Engelslust
Bungalows.
Eigentlich verdankte er es einem Zufall, wie er den Kelch gefunden hatte. Als er nach dem Unfall seine Mitarbeit bei der Excelsior Corporation gekündigt hatte, hackte er sich in sein eigenes Computersystem. Magnus wollte eine Schwachstelle aufspüren, irgendetwas, womit er sich an den Engeln rächen konnte. Da hatte er auf einer Abbildung plötzlich diesen kleinen Kristallkelch erblickt, der dasselbe Symbol trug – nämlich die keltischen Schriftzeichen für Macht und Leben – wie jenes ominöse Buch mit Zaubertränken, das schon seit Generationen im Besitz der Familie Thorne war. Nur hatte die Herstellung der Zaubertränke nie funktioniert, weil ein entscheidendes Kriterium gefehlt hatte: der Kelch!
Magnus hatte schon bald den Ort ausfindig gemacht, wo das Artefakt versteckt war.
Doch jetzt war auch sein Buch nutzlos, denn es stand nichts darin, wie er einen Incubus anlocken konnte, um an seinen …
»Du kannst mich gerne um Rat fragen«, sagte Amabila leise und unterbrach seine Gedankengänge.
Überrascht blickte Magnus sie an. Manchmal hatte er das Gefühl, als wüsste sie, was in ihm vorging.
Als wäre dies tatsächlich der Fall, setzte sie wie zu ihrer Verteidigung nach: »Ich sehe doch, wie nervös du bist. Du tigerst schon seit einer Stunde durch das Zimmer, ohne etwas zu sagen. Was beschäftigt dich?«
Seit er mit ihr geschlafen und sie vor Taurill gerettet hatte, sah Magnus sie immer mehr als Verbündete. Die Erinnerung an ihre enge Muschi, die ihn so willig aufgenommen hatte, brachte sein Blut schon wieder in Wallung, doch er musste jetzt an Wichtigeres denken. Seit ihrem »Zwischenfall« vermied er es ohnehin, ihr nahezukommen, und berührte sie nur noch, wenn er mit ihr reiste. Ihre Nähe raubte ihm immer aufs Neue den Atem. Er durfte nicht zul assen, dass er sich in sie verliebte. Das würde seine Pläne gefährden! Dennoch setzte er sich zu ihr auf die Bettkante, weil Amabilas Nähe auch beruhigend auf ihn wirkte. Vielleicht konnte sie ihm ja doch helfen? Er starrte durch das große Fenster nach draußen auf den Palmenstrand. Die Sonne versank bereits im Meer; die Zeit lief ihm davon.
»Ich …«, begann er zögerlich. »Ich weiß nicht, wie ich einen Incubus kontaktieren soll.« Er hatte bereits alle möglichen Beschwörungsformeln versucht, aber ohne Erfolg.
»Ich kenne einen«, erwiderte Amabila, als wäre es das Normalste auf der Welt.
»Du?«, stellte er trocken fest, doch sein Herz klopfte heftig. Er wollte sich seine Überraschung nicht anmerken lassen. »Ein Engel?«
Amabila hörte sich verschnupft an, als sie ihm trotzig die Hand hinhielt. »Gib mir dein Handy.«
Das weckte sein Misstrauen. Magnus wusste, dass Engel und mittlerweile auch andere Wesen die menschliche Technik nutzten. Immerhin hatte er ja das Meiste davon entwickelt. Daher befürchtete er, sie könne jemandem ihren Aufenthaltsort verraten. »Warum?«
»Gut, dann rufe ich Desmond nicht an«, sagte sie schnippisch, wobei sie ihm den Rücken zukehrte und die Arme vor der Brust verschränkte.
Magnus erhob sich und ging um sie herum. Durch ihre Haltung drückten sich ihre kleinen Brüste nach oben, sodass die Rundungen deutlich im Ausschnitt ihres Kleides zu sehen waren. »Wer ist Desmond?«
Jetzt stand auch Amabila auf. »Na, der Incubus!«
Das Bild des unschuldigen Engels verblasste zunehmend. Vielleicht war sie ja gar nicht so rein, wie er dachte? Wenn er sich erinnerte, hatte er ihr inneres Leuchten nur kurz in ihren Pupillen aufflackern gesehen – es war eher ein Glimmen gewesen. War das vielleicht der Grund, warum sie ihm nie länger in die Augen blickte, weil sie befürchtete, er würde erkennen, wie unrein sie war?
Und wenn er an den fantastischen Sex mit ihr dachte … Benahm sich so ein unerfahrenes Wesen?
Widerwillig gab er ihr sein Telefon. Eine Alternative hatte er sowieso nicht.
Unter seinen wachsamen Augen tippte sie eine Nummer ein. Es war eine amerikanische Vorwahl, so viel hatte Magnus erkannt.
»Brendan?«, sagte Amabila nach ein paar Sekunden. »Hi, hier ist Ama. Ist Desmond zu sprechen?«
Brendan? Ama?
Magnus knirschte mit den Zähnen. Wie viele von den dämonischen Wesen kannte sie? Außerdem schien sie ja ein sehr vertrautes Verhältnis zu ihnen zu haben.
»Hi, Dess, es tut mir leid, euch so früh am Morgen zu stören … Wie? Schon zehn? Ach, dann ist es ja gut …«
Ungeduldig lief Magnus im Bungalow auf und ab, während Amabila mit dem Incubus herumschäkerte. Sie hatten
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