Engelslust
sich einiges zu erzählen, von dem Magnus das Meiste nicht verstand, bis sie endlich auf den Punkt kam: »Also, es geht um Folgendes: Meinst du, dass du hier vorbeisehen kannst? Ich hätte dich gerne um einen Gefallen gebeten …«
Nach Ewigkeiten, wie es Magnus vorgekommen war, beendete sie das Gespräch. »Desmond schaut in zwei Stunden vorbei«, sagte Amabila und gab Magnus das Handy zurück. »Was brauchst du denn von einem Incubus?«
»Seinen Samen«, erwiderte er hastig.
»Oh.« Sie hüstelte und murmelte etwas von: »Hätte ich mir ja eigentlich denken können.«
»Wenn du ihn ja so gut kennst«, meinte er mit einem Anflug von Eifersucht, »kannst ja auch du mit ihm schlafen, um an … an die Zutat zu kommen.«
»Was?!« Entsetzt blickte sie zu ihm auf, sah dann aber sofort weg. »Erstens ist diese ganze Kelchsache deine Angelegenheit und zweitens kommt ein Incubus nur zu schlafenden Personen. Engel schlafen nicht, schon vergessen?«
Mist, da hatte sie allerdings recht …
Magnus hatte sich einen Schlaftrunk bereitet, weil er zu nervös war, um von selbst zur Ruhe zu kommen, und Amabila wie immer an die Leine gelegt. Sie fand das irgendwie lächerlich, dennoch konnte sie nicht bestreiten, dass es sie erregte, wenn Magnus sie wie ihren Besitz behandelte. Sie hatte es sich auf einem Sessel gemütlich gemacht und beobachtete ihren »Herrn«, der sich keine zwei Meter von ihr entfernt unruhig im Bett wälzte, bis sein Trank endlich wirkte. Da er nackt war und die Decke verrutscht, war im Dunkeln nur ihr eigenes ständiges Seufzen zu hören, weil sie nicht den Blick von ihm abwen den konnte. Wie gerne wollte sie ihm das leicht wellige Haar aus dem Gesicht streichen und ihn küssen. Seine Lippen würden sicher herrlich schmecken.
Etwas später – draußen standen Myriaden von Sternen am Himmel und der Mond leuchtete ins Zimmer – materialisierte sich ein großer Mann mit dunklem Haar und ausgewaschenen Jeans in dem Bungalow. Er wirkte recht jung, aber Amabila kannte sein wahres Alter. Mühelos machte sie sich von dem verzauberten Halsband los und sprang in Desmonds Arme. »Da ist ja mein Lieblingsdämon mit dem großen Herzen!« Sie lachte, als er sie fest an sich drückte und sie in seine kobaltblauen Augen mit den silbernen Sprenkeln sah. »Schön, dich zu sehen!«
Grinsend wirbelte der Incubus mit ihr herum. »Hallo Ama, was gibt es denn so Dringendes?« Amabila nahm tief seinen Duft nach frischem Moos in sich auf. Sie hatte ihren Freund vermisst.
Als er sie auf dem Boden absetzte, deutete sie auf das Bett. »Magnus. Er braucht deinen Samen für … den Kelch.«
»Das ist er also«, stellte Desmond nüchtern fest, die Hände in die Hüften gestemmt, und baute sich vor dem Bett auf, »der Mann, der die Alleinherrschaft an sich reißen möchte.«
Mittlerweile hatte also schon die ganze Welt von dem Verschwinden des Artefakts erfahren , überlegte Amabila, die ein wenig in Desmonds Gedanken stöberte. Natürlich, so ein Ereignis verbreitete sich wie ein Buschfeuer.
»Das will er nicht«, erwiderte sie. »Du weißt doch, ich fühle, was in anderen vorgeht, also weiß ich auch, dass Magnus ein guter Magier ist.«
»Ist der Kelch eigentlich hier?«, fragte Desmond wie beiläufig und sah sich um.
»Nein«, log Amabila, mit einem Seitenblick auf das Nachttischchen, in dessen Schublade das Kästchen mit dem Kelch versteckt war, immer noch getarnt als Comic-Sammelband. »Ich weiß auch nicht, wo Magnus ihn hat.«
Desmond schnaubte. »Ama, wie kannst du nur so ruhig sein? Dieser Mann ist gefährlich und du willst ihm helfen?«
»Er ist nicht gefährlich.«
Desmond legte die Hand auf ihre Stirn, als würde er überprüfen, ob sie Fieber hatte. »Ich spüre, dass du in ihn verliebt bist. Das trübt deine Wahrnehmung.«
Amabilas Wangen erhitzten sich, was sie so gar nicht von sich kannte, aber in den letzten Tagen hatte sich ja einiges in ihrem Dasein verändert. »Er hat einen Zauber auf mich gelegt, ja. Er hat etwas mit mir angestellt, damit ich ihm jeden Wunsch erfülle und ihm hörig bin, aber das heißt nicht, dass ich ihn liebe.«
Noch einmal legte Desmond seine Hand auf ihre Stirn. »Da ist kein Zauber, vielleicht noch Reste davon, aber die zeigen bei dir keine Wirkung.«
Sie schlug seine Hand weg und sagte energisch: »Nun fang endlich an, bevor die Nacht vorüber ist.«
»Amabila, was ist hier eigentlich los? Ich kenne dich schon ewig und weiß, dass du sämtliche Energien, auch magische,
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