Engelslust
einfach absorbieren kannst, ohne dass es dir was ausmacht.«
Plötzlich murmelte Magnus im Schlaf und drehte sich auf die Seite.
Amabila erstarrte. Hatte er gehört, was Desmond gesagt hatte? »Pst, sei doch nicht so laut. Du weckst ihn noch auf!«
»Ama!«, hakte er nach, diesmal aber leiser.
»Ich kann dir das jetzt nicht erzählen, Dess. Vertrau mir bitte, gerade weil du mich kennst.«
»Na schön«, murrte er. »Ich hoffe nur, deine Liebe macht dich nicht blind.« Er schnippte mit den Fingern, und mit einem leisen »Plopp« verschwand seine Kleidung. Nackt hockte sich Desmond neben Magnus auf das Bett und zog die Decke weg. Dann strich er mit dem Daumen über Magnus ’ Stirn. »Schlafe«, flüsterte er. »Schlafe tief.«
Amabilas Atem stockte. Zwei attraktive, nackte Männer, so viel pure Männlichkeit – das war fast zu viel für sie. Wie sollte sie sich da beherrschen?
Gegen Magnus wirkte Desmond eher schmächtig, auch wenn er ebenfalls recht groß war. Dennoch schaffte es ihr Freund mühelos, Magnus auf die Seite zu drehen und dessen Bein anzuwinkeln. Anschließend wollte sich Dess in die Handfläche spucken, um den Speichel auf seiner beginnenden Erektion zu verteilen, aber Amabila hielt ihm sofort ein Fläschchen Öl unter die Nase, das sie noch schnell besorgt hatte, als Magnus eingeschlafen war.
»Das hat er ja wohl nicht verdient«, knurrte Dess, nahm jedoch die Flasche an sich. Als Incubus hatte er keine Probleme, sofort bereit zu sein, und er machte sich mit einer Routine ans Werk, als wäre er ein Arzt, der sich auf eine Operation vorbereitete.
»Hast dir einen hübschen Kerl ausgesucht«, sagte er.
Amabila seufzte. Eigentlich hatte das Schicksal sie zu Magnus geführt. Die ganzen Jahrhunderte als Engel war sie unglücklich gewesen, ein Engel mit der Sehnsucht nach Liebe zu einem Mann. Sie empfand es als Qual, in einem menschlichen Körper gefangen zu sein, und hatte deshalb ihren Posten im Rat abgelegt. Sie konnte diese Aufgabe nicht mehr moralisch vertreten, da sie ein Verhältnis mit Desmond pflegte. Der Rat erfuhr natürlich die Wahrheit, doch er gab ihr eine zweite Chance, weil sie als Mensch schon viele gute Taten vollbracht, sich im Krieg um die Verletzten gekümmert und ihre eigenen Bedürfnisse immer hintangestellt hatte. Sie nahm einen Job auf der Erde an, aber das hatte alles nur verschlimmert, denn dort regierten die verdorbensten Lüste und hatten ihre Sehnsüchte erst recht geschürt. Trotz ihrer grausamen Vergangenheit verspürte sie diese unbändige Lust auf Sex. Sie wusste selbst nicht genau, warum. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass sie von allen Wesen um sich herum die Energie absorbierte – auch die sexuelle. Es war schon erstaunlich, wie oft andere an Sex dachten. In Magnus’ Nähe fühlte sie sich daher besonders schwach.
Amabila wusste bis heute nicht, warum der Rat ihr keine Aufgabe zugeteilt hatte, der sie als feinstoffliche Erscheinung nachgehen konnte. Nein – es musste ein fester menschlicher Körper mit Sehnsüchten sein, in dem sie steckte … Daher hatte Amabila die Schicksalsgöttin aufgesucht, um sie um Rat zu fragen. Diese erzählte ihr von Magnus, und dass sie in ihm den Mann ihres Lebens finden und von ihrem Leid erlöst würde, wenn sie ihm bei seiner Aufgabe half. Amabila setzte alles aufs Spiel, obwohl sie nicht einmal wusste, wie diese Erlösung aussah. Es konnte sich ebenso gut um den endgültigen Tod handeln – die ewige Finsternis –, aber das war ihr egal; sie ertrug ihr Dasein längst nicht mehr. Natürlich wollte sie nicht, dass die Welten ins Chaos stürzten. Sie verließ sich ganz auf ihre Fähigkeiten und hoffte, dass alles gut endete. Wenn schon nicht für sie selbst, dann für alle anderen und besonders für Magnus …
Amabila konnte kaum die Augen von ihm abwenden. »Du wirst ihm nicht wehtun, hörst du!«
Desmond schmiegte sich von hinten an den breiten Körper und legte einen Arm um ihn. »Was für ein sexy Typ«, murmelte er, leckte an Magnus ’ Nacken und zwirbelte dessen Brustwarzen. Dann drang er mit einem festen Stoß in ihn ein.
Magnus warf im Schlaf den Kopf zurück und stöhnte gequält.
»Desmond!« Sofort war Amabila an seiner Seite.
»Was ist, wenn du dich irrst und er den Kelch missbraucht, um uns alle zu vernichten?«
»Das wird er nicht!«, erwiderte sie hastig, da sie spürte, dass Magnus Schmerzen hatte. Dann setzte sie sich neben seinen Kopf, um ihm zärtlich das Haar aus der Stirn zu streichen.
Weitere Kostenlose Bücher