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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Für alle Religionen – außer vielleicht für den Bu d dhismus – galt dasselbe. In den Händen machthungriger Me n schen waren sie seit jeher probate Mittel gewesen, das dumme Volk zu unterdr ü cken. Dort hatten er und seinesgleichen ebe n falls ihren Platz, nur waren sie unter anderen Namen bekannt und wu r den zum Teil sogar als Halbgötter verehrt. Ob die biblische Sintflut oder die heute Ts u namis genannten Überschwemmungskatastrophen, Er d beben, Vulkanausbrüche oder Orkane etwas mit der Unzucht gefallener Engel zu tun hatte n und der Vernichtung der Nephilim diente n , das wusste er nicht. Die meisten Gefall e nen, die er näher kannte, hielten sich in ihren fleischlichen Gelüsten mehr zurück als Levi a than, sodass die Anzahl weltweit existierender Engel s kinder sich auf unter Tausend beschränken dürfte. Aber reichte dies nicht bereits aus, IHN zornig zu stimmen? Allen Zweifeln zum Trotz, die Azaradeel in letzter Zeit z u setzten, saß ihm diese demütige Ehrfurcht vor DEM in den Knochen, dem er womöglich seine Exi s tenz zu verdanken hatte und von dessen Allmacht er nach wie vor überzeugt war, auch wenn er sich kaum erinnerte, wie ER aussah.
    » Kommst du nun mit oder nicht ? « Leviathans Stimme riss ihn unsanft aus seinen Gedanken.
    » Egal wie « , rang Azaradeel sich zu einer Antwort durch, den F a den wieder aufnehmend. » Du könntest ruhig vorsichtiger sein und weitere Kindszeugungen vermeiden. «
    Leviathan schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. » Ach, du meinst so wie du. Mit Kondomen? « Er lachte amüsiert auf.
    Um seine aufkeimende Wut zu bändigen krallte Azaradeel seine Fingernägel in die Handinnenflächen, bis es schmerzte. Gewiss war die Benutzung von Kondomen eines Engels unwürdig. Eine Erfi n dung der Menschen, um unerwünschte Kindszeugungen zu verhi n dern und sich ungezwungen der Lust hinzugeben. Was für eine Ve r schwendung des kostbaren, Leben spende n den Samens.
    Dennoch hatte er sie verwendet, wenn er den Reizen einer attra k tiven Frau und seinen eigenen körperlichen Bedürfni s sen erlegen war. Ein Mal in den letzten h undert Jahren, nur ein einz i ges Mal hatte er nicht aufgepasst und war Vater geworden.
    » Du kommst also nicht mit? « Leviathan sah n a ch oben. » Der R e gen lässt nach. «
    Tatsächlich wirbelte nur noch ein Nieseln um sie herum.
    » Du solltest es ihr sagen. «
    Azaradeel machte eine unwirsche Bewegung, dass Leviathan endlich gehen und sich ins Vergnügen stürzen sollte.
    » Tu nicht so, als ob du nicht weißt, was ich meine. Gib dich deiner Tochter zu erkennen. Mach nicht denselben Fehler wie bi s her. Es ist wundervoll zu sehen, wie Kinder sich entwickeln, wie sie dir Liebe entgegenbringen, selbst wenn man nicht mit ihnen in einer Familie zusammenlebt. Sie wird stolz darauf sein, von dir abz u stammen. «
    Im Gegensatz zu Leviathan hatte er sein e Kind er niemals ke n nengelernt. Nur beobachtet hatte er sie , durch ein spezielles Fer n rohr, das von jedem Standort auf der Erde den Blick auf jedes einzelne Me n schenleben zuließ. Das alles lag Jahre zurück. Es gab nur noch ein Kind , das lebte – zumindest glaubte er dies.
    Seinen wenigen Geliebten hatte Azaradeel eingeschärft, nichts über seine Identität zu verraten, man würde ihnen sowieso nicht gla u ben. Sie waren die einzigen Menschen, denen er bereitwillig seine Flügel gezeigt hatte, denn mit nichts konnte man mehr Ei n druck erwecken, als damit. Wenn er selbst sich wie ein Mensch unter Menschen bewegen wollte, genügte es, sie unter einem Mantel zu verbergen.
    Von einer Geliebten erfuhr er im Nachhinein, dass sie nicht auf ihn gehört hatte. Wohl in der Annahme, dass man sie für eine Heilige halten würde, wenn sie von einer Engelserscheinung e r zählte. Leider stellte sich dies als verheerender Irrtum heraus. Man sperrte sie in eine Nervenheilanstalt und gab das Kind zu Ve r wandten, wo es eines Tages die Dämonen entdeckten und töteten. Dieses Erlebnis war der entscheidende Grund für Azaradeel, zur Vernunft zu kommen. O b wohl er in der Lage war, Menschen im Moment ihres Todes beiz u stehen oder ihren Tod für eine gewisse Zeit zu verhindern, wenn es sich um Krankheiten oder spontan auftretende, lebensbedrohliche Ereignisse handelte, so war er dennoch nicht befähigt, seine eigenen Kinder zu beschützen. Selbst er konnte nicht zur selben Zeit an ve r schiedenen Orten sein. Und er bezweifelte neuerding s sogar, dass Gott dies schaffte. Wie viel e t ausendmal

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