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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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bedeutete. Deshalb entspannte sie sich hier gerne, wenn sie in der Unterwelt nicht gebraucht wurde, indem sie ins Kino ging oder mit einem Motorrad durch die überfüllten Straßen raste, um den Autos in halsbrecherischen Aktionen auszuweichen. Das war Adrenalin pur! Nicht nur deshalb trug sie überwiegend einen schwarzen Overall aus weichem Leder. Spätestens, seit sie den Film »Kill Bill« gesehen hatte, verglich sie sich mit Uma Thurman in der Rolle der Beatrix Kiddo alias Black Mamba.
    Leraja schlenderte zum Geländer, um nach unten zu spähen. Dabei zog sie ein Smartphone aus der Tasche ihrer Lederjacke. Es war eine Marke der »Konkurrenz«. Sie erhielt es vor einigen Wochen von einem Handlanger ihrer Mutter, der das Gerät einem jungen Engel gestohlen hatte. Leraja hoffte, eine Nachricht abzufangen, die ihr sagte, wo der Kelch aktiviert worden war, aber das konnte bei ihrem Glück und der dämonischen Technik noch Stunden dauern.
    Nur eine Zutat pro Tag, wusste sie, und noch sechs Tage bis zum Blutmond.
    Den Dämonen war es gelungen, die Satellitenortung ihrer Erzfeinde anzuzapfen, welche auch die Energie-Signaturen weltweit überwachte. Leraja konnte jetzt anhand unterschiedlicher Signale erkennen, wer Mensch, Engel oder Dämon war, wobei sie einen Engel schon auf eine halbe Meile Entfernung fühlte. Doch die Dämonen mussten spezielle Nachrichten separat abfangen, zum Beispiel, wo der Kelch aktiviert wurde. Diese Informationen übermittelte eine Art Zentrale an die wachhabenden Engel. Deshalb wussten die Dämonen zwar über jeden Schritt Bescheid, doch leider immer ein wenig zu spät. Da Leraja nur abwarten konnte, bis über ihr Gerät eine neue Meldung hereinkam, hatte sie jetzt wieder »frei«.
    Seufzend blickte sie nach unten auf die Fifth Avenue. Auch um diese späte Stunde fuhr noch eine Vielzahl gelber Taxis durch die hell erleuchteten Straßen von New York. Es war eine schöne Gegend, besonders nachts.
    Weiter hinten trennte der East River wie ein schwarzes Band die Stadt. Leraja bewunderte noch für eine Weile die Aussicht, bevor sie ihr Gerät auf einen dämonischen Satelliten umschaltete. Sie sollte ihre Zeit lieber nicht vertrödeln, sondern ihre Mutter stolz machen. Jede zusätzliche Seele, die sie neben der Suche nach dem Artefakt beschaffte, wäre ein Pluspunkt auf ihrem Dämonenkonto.
    Wenn es ihr nur endlich einmal gelingen würde …
    Ein interessantes Signal, ganz in ihrer Nähe, ließ sie gebannt auf ihren Detektor blicken. Das Navi zeigte auch reine, unverdorbene Seelen an. Diese sendeten eine bestimmte Frequenz aus und die Dämonen hatten es geschafft, diese Signale herauszufiltern und auszuwerten. Der hellblaue, blinkende Punkt deutete auf ein beinahe perfektes Wesen hin – ja, es könnte glatt ein Engel sein, so rein war die Signatur! Aber nur fast, denn der Punkt war ja nicht weiß. Sollte es sich tatsächlich um einen echten Engel handeln, würde Leraja das zusätzlich spüren können, wenn sie ihm nah genug war.
    Ihr Herz schlug schneller, jetzt könnte sie einen ganz großen Fang machen! Sofort erschuf sie ein weiteres Portal an der Wand des Empire State Buildings, durch das sie eine schmutzige, dunkle Gasse in Chinatown betrat.
    Leraja sah ihn sofort: Ein schwarzhaariger Mann in T-Shirt und Cargohose kniete auf dem Teer und ließ etwas dicht über dem Boden vor sich gleiten, irgendein kleines, technisches Gerät. Er war so in seine Arbeit versunken, dass er Leraja nicht bemerkte.
    Nein, sie spürte keine göttliche Macht. Dieser Kerl schien ein gewöhnlicher Mensch zu sein. Was suchte er in dieser gefährlichen Gegend? Und dann auch noch in der direkten Nähe des Ladens, aus dem das Drachenblut gestohlen worden war! Ob das der Kelch-Räuber war? Wohl eher nicht, der war gewiss nicht so dumm, sich hier blicken zu lassen. Dennoch verhielt der Mann sich sehr verdächtig, wie er in der Hocke den Straßenbelag scannte.
    Leraja räusperte sich, worauf der Kerl sofort aufsprang und herumwirbelte.
    Wow, was für ein Sahneschnittchen! Vor Aufregung schlug ihr Puls schneller. Sie konnte ihn nur mit offenem Mund anstarren. Es lohnte sich, den Typen vorher noch mächtig ranzunehmen!
    Er wirkte kurz alarmiert, aber sofort glätteten sich seine Gesichtszüge und er fuhr sich durch sein kurzes Haar, um es nur noch mehr zu verstrubbeln.
    Leraja schätzte ihn auf höchstens dreißig Menschenjahre. Er war nicht recht groß, aber immer noch einen halben Kopf größer als sie selbst. Besonders die

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