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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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der Lederjacke in der Bar zusammengeschlagen hatte. Und ein paar Tage vorher, draußen vor der Bibliothek, hatten Daniel und Cam ungefähr gleichstark gewirkt. Luce sah verwundert - und auch bewundernd - zu Gabbe, die ihren wippenden Pferdeschwanz diesmal mit einer regenbogenfarbenen Schleife zusammengebunden hatte. Sie hatte Cam inzwischen ihr Knie ins Kreuz gedrückt, hielt ihn damit auf dem Boden fest und drehte ihm den Arm auf den Rücken. »Na, Onkel?«, meinte sie spöttisch. »Du brauchst nur das Zauberwort zu sagen. Dann hör ich sofort auf.«
    »Niemals.« Cam spuckte auf den Boden.
    »Auf diese Antwort hab ich gehofft«, sagte sie und stieß seinen Kopf mit einem harten Schlag nach unten, sodass sein Gesicht im Schmutz lag.
    Daniel legte den Arm um Luces Schulter. Sie lehnte sich gegen ihn, wagte es aber nicht, ihn anzusehen, aus
Angst, was sie in seiner Miene lesen würde. Er musste sie hassen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Cam hat mich -«
    »Warum bist du hierhergekommen, um ihn zu treffen?« Daniel klang gleichzeitig verletzt und wütend. Er fasste sie am Kinn und drehte ihr Gesicht, sodass sie ihm in die Augen schauen musste. Seine Finger auf ihrer Haut fühlten sich eiskalt an. Seine Augen waren tiefviolett, ohne Spuren von Grau.
    Luces Unterlippe zitterte. »Ich dachte, ich könnte das für uns beide regeln. Cam alles sagen, damit ich mit dir zusammen sein kann, ohne länger an ihn denken zu müssen.«
    Daniel brummte etwas. Luce merkte selbst, wie töricht sich das anhörte.
    »Der Kuss eben …«, stammelte sie. Am liebsten hätte sie die Erinnerung daran ausgespuckt. »Das war ein riesengroßer Fehler.«
    Daniel schloss die Augen und wandte sich ab. Zweimal öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, tat es dann aber doch nicht. Er fasste sich mit den Händen in die Haare und wiegte sich vor und zurück. Ängstlich beobachtete Luce ihn, sie befürchtete schon, dass er anfangen würde, zu weinen. Schließlich nahm er sie in seine Arme.
    »Bist du wütend auf mich?« Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und atmete tief ein. Wie gut er roch.
    »Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Von Cam war ein Wimmern zu hören, das beide zu ihm hinblicken und dann leise aufstöhnen ließ. Daniel griff nach Luces Hand und wollte sie wegziehen, aber sie konnte ihre Augen nicht von Gabbe wenden, die Cam inzwischen in den Schwitzkasten genommen hatte. Er musste sich noch einmal heftig gewehrt haben. Gabbe wirkte entspannt und locker,
Cam dagegen war total abgekämpft. Er bot einen jämmerlichen Anblick. Luce begriff das alles überhaupt nicht.
    »Was geht hier vor sich, Daniel?«, flüsterte sie. »Wie kann Gabbe ihn so verprügeln? Warum lässt Cam das mit sich machen?«
    Daniel seufzte halb, halb lachte er. »Er lässt das nicht mit sich machen. Du kannst hier mal sehen, wozu Mädchen fähig sind.«
    Luce schüttelte den Kopf. »Aber ich versteh das nicht. Wie -«
    Daniel streichelte ihr die Wange. »Wollen wir einen kleinen Spaziergang machen?«, fragte er. »Ich muss dir ein paar Dinge erklären. Komm mit an meinen Lieblingsplatz. Da können wir uns hinsetzen und ungestört miteinander reden.«
    Luce lagen ebenfalls ein paar Dinge auf dem Herzen, die sie Daniel beichten musste. Oder vielleicht war beichten auch nicht das richtige Wort. Auf alle Fälle aber ins Gespräch einflechten, um zu sehen, wie er reagieren würde. Ob er ihr zu verstehen geben würde, dass sie komplett und unheilbar verrückt war. Das mit dem violetten Licht, zum Beispiel. Und die Träume, die sie hatte. In denen er, Daniel, immer wieder auftauchte.
    Daniel führte Luce zu einem Bereich des Friedhofs, in dem sie vorher noch nie gewesen war. Zwischen den Gräbern und Bäumen tat sich eine kleine Lichtung auf, in deren Mitte zwei alte Pfirsichbäume standen. Sie neigten sich einander entgegen und wirkten wie ein uraltes Paar. Zwischen den beiden Stämmen war gerade genug Platz für eine schmale Bank, über der sich die Äste herzförmig wölbten.
    Sie setzten sich beide auf die Bank unter den knorrigen, wundersam geformten Ästen, und er strich mit seinen Fingern über ihren Handrücken.

    Der Abend war ruhig und still, nur die Grillen zirpten. Luce dachte kurz an die anderen Schüler, die jetzt alle in der Cafeteria Kartoffelbrei auf ihre Teller häuften und nach den zimmerwarmen H-Milch-Tetrapacks griffen. Ihr war zumute, als seien Daniel und sie mit einem Mal auf einer vollkommen anderen Seinsebene. Seine Hand, die

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