Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
»ein Gift, das die Sterblichen Aspartam nennen und von dem sie glauben, dass ihre Wissenschaftler es erfunden hätten. Aber es ist eine alte himmlische Substanz – ein Stoff, der beim Kontakt mit einem Gegenmittel in der Legierung der Sternenpfeile reagiert und so einen Heiltrank für Engel ergibt. Für leichte Gebrechen wie dieses.«
    »Er wird jetzt schlafen müssen«, sagte das blonde Mädchen. »Aber er wird erfrischt erwachen.«
    »Ihr werdet uns verzeihen, dass wir aufbrechen müssen.« Daniel erhob sich. Seine weißen Flügel schleiften über den felsigen Boden, doch dann straffte er die Schultern und sie schnellten empor. Er griff nach Luces Hand.
    »Geht zu euren Freunden«, sagte Phil. »Vincent, Olianna, Sanders und Emmet werden euch begleiten. Ich werde mich euch mit den anderen anschließen, wenn Daedalus wieder auf den Flügeln ist.«
    Die vier Outcasts traten vor und neigten vor Luce und Daniel den Kopf, als erwarteten sie einen Befehl.
    »Wir werden die östliche Route fliegen«, instruierte Daniel sie. »Nach Norden über das Schwarze Meer, dann nach Westen, wenn wir Moldawien passiert haben. Der Windstrom ist dort ruhiger.«
    »Was ist mit Gabbe, Molly und Cam?«, fragte Luce.
    Daniel sah Phil an, der von dem schlafenden Outcast aufblickte. »Einer von uns wird hier Wache stehen. Wenn eure Freunde eintreffen, werden die Outcasts eine Nachricht schicken.«
    »Ihr habt das Zeichen?«, fragte Daniel.
    Phil drehte sich, um die lange weiße Feder zu zeigen, die im Knopfloch seines Revers steckte. Sie leuchtete und pulsierte im Wind, ihr Strahlen ein scharfer Kontrast zu der totenbleichen Haut des Outcasts.
    »Ich hoffe, du wirst Verwendung dafür haben.« Daniels Worte machten Luce Angst, denn sie bedeuteten, dass er dachte, die Engel in Avignon wären in ebenso großer Gefahr wie die in Wien.
    »Sie brauchen uns, Daniel«, sagte sie. »Lass uns aufbrechen.«
    Daniel warf ihr einen warmen, dankbaren Blick zu. Dann nahm er sie, ohne zu zögern, in die Arme. Mit dem Heiligenschein, den sie gemeinsam in den verschränkten Händen hielten, beugte Daniel die Knie und schwang sich in den Himmel auf.

Sechs
    Mit kleinen Schwächen

    Es nieselte in Wien.
    Nebelvorhänge hüllten die Stadt ein, und so konnten Daniel und die Outcasts ungesehen auf dem Dachgesims eines gewaltigen Gebäudes landen, ehe die Nacht sich ganz herabsenkte.
    Luce sah zuerst eine prächtige Bronzekuppel, die meergrün vor dem Nebel leuchtete. Daniel setzte sie davor auf einem schrägen Abschnitt des Kupferdaches ab, auf dem sich Regenpfützen gebildet hatten und das von einer niedrigen Marmorbalustrade eingefasst war.
    »Wo sind wir?«, fragte sie und bestaunte die mit Goldquasten verzierte Kuppel, ihre ovalen, mit Blumenmotiven gerahmten Fenster, die zu hoch waren, als dass menschliche Augen sie hätten sehen können, es sei denn, sie befänden sich in den Armen eines Engels.
    »Auf der Hofburg.« Daniel trat über eine steinerne Regenrinne an den Rand des Daches. Seine Flügel streiften die weiße Balustrade und ließen sie trostlos aussehen. »Das Heim der Wiener Könige, Kaiser und Präsidenten.«
    »Sind Arriane und die anderen hier?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Daniel. »Aber es ist ein angenehmer Ort, um sich zu orientieren, bevor wir nach ihnen suchen.«
    Ein labyrinthartiges Netz von Nebengebäuden erstreckte sich in alle Richtungen und bildete den Rest des Palastes. Einige von ihnen schlossen sich um schattige quadratische Hofanlagen viele Stockwerke tiefer, andere zogen sich schnurgerade länger hin, als Lucinda in dem Nebel sehen konnte. Verschiedene Abschnitte der Kupferdächer leuchteten in verschiedenen Grünschattierungen – mal gelbgrün, mal fast blaugrün – als seien über eine lange Zeitspanne immer wieder neue Teile an das Gebäude angebaut worden, als seien sie in den Regenfällen verschiedener Epochen verrostet.
    Die Outcasts verteilten sich um die Kuppel, lehnten sich an die gedrungenen Schornsteine, die vom Ruß geschwärzt waren, der auch das Dach verschmutzte, oder standen vor der Fahnenstange, die sich aus der Mitte erhob und die rot-weiß gestreifte österreichische Flagge trug. Luce stand neben Daniel und fand sich zwischen ihm und einer Marmorstatue wieder. Die Statue stellte einen Krieger dar, der einen Ritterhelm trug und einen langen goldenen Speer in der Hand hielt. Sie folgten dem Blick des Kriegers auf die Stadt. Alles roch nach Holzrauch und Regen.
    Unter dem Nebel glitzerte Wien durch das

Weitere Kostenlose Bücher