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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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ihr sie? Hat die Waage sie euch abgenommen?«
    Annabelle schüttelte den Kopf. »Wir hatten sie noch nicht gefunden.«
    »Aber wir haben sie reingelegt«, bemerkte Arriane und sah mit schmalen Augen zu der Waage hinüber. »Sie dachten, sie könnten es aus uns herausprügeln.«
    »Dein Buch ist zu ungenau, Daniel«, sagte Roland. »Wir sind nach Wien gekommen, um nach einer Liste zu suchen.«
    »Die Desiderata«, erwiderte Daniel. »Ich weiß.«
    »Aber das war alles, was wir wussten. In den Stunden zwischen unserer Ankunft und unserer Gefangennahme durch die Waage sind wir in sieben verschiedenen Stadtarchiven gewesen und haben nichts gefunden. Es war dumm. Wir haben zu viel Aufmerksamkeit erregt.«
    »Es ist meine Schuld«, murmelte Daniel. »Ich hätte mehr herausfinden sollen, als ich vor Jahrhunderten das Buch geschrieben habe. Ich war in dieser Zeit zu impulsiv und ungeduldig. Jetzt kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was mich zu dem Desideratum geführt hat oder wie sein genauer Wortlaut ist.«
    Roland zuckte die Achseln. »Es hätte vielleicht ohnehin keine Rolle gespielt. Als wir eintrafen, war die Stadt ein Minenfeld. Wenn wir das Desideratum gehabt hätten, hätten sie es uns nur weggenommen. Sie hätten es zerstört, so wie sie für die Zerstörung dieser Kunstwerke gesorgt haben.«
    »Die meisten dieser Stücke waren ohnehin Fälschungen«, meinte Daniel, wodurch Luces Schuldgefühle über das, was sie in dem Museum angerichtet hatten, ein wenig nachließen. »Und für den Moment können die Outcasts mit der Waage fertigwerden. Wir übrigen müssen uns beeilen, dass Desideratum zu finden. Du sagst, ihr wart in der Bibliothek der Hofburg?«
    Roland nickte.
    »Was ist mit der Universitätsbibliothek?«
    »Äh, ja«, murmelte Annabelle, »dort sollten wir uns in nächster Zeit besser nicht blicken lassen. Arriane hat einige unschätzbare Pergamentrollen in der Abteilung Alte und wertvolle Bestände zerstört …«
    »He«, blaffte Arriane entrüstet. »Ich habe sie wieder zusammengeklebt!«
    Donnernde Schritte erklangen im Flur und alle rissen die Köpfe zu dem offenen Durchgang herum. Mindestens zwanzig weitere Waage-Engel versuchten, in den Raum zu fliegen, aber die Outcasts hielten sie mit ihren Sternenpfeilen am Eingang auf.
    Einer von ihnen entdeckte den Heiligenschein in Daniels Hand und stieß einen kleinen Schrei aus. »Sie haben die erste Reliquie gestohlen.«
    »Und sie arbeiten zusammen! Engel und Dämonen und« – schmale Augen fielen auf Luce – »jene, die ihren Platz nicht kennen, alle arbeiten sie zusammen für eine unreine Sache. Der Thron heißt dies nicht gut. Ihr werdet das Desideratum niemals finden!«
    »Desideratum«, murmelteLuce und erinnerte sich schwach an eine lange, langweilige Stunde in ihrem Lateinkurs in Dover. »Das ist … Singular.« Sie wirbelte zu Daniel herum. »Eben hast du Desiderata gesagt. Das ist Plural.«
    »Etwas Begehrenswertes«, flüsterte Daniel. Seine violetten Augen begannen zu pulsieren, und schon bald schien sein ganzes Sein zu glühen – ein Lächeln des Wiedererkennens breitete sich auf seinen Zügen aus. »Es ist nur eine Sache. Das ist richtig.«
    Dann erklang irgendwo in der Ferne der tiefe Schlag einer Kirchenturmuhr.
    Es war Mitternacht.
    Luzifer war einen Tag näher gekommen. Ihnen blieben noch sechs Tage.
    »Daniel Grigori«, überschrie Phil das Glockengeläut, »wir können sie nicht ewig festhalten. Du und deine Engel, ihr müsst gehen.«
    »Wir verschwinden«, rief Daniel zurück. »Vielen Dank.« Er drehte sich zu den Engeln um. »Wir werden jede Bibliothek, jedes Archiv in dieser Stadt besuchen, bis …«
    Roland sah ihn zweifelnd an. »In Wien muss es Hunderte von Bibliotheken geben.«
    »Und vielleicht sollten wir versuchen, darin nicht ganz so destruktiv zu sein?«, schlug Annabelle vor und sah Arriane mit schräg gelegtem Kopf an. »Auch Sterblichen ist ihre Vergangenheit wichtig.«
    Ja, dachte Luce, Sterblichen ist ihre Vergangenheit sogar sehr wichtig. Erinnerungen an ihre vergangenen Leben kamen ihr jetzt häufiger, aber sie konnte sie nicht lenken. Während die Engel sich zum Abflug bereitmachten, stand Luce reglos da, von einem intensiven Flashback geschwächt.
    Dunkelrote Haarschleifen. Daniel und der Christkindlmarkt. Ein Gewitter mit Hagel und sie hatte keinen Mantel angehabt. Das letzte Mal, als sie in Wien gewesen war … da hatte noch mehr hinter dieser Geschichte gesteckt … etwas anderes … eine Türglocke

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