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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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nicht aus großer Entfernung.
Was hast du zu berichten?,
erkundigte sich Raphael.
    Noch eine Angriffstruppe!
Die grünen Augen des schlanken Engels waren ganz dunkel geworden, denn obwohl Engel viele ihrer Wunden selbst zu heilen vermochten, schmerzten diese Wunden darum doch nicht weniger.
Am Horizont, vielleicht fünf Minuten hinter mir. Ich bin losgeflogen, sobald ich sie entdeckt hatte, aber sie sind sehr schnell.
Azar war Kundschafter und für seine Schnelligkeit bekannt – wenn er die unbekannten Kämpfer als schnell bezeichnete, dann waren sie gefährlich schnell.
Sie haben mit jedem Flügelschlag zu mir aufgeholt.
    Raphael blickte auf die zerstörte Stadt zu seinen Füßen, auf die zerschmetterten Wände des Turms. Er dachte an all die Kämpfer, die tot oder verwundet waren, und wusste, einer weiteren und noch dazu frischen Truppe würden seine Leute nichts entgegenzusetzen haben. Ganz gleich, wie groß und tapfer ihre Herzen sein mochten.
Wie viele? Was schätzt du?
    Hunderte, Sire. Und sie flogen in der saubersten Formation, die ich je gesehen habe.

44
    Raphael übergab Azar den Heilern und leitete die Botschaft, deretwegen der Kundschafter durch feindliches Feuer geflogen war, an die anderen weiter. »Wir ziehen los und richten so viel Schaden wie möglich an, um unseren Leuten eine Chance zu geben«, sagte er zu Dmitri, der zu ihnen auf den Balkon getreten war und dessen Augen nur noch aus kalten Eisstückchen zu bestehen schienen, als ihm klar wurde, was als Nächstes bevorstand.
    Illium, der sich ihnen wieder angeschlossen hatte, fluchte leise, während Jason, der neben ihm stand, stoische Ruhe bewahrte.
    Elenas Gesicht drückte nichts als störrische Wut aus. Fast hätte Raphael auch unter diesen tragischen Umständen noch lächeln müssen, als er sie so sah. Wer hätte nicht gern am Vorabend der größten Schlacht seines Lebens eine solche Frau an seiner Seite gehabt? Welcher Mann wäre auf eine solche Frau nicht stolz gewesen? »Warne unsere Leute«, sagte er zu Dmitri. »Sag ihnen, wenn keine Aussicht auf Sieg mehr besteht, entehrt es mich nicht, wenn sie den Rückzug antreten oder sich ergeben. Sobald Lijuan nicht mehr von dieser Welt ist, werden sie auch nicht unter dem Bösen dienen müssen.«
    Dmitri sah ihn an.
Das werde ich weitergeben. Aber ich werde nie jemandem anderen dienen als dem Sire.
    Das weiß ich, mein alter Freund. Ich würde meine Stadt und mein Gebiet nie einem anderen Engel hinterlassen, nur meinem Stellvertreter.
    Fliege stark, Raphael.
    Kämpfe gut, Dmitri.
    Rauschend öffneten sich die Flügel, und Raphael, Elena, Illium und Jason flogen vom Turm, alle vier auf direktem Weg in das Herz von Lijuans Operationen hinein, in der Hoffnung, die Wahnsinnige und ihre Leute unvorbereitet zu treffen. Sobald sie in Reichweite der feindlichen Waffen waren, schwirrten Armbrustbolzen durch die Luft. Jason und Illium waren schnell und konnten ausweichen, aber Elena nicht. Dafür verstand sie es sehr gut, in vollem Flug die eigenen Bolzen zu verschießen. Und so gelangen ihr schon bald zwei Volltreffer mitten zwischen feindliche Augen. Danach drängte sich niemand mehr darum, ihr als Zielscheibe zu dienen.
    Sie hatten gerade die Grenze zwischen ihren Verteidigern und der Angriffsfront ihrer Feinde überquert, als Raphael, dem das Drachenzeichen heiß und drängend unter der Haut pochte, am lichter werdenden Horizont eine graue Welle entdeckte, die sich einmal um das ganze Schlachtgeschehen zu legen schien.
    Aufgepasst!
    Auf Illiums Warnruf hin drehte er sich seitwärts. Gerade noch rechtzeitig, um einem Hagel aus Klingen zu entkommen, die Lijuan in seine Richtung abgefeuert hatte. Elena, Jason und Illium verwickelten rings um ihn herum feindliche Kämpfer in Auseinandersetzungen, die es auf Raphaels Flügel abgesehen hatten. Hoch über allem hatte sich der Erzengel von China materialisiert und versuchte, ihn mit ihrem giftigen Feuer in Stücke zu reißen.
    Raphael entfachte das letzte ihm noch verbliebene Wildfeuer zum Leben und bediente sich zusätzlich bei dem, das in Elena lebte. Lijuans nächsten Beschuss wehrte er mit einfachem Engelsfeuer ab, und als sich der Bolzen aus einer Armbrust in seine Schulter bohrte, beachtete er ihn nicht weiter, sondern stieg höher, seinem erklärten Ziel entgegen, dem physischen Kontakt mit Lijuan.
    Aber diese war wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte. Sie verschwand, war einfach nicht mehr zu sehen, und als sie sich links von Raphael wieder

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