Lauras al l abendlichen sportlichen Übungen gehörte es, möglichst schnell hinauszufahren. Zwar war hier unten noch nie ein Überfall pa s siert, aber die unübersichtliche und schlecht ausgeleuchtete Gar a ge bereitete ihr Unbehagen. Laura riskierte eine Kollision, als sie zu schwungvoll aus der Ausfahrt in die belebte Straße einbog und einem anderen Wagen die Vorfahrt nahm. Der Fahrer machte eine Vollbremsung, zeigte ihr einen Vogel und hupte. Laura hob en t schuldigend die Hand und fuhr weiter. Einerseits fuhr sie gerne sicher und nach Verkehrsvorschrift, andererseits liebte sie einen sportlichen, zügigen Fahrstil.
Etwa fünfzehn Minuten benötigte sie im Normalfall bis zur Wohnung ihrer Mutter. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle und Laura summte gut gelaunt zu einem Lied im Radio mit. Was M a ma wohl heute
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