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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Eisenpfahl gehalten wurde, und sich die Schulter ausrenkte. Sein Arm baumelte auf eine unheimliche überlängte Art von seiner Schulter, als sei er beinahe abgerissen worden.
    Er stieß vom Altar auf Sophia hinab und schob Dee beiseite. Die Wucht warf alle drei zu Boden. Cam landete auf Sophia, die auf der Seite lag, und versuchte, sie mit seinem Gewicht zu zerquetschen. Sie stieß ein gequältes Heulen aus, dann zog sie sich die Arme schwach vors Gesicht, als Cam die Hände nach ihrem Hals ausstreckte.
    »Erwürgen ist die intimste Art, jemanden zu töten«, sagte Cam, als unterrichte er Gewalt für Anfänger. »Jetzt zeigen Sie uns die Schönheit Ihres Todes.«
    Aber Miss Sophias Kampf war hässlich. Gurgler und Grunzlaute kamen blubbernd aus ihrer Kehle. Cam drückte fester zu, und er schlug ihren Kopf brutal auf den Boden, wieder und wieder und wieder. Blut begann aus dem Mund der alten Frau zu sickern, dunkler als ihr Lippenstift.
    Daniel berührte Luce am Kinn und drehte sie zu sich um. Er fasste sie an den Schultern. Sie sahen einander wieder in die Augen und suchten nach einer Möglichkeit, Sophias ersticktes Stöhnen auszublenden.
    »Gabbe und Molly wussten, was sie taten«, flüsterte Daniel.
    »Sie wussten, dass sie getötet werden würden?«, fragte Luce.
    Hinter ihnen wimmerte Sophia, die jetzt beinahe so klang, als hätte sie akzeptiert, dass dies die Art war, wie sie sterben würde.
    »Sie wussten, dass Luzifer aufzuhalten wichtiger ist als ein individuelles Leben«, erwiderte Daniel. »Mehr als alles andere, das geschehen ist, sollte es dich davon überzeugen, wie dringend unsere Aufgabe hier ist.«
    Die Stille um sie herum war laut. Von Miss Sophia kam kein blutiges Husten mehr. Luce brauchte nicht hinzuschauen, um zu wissen, was das bedeutete.
    Ein Arm legte sich ihr um die Taille. Eine vertraute schwarze Mähne ruhte an ihrer Schulter. »Kommt«, sagte Arriane, »sehen wir zu, dass wir euch beide sauber bekommen.«
    Daniel überließ Luce Arriane und Annabelle. »Geht ihr Mädchen voraus.«
    Luce folgte benommen den Engeln. Die beiden führten sie in den hinteren Teil der Kapelle und öffneten mehrere Schränke, bis sie fanden, wonach sie gesucht hatten: eine kleine schwarz lackierte Tür, durch die man in einen runden, fensterlosen Raum gelangte.
    Annabelle entzündete einen Armleuchter auf einem gekachelten Tisch neben der Tür, dann zündete sie einen zweiten in einer steinernen Nische an. Der Raum mit seinen Ziegelwänden hatte die Größe einer geräumigen Speisekammer und war bis auf ein erhöhtes achteckiges Taufbecken leer. Das Becken schmückte innen ein Mosaik aus grünen und blauen Steinen, außen ein umlaufendes Marmorfries mit Engeln, die auf die Erde hinabstiegen.
    Luce fühlte sich innerlich elend und tot. Selbst das Taufbecken schien sie zu verspotten. Hier war sie – das Mädchen, dessen verfluchte Seele irgendwie wichtig war, zu haben war, weil sie als Kind nie getauft worden war –, und stand im Begriff, den Staub zweier toter Engel abzuwaschen. War die Rettung von Daniel und ihr die Seelen von Gabbe und Molly wert gewesen? Wie konnte das sein? Diese »Taufe« brach Luces bereits gebrochenes Herz noch ein wenig mehr.
    »Keine Sorge«, sagte Arriane, die ihre Gedanken las. »Es wird nicht zählen.«
    Annabelle fand Wasserhähne in der Ecke des Raumes, hinter dem Taufstein. Sie kippte einen großen Holzeimer nach dem anderen mit dampfend heißem Wasser in das Becken. Arriane stand neben Luce und sah sie nicht an, hielt nur ihre Hand. Als das Bad voll war und blaugrün von den Kacheln schimmerte, hoben Annabelle und Arriane Luce über das Wasser. Sie trug immer noch ihren Pullover und die Jeans. Sie hatten nicht daran gedacht, sie auszuziehen, aber dann bemerkten sie ihre Stiefel.
    »Hoppla«, murmelte Annabelle leise und zog ihr die Stiefel aus und warf sie beiseite. Arriane hob das silberne Medaillon über Luces Kopf und schob es in einen Stiefel. Ihre Flügel flatterten, als sie vom Boden abhoben, um Luce in das warme Wasser hinabzulassen.
    Luce schloss die Augen, ließ den Kopf unter Wasser gleiten und blieb eine Weile so. Wenn sie eine Träne vergoss, würde sie es nicht merken, solange sie unter Wasser blieb. Sie wollte nichts fühlen. Es war, als sei Penn noch einmal gestorben, und neuer Schmerz wühlte alten Schmerz wieder auf, der sich für Luce immer noch neu anfühlte.
    Nach einer Zeit, die ihr sehr lang vorgekommen war, spürte sie, wie ihr Hände unter die Arme

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