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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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bist gekommen.« Seine Stimme war heiser, aber am Ende dieses Satzes lächelte er ein klein wenig.
    Luce knackte mit den Fingerknöcheln, damit er zu lächeln aufhörte. Sie nickte und hielt den Brief hoch.
    Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie zog sie schnell zurück und tat so, als müsste sie sich dringend eine Haarsträhne aus den Augen streichen.
    »Ich dachte, du bist wahrscheinlich sauer wegen gestern Abend«, sagte er. Zusammen machten sie ein paar Schritte in den Friedhof hinein. Dann setzte Cam sich im Schneidersitz auf eine graue Marmorbank zwischen den ersten Gräberreihen. Er wischte den Schmutz und herabgefallene Blätter fort und klopfte auf den freien Platz neben ihm.
    »Sauer?«, fragte sie.
    »Normalerweise ist das doch der Grund, warum Leute aus einer Bar stürmen.«
    Sie setzte sich ebenfalls im Schneidersitz auf die Bank und drehte sich zu ihm. Wenn sie nach links blickte, konnte sie die Krone der riesigen alten Eiche weiter in der Mitte des Friedhofs sehen, wo Cam und sie das Picknick gemacht hatten. Wie lange das schon her zu sein schien, fast eine Ewigkeit.

    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Luce. »Vielleicht eher verdutzt. Auch verwirrt. Und enttäuscht.« Sie fröstelte, als sie wieder die Augen des widerlichen Typen in der Lederjacke vor sich sah, während er nach ihrer Hand griff; Cam, wie er vollkommen krank auf den Mann eindrosch; und dann noch der dichte schwarze Mantel der Schatten über ihren Köpfen … »Warum hast du mich dort hinbringen lassen? Du weißt doch, was man sich über Jules und Philip erzählt.«
    »Jules und Philip waren Schwachköpfe. Jede Bewegung von ihnen wurde durch elektronische Armbänder überwacht. War ja klar, dass sie erwischt werden würden.« Cam lächelte düster. »Bei uns liegt der Fall anders, Luce. Wir sind nicht so wie sie. Glaub mir. Und ich wollte wirklich nicht in noch eine Rauferei hineingezogen werden.« Er rieb sich die Schläfen. Seine Haut wirkte merkwürdig dünn und viel zu straff über seinen Schädel gespannt. »Ich konnte es nur nicht ertragen, wie der Typ dich angequatscht hat. Und dann hat er dich auch noch angefasst. Dabei musst du mit äußerster Sorgfalt behandelt werden.« Seine Pupillen wurden weit. »Ich will derjenige sein, der dich berührt. Der Einzige.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und holte tief Luft. »Du bist ein echt toller Typ, Cam, und -«
    »Oh nein, bitte nicht.« Er wich ihrem Blick aus. »Nicht diese Sag’s-ihm-auf-die-nette-Art-Tour. Ich hoffe, als Nächstes kommt jetzt nicht, lass uns Freunde bleiben.«
    »Willst du nicht mit mir befreundet sein?«
    »Du weißt, dass ich viel mehr sein möchte als ein Freund«, sagte er und betonte dabei das Wort »Freund«, als wäre es etwas Unanständiges. »Es ist Grigori, oder?«
    Sie merkte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Vermutlich war das nicht schwer zu erraten, aber sie war so mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt gewesen, dass sie kaum
Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, was Cam wohl über sie und Daniel dachte.
    »Du kennst uns beide kaum«, sagte Cam, stand auf und ging nervös auf und ab. »Aber scheint so, als wärst du bereit, deine Wahl zu treffen, hab ich recht?«
    Es war reichlich anmaßend von ihm zu glauben, er hätte auch nur noch die geringste Chance. Besonders nach dem gestrigen Abend. Wie konnte er der Meinung sein, er und Daniel seien auch nur annähernd gleichwertige Rivalen.
    Luce saß immer noch im Schneidersitz auf der Marmorbank. Er blieb vor ihr stehen. Sein Gesicht war ernst, er blickte sie flehend an. Dann setzte er sich wieder neben sie und griff nach ihrer Hand.
    Luce war überrascht, dass ihn das alles so quälte. »Tut mir leid«, sagte sie. »Es ist einfach passiert.« Sie zog ihre Hand weg.
    »Genau! Es ist einfach passiert. Ohne dass du darüber nachgedacht hast. Lass mich raten - er hat dich gestern Abend plötzlich so verliebt und romantisch angesehen. War es das? Triff nicht eine Entscheidung, Luce, ohne überhaupt zu wissen, was auf dem Spiel steht. Es könnte nämlich … sehr viel auf dem Spiel stehen.« Er seufzte tief auf, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte. »Ich könnte dich glücklich machen.«
    »Daniel macht mich glücklich.«
    »Wie kannst du das wissen? Er hat doch Angst, dich überhaupt nur zu berühren.«
    Luce schloss die Augen. Sie spürte wieder seine Lippen auf ihren, seine Arme, die sich um ihren Körper legten. Sie hörte die Wellen am Strand rauschen. Sie

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