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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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hatte, als sie Elena näher zu sich heranzog, brauchte sie ihre körperliche Form, um sich zu nähren. Davon ging Raphael inzwischen jedenfalls aus. Und er hatte gesehen, wie ihr Kopf einem reifen Kürbis gleich geborsten war, nachdem ein Bolzen nach dem anderen darin gelandet war, in diesem Sekundenbruchteil ihres Schreies. Die Grauen waren gnadenlose Kämpfer. Aber momentan standen sie auf der Seite von New York.
    Und es wurde Zeit, dass er und die Seinen ihre Stadt zurückeroberten.
    Da die Fähigkeit seines Körpers, Kraft zu speichern, so dezimiert war, dass sie kaum noch existierte, schnappte sich Raphael das Schwert, das Illium ihm zuwarf und begab sich mitten ins Schlachtgetümmel. Sein Schlachtruf wurde begeistert von jedem einzelnen Mann, jeder einzelnen Frau seiner Truppe aufgegriffen.
    Wie lange sie kämpften, hätte er hinterher nicht mehr sagen können, aber er war sich in jeder Sekunde Elenas und seiner Sieben bewusst, spürte, dass sie mit ihm kämpften. Dmitri, der eine weitere gegen den Turm gerichtete Attacke hatte abwehren können, besaß von dort oben eine viel bessere Übersicht als alle direkt in die Schlacht verwickelten Kämpfer und konnte fortlaufend strategische Hinweise schicken, mit deren Hilfe Raphael seine Männer und Frauen zu einer gut aufeinander abgestimmten Einheit zusammenschweißte. Erst als vor ihnen der Atlantik lag, wurde ihm klar, wie weit sie Lijuans Truppen zurückgedrängt hatten. Die Kämpfe am Himmel hatten Manhattan längst hinter sich gelassen und umfangreiche Teile von ganz New York mit einbezogen, während die Sonne höher und immer höher stieg.
    Wenig später – Raphael hatte gerade einem feindlichen General den Kopf abgeschlagen und den Körper des Mannes begleitet von einer Fontäne Blut ins Meer geschickt, wo seine Leute ihn zweifellos bergen würden, denn er war viel zu alt, um an einer bloßen Enthauptung zu sterben – spürte er, wie Jason mit ihm Kontakt aufnahm.
Sire, sie haben die weiße Flagge gehisst. Sie ergeben sich.
    Raphael stieg auf, bis er das Schlachtfeld im Blick hatte und Jasons Meldung bestätigt fand. Da hielt er sein Schwert waagerecht vor sich hin. Es dauerte gut eine halbe Minute, bis auch noch der letzte Kämpfer die Botschaft vernommen hatte. Einer nach dem anderen hielten sich seine Leute zurück und gestatteten ihren Feinden den Rückzug.
    »Wir lassen sie einfach so gehen?« Elena war neben Raphael aufgestiegen. »Ernsthaft?«
    Raphael konnte ihr die Empörung nicht verdenken. Sein Zorn war ebenso groß, aber kühler. »Das gehört zu den Regeln des Krieges.«
    »Aber umgekehrt hätten sie uns getötet!« Elena knurrte fast, ihr blutüberströmter, geschundener Körper war bis zum Zerreißen angespannt, wollte jagen, wollte alles zur Strecke bringen, was ihre Leute verletzt hatte.
    »Die feindlichen Kämpfer hätten meine Truppen nicht angefasst, wenn sie sich ergeben hätten. Es sei denn, es wäre zu einem Aufstand gegen Lijuan gekommen.« Ob Lijuan sich im Fall eines Sieges an seinen Leuten genährt hätte, war eine andere Frage – aber Raphael war nicht Lijuan, er achtete die Regeln der Seinen, er würde nicht dagegen verstoßen.
    Er setzte sich mit Dmitri und Naasir in Verbindung.
Sammelt ihre überlebenden Vampirtruppen, schafft sie zum Pier und besorgt ihnen ein Schiff. Sorgt auch dafür, dass sie genug Blut haben, um die Fahrt aus meinen Gewässern hinaus zu überleben.
Danach lag die Verantwortung bei ihren eigenen Kommandanten. Lijuan mochte nicht einen Funken Ehre mehr im Leib gehabt haben, aber vielleicht gab es unter ihren älteren Kommandanten welche, die die eigenen Leute nicht im Stich ließen.
    »Wenn du mich fragst: Ich finde das blöd!« Elena schob sich eine Haarsträhne aus dem schweißnassen Gesicht. Diese braunen Haare – er würde sie bitten, die Farbe bei der ersten sich bietenden Gelegenheit gründlich auszuwaschen, sie war einfach falsch. »Ich glaube nicht, dass sich die irre Ziege, die sich Erzengel schimpft, an die Regeln gehalten hätte.«
    »Sie ist jenseits von Ehre und Wahnsinn, sie ist zum Geschöpf des reinen Bösen geworden.«
    Seine erboste Gemahlin seufzte noch einmal, ließ dann aber doch die Armbrust sinken. »Und du nicht.« Ohne ihre Gegner aus den Augen zu lassen, murmelte sie: »Schon gut, schon gut, lass uns bloß zivilisiert sein! Dann sollen sie sich eben zurückziehen. Aber ich sage dir eines: Es gefällt mir nicht. Sobald Lijuan sich erholt hat, sehen wir sie wieder. Es wäre ja auch

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