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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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waren frisch geputzt. Er trug einen schmalen goldenen Ehering. »Er war nur ein Hausmeister, der nachsehen wollte, was der Lärm zu bedeuten hatte. Jetzt ist er tot.«
    Daniel nahm Luce an den Schultern und legte seine Stirn an ihre. Sein Atem kam kurz und heiß. »Seine Seele hat nun Glück und Frieden gefunden. Und es werden noch viele Seelen verloren gehen, wenn wir nicht bald unsere Freunde finden, die Reliquie an uns bringen und von hier verschwinden.« Er drückte ihr die Schultern, dann ließ er sie zu schnell wieder los. Sie schluckte die Tränen für den Toten hinunter und drehte sich zu Phil um.
    »Wo sind sie?«
    Phil deutete mit einem bleichen Finger gen Himmel.
    Von einem dicken Querbalken neben dem zerschmetterten Oberlicht baumelten drei schwarze Jutesäcke. Einer von ihnen wölbte sich und schwankte, wie etwas, das versuchte, geboren zu werden.
    »Arriane!«, rief Luce.
    Derselbe Sack ruckte erneut, diesmal heftiger.
    »Ihr werdet sie niemals rechtzeitig befreien«, erklang eine zittrige Stimme vom Boden. Ein Waage-Mitglied mit einem Fischgesicht stützte sich auf die Ellbogen. »Verstärkung ist unterwegs. Wir werden euch alle in die Mäntel der Gerechten binden und uns Luzifer selbst vornehmen …«
    Ein Bronzeschild, den Phil wie ein Frisbee warf, schnitt ein Stück von der Kopfhaut der Waage ab, und sie sank in den Haufen blauer Flügel zurück.
    Phil wandte sich an Daniel. »Wenn du die Hilfe der Waage brauchst, um deine Freunde loszubinden, werden wir mehr Glück haben, solange ihre Streitmacht klein ist.«
    Daniels Augen brannten violett, als er durch den Museumsflügel flog und sich von einem eingerüsteten Restaurierungsbereich zum nächsten bewegte. Er hielt an einem breiten Marmortisch, der aussah wie der Arbeitsplatz eines der Restauratoren: voller Papiere und Werkzeuge – größtenteils nutzlos nach dieser Nacht –, die Daniel nun gründlich durchwühlte. Er warf eine leere Wasserflasche beiseite, einen Stapel Ordner, ein verblasstes Foto in einem Rahmen. Schließlich griff er nach einem langen, stabilen Skalpell.
    »Nimm das hier«, sagte er zu Luce und schob ihr Phils schwere Tasche über die Schulter. Sie hielt sie an sich gedrückt, als Daniel die Flügel zurückbog und sich vom Boden abstieß.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie er mühelos aufstieg, magisch, und fragte sich, wie es kam, dass seine Flügel alles in dem spärlich beleuchteten Museum erstrahlen ließen. Als Daniel die Decke erreichte, zog er das Skalpell sauber über die Dachsparren und durchschnitt das Seil, an dem die drei Säcke hingen. Sie glitten ihm lautlos in die Arme und mit einem einzigen Flügelschlag trug er sie nach unten.
    Daniel legte die schwarzen Säcke nebeneinander auf ein freies Stück Boden. Luce, die zu ihm hinübereilte, konnte die Gesichter der drei Engel oben hinausschauen sehen. Sie waren in die gleichen starren schwarzen Umhänge eingeschnürt, wie Luce es gewesen war. Aber die Engel waren außerdem mit Streifen schwarzer Jute geknebelt worden, die sich im Mund ihrer Freunde zusammenzuziehen schienen. Arriane wand sich und wurde immer röter im Gesicht. Sie sah so zornig aus, dass Luce dachte, sie würde jeden Augenblick explodieren.
    Phil warf einen Blick auf die Mitglieder der Waage, die sich auf dem Boden wanden. Er klemmte sich eins unter die Arme. Der Engel blinzelte benommen. »Daniel Grigori, möchtest du, dass die Outcasts einen Freiwilligen der Waage auswählen, der dir hilft, deine Freunde zu befreien?«
    »Wir werden niemals die Geheimnisse unserer Knoten preisgeben!« Der Waage-Engel war so weit bei Bewusstsein, dass er zischte: »Lieber würden wir sterben.«
    »Uns wäre es auch lieber, wenn ihr sterben würdet«, gab Vincent zurück. Er ging mit einem Sternenpfeil in jeder Hand auf ihren Kreis zu und hielt dem Waage-Engel, der gesprochen hatte, einen Pfeil an die Kehle.
    »Vincent, halt dich zurück«, befahl Phil.
    Daniel kniete bereits über dem ersten schwarzen Umhang – Rolands – und zog an den unsichtbaren Knoten. »Ich kann die Enden nicht finden.«
    »Vielleicht würde ein Sternenpfeil sie durchschneiden«, schlug Phil vor und hielt einen silbernen Pfeil hoch. »Wie den Gordischen Knoten.«
    »Das wird nicht funktionieren. Die Knoten wurden mit einem okkulten Zauber gesegnet. Wir werden vielleicht die Waage brauchen.«
    »Wartet mal!« Luce ließ sich neben Roland auf die Knie fallen. Er lag still, aber seine Augen sagten Luce alles darüber, wie ohnmächtig

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