Engelslicht
Herumtreiberin von einer Schwester kehrt zurück, gerade rechtzeitig, um meine große Stunde mitzuerleben. Dies wird dein überschätztes Klavierspiel überbieten!«
»Du bist wirklich unglaublich dumm.«
»Weil ich nicht das Seil vom empfohlenen Hersteller habe?« Sophia schnaubte.
»Vergiss es, du einfach gestrickte Zicke«, erwiderte Dee. »Du bist auf viele Dutzende Arten dumm, aber vor allem ist es dumm zu glauben, dass du hiermit durchkommen wirst.«
»Lass dich nicht auf ihr Niveau herab!«, zischte die dritte Älteste.
»Anders ist mit ihr wirklich nicht zu reden«, antwortete Dee.
»Danke, Lyrica, aber ich werde mit Paulina schon fertig«, sagte Sophia, ohne Dee aus den Augen zu lassen. »Oder wie nennen dich die Leute jetzt? Lee, die Todeskralle?«
»Du weißt genau, dass es Dee ist. Und du hast keine Ahnung, warum.«
»Ah, ja, Dee. Grooooooßer Unterschied. Nun, genießen wir unser kurzes Wiedersehen, so gut wir können.«
»Lass sie gehen, Sophia.«
»Ich soll sie gehen lassen?« Sophia gackerte. »Aber ich will ihren Tod.« Ihre Stimme schwoll an, und Luce stellte sich vor, wie sie mit der Hand auf die Engel zeigte, die gefesselt auf den Altären lagen. »Vor allem will ich sie tot sehen!«
Luce stockte der Atem. Sie wusste, wen die Bibliothekarin meinte.
»Es wird Luzifer nicht daran hindern, dich auszulöschen.« Dee klang beinahe traurig.
»Nun, du weißt ja, was Daddy immer gesagt hat: ›Wir werden sowieso in der Hölle landen‹. Da könnten wir genauso gut versuchen, zu bekommen, was wir wollen, während wir auf dieser Erde weilen. Wo ist sie, Dee?«, zischte Sophia. »Wo ist Lucinda, dieses wimmernde Kind?«
»Woher soll ich das wissen?« Dees Stimme war ruhig. »Aber ich bin gekommen, um dich daran zu hindern, es herauszufinden.«
Jetzt erlaubte Daniel Luce, sich ein wenig näher an den Eingang der ersten Kapelle zu drücken.
»Ich hasse dich!«, rief Sophia und stürzte sich auf Dee. Roland drehte sich zu Daniel um und fragte mit den Augen, ob sie eingreifen sollten. Daniel schien den Fähigkeiten des Desideratums zu vertrauen. Er schüttelte kurz den Kopf.
Die anderen Ältesten, die Sophia unterstützten, beobachteten von ihren Altären aus, wie die beiden Schwestern sich über den Boden wälzten. Mal konnte Luce sie sehen, mal nicht. Erst war Dee oben, dann Sophia, dann wieder Dee.
Dees Hände fanden Sophias Hals und drückten zu. Das Gesicht der alten Bibliothekarin aus der Sword & Cross lief rot an, während sie Dee die Hände gegen die Brust stemmte und um ihr Leben kämpfte.
Langsam zog Sophia ein Knie hoch und bohrte es ihrer Schwester in den Bauch, um sie zurückzustoßen. Dee drückte die Arme durch, um den Griff um Sophias Hals nicht lockern zu müssen. Sie schaute auf das zornverzerrte Gesicht ihrer Schwester hinab, die Augen von brennendem Hass erfüllt.
»Dein Herz ist schwarz geworden, Sophia«, sagte Dee, und in ihrer Stimme klang Wehmut mit. »Es ist, als sei ein Licht erloschen. Niemand kann es wieder einschalten. Wir können nur versuchen, dich daran zu hindern, uns im Dunkeln zu überwältigen.« Dann ließ sie Sophia los und erlaubte ihr, die Lungen in einem gewaltigen, panischen Atemzug zu füllen.
»Du hast mich verraten«, keuchte Sophia, während Dee den Kragen ihrer Schwester in die Hände nahm, die Augen schloss und sich daran machte, Sophias Schädel gegen die Fliesen des Mosaikbodens zu schlagen.
Aber stattdessen erklang ein lang gezogenes Kreischen, als Dee in die Luft geschleudert wurde. Sophia hatte sie mit einer Kraft getreten, von der Luce vergessen hatte, dass die alte Frau sie besaß. Sophia sprang auf die Füße. Sie schwitzte und war rot im Gesicht, und ihr weißes Haar stand zu allen Seiten ab, als sie zu der Stelle rannte, wo Dee mehrere Schritte entfernt gelandet war. Luce erhob sich auf die Zehenspitzen und zuckte zusammen, als sie sah, dass Dees Augen geschlossen waren.
»Ha!« Sophia kehrte zu den Altären zurück und griff unter jenen, auf dem Cam gefesselt lag. Sie zog einen Köcher mit Sternenpfeilen hervor.
Draußen in der Nische warf Roland Daniel erneut einen Blick zu. Diesmal nickte Daniel.
Sofort flogen Arriane, Annabelle und Roland aus ihren Verstecken in den Raum. Roland stürzte sich auf Miss Sophia, aber im letzten Moment duckte sie sich und wich ihm geschickt aus. Sein Flügel schlug ihr ins Gesicht, doch sie hatte sich seinem Griff entzogen.
Die beiden anderen Ältesten kauerten sich vor den Engelflügeln in
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