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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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krachen Engel runter auf die Stadt!« Sara klang zutiefst verstört, gleichzeitig schwang in ihrer Stimme aber auch die stählerne Härte mit, die sie auszeichnete und die sie zur Leiterin einer Gilde hatte aufsteigen lassen, die sich aus einigen der gefährlichsten Männer und Frauen des Landes zusammensetzte. »Unsere Leute helfen, wo sie können, aber ich habe Berichte über Engel vorliegen, die von Wasserspeiern aufgespießt hoch oben an Wolkenkratzern hängen oder verletzt auf Kirchtürmen feststecken.«
    Die schrecklichen Bilder ließen Elena fassungslos nach Luft schnappen. »Ruf im Turm an!« Sie ratterte eine Nummer herunter, die Sara direkten Zugang zu Aodhan verschaffen würde. »Falls Aodhan außer Gefecht sein sollte …«
Lieber Gott, nur das nicht!,
»… dann ist jemand anderes dran, der zuständig ist.« Sie legte auf, Sara würde schon verstehen, dass jetzt für viele Worte keine Zeit war. Unzählige blutende Vögel bedeckten den Rasen, über den sie rannte, die kleinen Augen offen, aber mit einem stumpfen Glanz überzogen – sie waren alle tot. Aber immerhin lagen die kleinen Leichen mit einigem Abstand zueinander. Das Haus und die umliegende Gegend schienen sich am äußersten Rand der von den schrecklichen Geschehnissen betroffenen Zone zu befinden. Elena hatte vor Angst und Entsetzen inzwischen einen üblen, metallenen Geschmack im Mund. Hoffentlich waren die kleinen Wesen durch den Aufprall auf dem Boden ums Leben gekommen und nicht durch das, was ihren Sturz verursacht hatte! Anders als Vögel konnten Engel nämlich auch mit unzähligen gebrochenen Knochen noch überleben und auch wieder genesen.
    »Ich übernehme ihn!«, rief sie, als Raphael ihr mit einem Engel in den Armen entgegenkam.
    »Er atmet nicht. Sein Rückgrat ist gebrochen, und sein Herz schlägt nicht mehr.« Raphael legte den geschmeidigen, muskulösen Engelskörper oben auf den Klippen ab, um sich gleich wieder in die Luft zu schwingen, aber sein Bewusstsein blieb mit Elena verbunden.
Sag Montgomery, er soll medizinische Maßnahmen ergreifen. Dieser Engel überlebt sonst nicht, er ist noch zu jung.
    Wird gemacht.
Elena warf sich einen der glücklicherweise nicht gebrochenen Arme des Engels über die Schulter, ignorierte alles, was sie über den Transport von Verletzten mit gebrochenem Rückgrat wusste, da es sich hier nicht um einen Sterblichen handelte, biss die Zähne zusammen und richtete sich auf. Die Flügel des Engels waren nach seinem Sturz in den Fluss völlig durchnässt und schwer wie Blei – nur gut, dass Elena als geborene Jägerin immer schon stärker gewesen war als die meisten Menschen. Ihre Unsterblichkeit hatte ihre Kräfte zwar verstärkt, jedoch im Grunde nur untermauert, was bereits vorhanden gewesen war.
    Trotzdem war sie froh, als Montgomery jetzt aus dem Haus zu ihr rannte und ihr einen Teil des Gewichts abnahm, indem er den Verletzten auf der anderen Seite stützte. Weder Elena noch der Butler zuckten zusammen, als zwei Vögel ihnen im Sturz schmerzhaft auf den Rücken krachten. »Medizinische Maßnahmen!«, keuchte Elena, während sie sich abmühte, die Strecke bis zum Haus möglichst schnell hinter sich zu bringen. Bislang hatte sie noch nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie medizinische Maßnahmen auch für Engel gab.
    Auf dem Weg zur Tür, die direkt in die große Halle führte, rannten oder flogen weitere Hausangestellte und auch eine ganze Reihe von Engeln aus anderen Teilen der Enklave an ihnen vorbei. Sie schleppten den Verletzten in die Halle, die noch vor wenigen Minuten ein imposanter, repräsentativer Raum mit schimmerndem Holzfußboden und eleganten Statuen gewesen war, sich inzwischen aber in ein Behelfslazarett verwandelt hatte.
    Ein junger Vampir, den Montgomery als Lehrling unter seine Fittiche genommen hatte, warf große Futons auf den Boden, die aus einem Elena bislang unbekannten Lager stammen mussten, während Sivya, ein schlanker Engel, der normalerweise für die Küche zuständig war, gerade eine große Ledertasche aufklappte. Die Tasche erinnerte Elena stark an einen altmodischen Arztkoffer.
    Sivya entnahm ihr eine große Spritze, und sobald der verwundete Engel auf dem Futon lag, rammte er ihm die Nadel direkt ins Herz und drückte den Kolben ganz hinunter. Elena brannten tausend Fragen auf der Zunge, aber dafür war jetzt keine Zeit, denn Montgomery machte sich bereits wieder auf den Weg hinaus, und sie schloss sich ihm eilends an. Draußen war gerade ein weiteres Opfer

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