Engelsleid (German Edition)
seine spitzen Zähne. » Ich habe heute ausgesprochen schlechte Laune und habe es satt, von lauter Vollidioten umgeben zu sein, die mich mit Lügen und Schmeicheleien zu beei n drucken suchen. «
Ein flüchtiges Lächeln huschte trotz Tumaels grimmigem Ton über Sariels Gesicht. Er fühlte sich heute seiner Sache so absolut sicher, dass er aufpassen musste, nicht zu überheblich zu ersche i nen und Tumaels Unmut auf sich zu ziehen. Es war wichtig, z u nächst den höflichen Untergebenen zu mimen, um den Meiste r dämon günstig gewogen zu stimmen.
» Seid unbesorgt, Euer Gnaden. Ich habe gute Nachrichten. Sehr gute sogar. Ich habe eine Nephilim gefunden. «
Er ließ die Information wirken. Anstelle eines Lobes wurde der Gesichtsausdruck seines Gegenübers jedoch noch finsterer, die Li p pen nahmen einen fast höhnischen Zug an. Würde Tumael sich einmal selbst auf die Suche nach den Nephilim begeben, dann wüsste er, wie schwierig es war, sie aufzustöbern.
» Wirklich? «
» Jeder Irrtum ist ausgeschlossen « , ergänzte Sariel mit fester Stimme und hielt dem Blick Tumaels ohne mit der Wimper zu zucken stand. » Sie ist es, die wahre Tochter eine r der Engel, der am Schicksal der Unseren Schuld trägt. «
Tumaels türkisfarbene Augen in dem grauen faltigen Gesicht leuchteten kurz voller Begierde auf. Sariel meinte beinahe zu fühlen, wie das schwarze Blut seines Meisters auf einmal schne l ler durch die Adern gepumpt wurde.
» Du weißt, was ich mit dir mache, wenn du dich irrst? « , zisc h te er. Seine langen dürren Finger legten sich um Sariels Hals und dieser spürte die spitzen Fingernägel, wie sie sich langsam in seine Haut bohrten. » Die Nacht der Nächte rückt immer näher, wir können uns keine Irrtümer leisten und wir müssen jede Gel e genheit n u tzen, einige der Unseren zu befreien! «
Sariel streckte seinen Rücken noch mehr durch, die Hand um seinen Hals ignorierend, und sah Tumael unerschrocken direkt in die Augen. » Ich weiß, Euer Gnaden. Aber ich weiß auch, dass ich mich nicht irre. Wir müssen diese Nephilim nur noch ans Ziel locken. Der Rest ist ein Kinderspiel. « Ihm war bewusst, was ihm und jedem anderen im Falle seines Versagens blühte. Jedem, der nach den Engelskindern suchte und erfolglos zurückkehrte. Ni e mand wusste, wie viele es von ihnen gab. Seit die Sintflut vor einigen T ausend Jahren alle Nephilim hinweggerafft hatte, waren die Engel sehr vorsichtig geworden und besuchten ihre Kinder fast nie.
Endlich lockerte sich der Griff und Tumael wandte sich wi e der dem Globus zu.
Der Tod wäre im Falle des Scheiterns eine Gnade, wenn – ja, wenn Tumael nicht besonders viel Gefallen daran finden würde, Versager aufs Unerträglichste zu foltern. Sariel schüttelte das Unbehagen ab, das sich seiner bemächt i gen wollte. Soweit würde es nicht kommen.
Er war besser als die anderen. Er war ein Si e ger. Denn er war Ohrenzeuge eines G e sprächs geworden, in dem ein Priester im Angesicht seines nahen Todes einem seiner Amtsbrüder ein G e heimnis anvertraut hatt e. Vor vielen Jahren hatte er die Tochter eines Engels getauft. Ihr Name war in sein Gedächtnis eing e brannt, ebenso wie der Name ihrer Mutter und die näheren U m stände ihrer Zeugung.
Tumael schnaubte in verhaltener Zufriedenheit. » Nun gut. Wenn du dir so sicher bist, dann wirst du die Aufgabe auch zu E nde bringen und dafür Sorge tragen, dass dieser Bastard uns nützlich ist. « Er grinste hämisch und seine sechs Arme ve r schränkten sich zu drei imposanten Paaren vor seiner Brust. » Es dürfte dir ja wohl nicht allzu schwerfallen, Schönling, dieses dumme Me n schenkind zu verführen und gefüg ig zu machen, oder? «
Sariel hob fast unmerklich eine Augenbraue an. Sollte Tumael etwa unter seiner eigenen abgrundtiefen Hässlichkeit leiden? Ein Frösteln überflutete ihn, als er begriff, wessen Tumael ihn als E rstes berauben würde, noch bevor er die schlimmste Folter zu spüren bekam, sollte er es sich leisten zu versagen.
» Ihr werdet zufrieden mit mir sein, mein Gebieter. Noch ehe die Sterne ihre Position eingenommen haben, ist das Blut dieser Nephilim unser. «
4
Engelspflichten
Die vor wenigen Stunden geführte Unterhaltung ging Azar a deel nicht mehr aus dem Kopf. Bei nüchterner Betrachtung gab es keine Argumente, die Leviathans entkräfteten. Nichts wies darauf hin, dass seine eigene Selbstkasteiung ihn auch nur im Geringsten von seinen Sünden reinwusch. Jegliche Auskünfte
Weitere Kostenlose Bücher