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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hineinstürzen.”
    Er verriet ihr nicht, dass er schon längst bis über beide Ohren in der “Sache” drinsteckte – seitdem er sie zum ersten Mal die Wand hatte emporklettern sehen. Er verstand es nicht, war nicht sicher, was zwischen ihnen vor sich ging, aber irgendetwas lag in der Luft, und er würde es nicht ignorieren.
    “Ich werde dich nicht drängen, Autumn. Wir haben zurzeit beide viel im Kopf, aber ich lasse nicht zu, dass du so tust, als wäre das, was zwischen uns geschehen ist, nichts Besonderes, weil ich weiß, dass es besonders war, und weil ich glaube, dass du es auch weißt.”
    Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe und versuchte, den Reißverschluss der Sporttasche zu schließen. Ihre Hand zitterte, und der Verschluss klemmte. Ben griff nach der Leinentasche und schloss sie für sie.
    “Ich muss jetzt wirklich los, Ben.”
    “Bist du sicher, dass ich dich nicht begleiten soll? Ich würde dich gern fahren.”
    Sie schüttelte schnell den Kopf.
    “Na gut. Dann bis morgen früh.”
    Autumn wirkte wie ein Kaninchen, das der Schlange gerade noch mal entkommen war. Er hätte sie gern gefragt, ob sie sich am Abend mit ihm treffen wollte, doch er spürte, dass sie nicht dazu bereit war. Außerdem stand er zu seinem Wort: Er würde sie nicht drängen.
    Erst um sechs Uhr abends, als er am Computer eine Reihe Zahlen durcharbeitete, wurde ihm klar, dass er sie gar nicht hätte treffen können – selbst wenn sie zugestimmt hätte.
    Seine Sekretärin Jennifer Conklin klopfte kurz an die schwere Mahagonitür und kam ins Büro. “Sie sind spät dran. Sie denken doch an Ihre Verabredung zum Dinner, nicht wahr? Im Country-Club mit Sam und Beverly Styles?”
    Verflucht
. Das hatte er vollkommen vergessen. Er ließ den Bleistift auf die Tischplatte fallen. “Normalerweise werfe ich immer einen Blick in meinen Kalender. Vermutlich hat mich irgendetwas abgelenkt.” Ben wusste auch genau,
wer
dieses Irgendetwas war.
    “Sie müssen sich beeilen, wenn Sie nicht zu spät kommen wollen.”
    “Danke, Jenn. Sie sind wirklich ein Goldstück.” Er packte seine Sachen so schnell wie möglich zusammen, schnappte sich den Mantel und spurtete zur Tür.
    “Viel Spaß”, wünschte Jennifer, als er an ihr vorbeiging, und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Woher sie stets zu wissen schien, mit welchen Frauen er geschlafen hatte, war Ben ein Rätsel. Was sie jedoch nicht wusste, war, dass er nicht das geringste Verlangen verspürte, mit Beverly Styles ins Bett zu steigen; dass er es ohnehin nie getan hätte, wenn Bev nach einem gemeinsamen Abend nicht darauf bestanden hätte, noch auf einen Schlummertrunk mit zu ihm zu kommen. Da Sam ein Freund war, hatte er erst gar kein Interesse für Bev aufkommen lassen, doch er war kein Heiliger und sie eine attraktive, sinnliche, geschiedene Frau, die genau wusste, was sie wollte.
    An diesem Abend würde jedoch nichts geschehen. Es gab nur eine Frau, die er wollte, und ausgerechnet die wollte ihn nicht zurück in ihr Bett lassen.
    Er seufzte, während er darauf wartete, dass ein Angestellter des Parkservices ihm seinen Wagen aus dem unteren Parkdeck holte. Er würde den Abend so kurz wie möglich halten und dann nach Hause gehen.
    Ben lächelte in sich hinein. Morgen würde er Autumn sehen und seine Strategie ändern.
    Den gesamten Weg von Seattle nach Burlington dachte Autumn an Ben McKenzie.
    Seit Jahren hatte sie sich zu keinem Mann mehr hingezogen gefühlt, nicht seit Lucas Noland, einem Kletterer, den sie auf einem Trip in die Rocky Mountains bei Colorado kennengelernt hatte. Luke war ein gut aussehender und erstaunlich sportlicher Typ, und gleich bei ihrer ersten Begegnung machte es “Klick”. Sie rief sich kurz die One-Night-Katastrophe mit Ronnie Hillson in Erinnerung, die sie nach Monaten harmloser Verabredungen erlebt hatte. Aber Luke war ein ganz anderer Typ – ein aufrichtiger Typ –, und sie glaubte, mit einer kurzen Affäre umgehen zu können.
    Sie dachte, sie habe ein kleines Abenteuer verdient. Nur dieses eine Mal. Sie würde die zwei gemeinsamen Wochen genießen und nicht mehr von ihm erwarten.
    Als der Ausflug vorbei war, verabschiedete sie sich am Flughafen von Luke und flog zurück nach Seattle. Es ist vorbei, sagte sie sich. Dennoch konnte sie nicht damit aufhören, auf seinen Anruf zu warten.
    Doch der kam nicht. Niemals.
    Ein Abenteuer, so ihre Erfahrung, konnte schmerzhaft sein.
    Sie war nicht in Luke verliebt gewesen, aber sie hatte geglaubt, er

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