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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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und ihr Rücken schlängelte sich kraftvoll durchs Wasser. Nur wenige Menschen beherrschten diesen Schwimmstil, hatte ihr Vater ihr damals erklärt, da war sie acht Jahre alt gewesen. Aber wenn man sich einmal den Schmetterlingsstil angeeignet hatte, konnte man kaum schneller und eleganter schwimmen.
    Luce schnellte durch das Wasser, angetrieben von der Bewegung ihres Körpers und ihrem Willen, es den anderen unbedingt zu zeigen. Wieder und wieder schlugen ihre Arme wie Flügel nach vorne. Sie strengte sich mehr an, als sie das seit langer, langer Zeit getan hatte. Sie überholte die anderen Schwimmer ein Mal, dann ein zweites Mal.
    Sie hatte die achte Bahn beinahe beendet, als ihr Kopf gerade
lang genug aus dem Wasser tauchte, um Gabbe zu hören, wie sie mit träger Stimme »Daniel« sagte.
    Wie bei einer ausgeblasenen Kerze war es plötzlich mit Luces ganzer Energie vorbei. Sie sackte mit den Füßen nach unten und wartete nur noch darauf, was Gabbe noch sagen würde. Unglücklicherweise konnte sie es jedoch nicht hören, weil jemand mit lautem Geplatsche an ihr vorbeizog, einen Augenblick später ertönte der Pfiff aus der Trillerpfeife.
    »Und der Sieger«, rief Trainer Diante etwas verblüfft, »ist Joel Brand.« Ein schmächtiger Junge mit Zahnspange aus der übernächsten Bahn hievte sich aus dem Becken und riss die Arme hoch, um seinen Sieg zu feiern.
    Inzwischen hatte auch Penn angeschlagen. »Was war plötzlich los?«, fragte sie Luce. »Du hattest es ihm doch schon total gezeigt.«
    Luce zuckte mit den Schultern. Gabbe, das war plötzlich los gewesen. Aber als sie hinüber zu den Bänken blickte, war Gabbe verschwunden und Arriane und Molly mit ihr. Nur Roland war von der Clique noch übrig, saß allein da und las in einem dicken Buch.
    Luces Adrenalinspiegel war hochgeschnellt, während sie schwamm, aber jetzt war sie so erschöpft, dass Penn ihr aus dem Becken helfen musste.
    Luce sah, wie Roland aufstand und auf sie zukam. »Du warst ziemlich gut im Becken«, sagte er, reichte ihr ein Handtuch und warf ihr den Schlüssel zu ihrem Schließfach zu, an den sie gar nicht mehr gedacht hatte. »Eine Zeitlang jedenfalls.«
    Luce fing den Schlüssel auf und wickelte sich das Handtuch um. Aber statt normal darauf zu antworten - »Danke für das Handtuch« oder »Bin leider nicht in Topform heute« -,
platzte das neue, heißblütige Ich in ihr mit der Frage heraus: »Sind Daniel und Gabbe eigentlich zusammen?«
    Großer Fehler. Riesengroß. An dem Ausdruck in Rolands Gesicht konnte sie erkennen, dass er das brühwarm Daniel erzählen würde.
    »Oh, verstehe«, antwortete Roland und lachte. »Na ja, also ich weiß nicht…« Er blickte sie an, kratzte sich an der Nase und warf ihr ein mitleidiges Lächeln zu. Dann deutete er auf die offene Tür, und als Luce mit den Augen seinem Finger folgte, sah sie Daniels blonde Gestalt daran vorbeigehen. »Aber warum fragst du ihn nicht selbst?«

    Luces Haare waren immer noch klitschnass und sie war immer noch barfuß, als sie in der Tür zu einem großen Kraftraum stand. Sie hatte eigentlich direkt zur Umkleide mit den Schließfächern gehen wollen. Stattdessen stand sie nun hier. Sie wusste nicht, warum sie die Sache mit Gabbe eigentlich so mitnahm. Daniel konnte ja schließlich zusammen sein, mit wem er wollte, oder? Vielleicht mochte Gabbe ja Jungs, die ihr den Stinkefinger zeigten. Oder, was wahrscheinlicher war, solche Dinge passierten Gabbe einfach nicht.
    Aber Luces Körper sprach eine andere Sprache, als sie an der Tür einen Blick auf Daniel warf. Er stand mit dem Rücken zu ihr vor einem Haufen Springseile. Sie beobachtete, wie er ein dünnes Seil mit hölzernen Griffen auswählte und danach zu einem freien Platz in der Mitte des Raums ging. Seine Haut schimmerte golden und jede seiner Bewegungen, ob er nun den langen Hals streckte oder sich bückte, um sich an seinem perfekt geformten Knie zu kratzen, nahm Luce vollkommen
gefangen. Sie stand an den Türrahmen gelehnt da, ohne zu merken, dass ihre Zähne klapperten und sie immer noch nicht richtig abgetrocknet war.
    Als Daniel das Springseil hinter seinen Fersen herabhängen ließ, in dem Augenblick bevor er es zu schwingen und zu hüpfen begann, hatte Luce ein Déjà-vu-Erlebnis. Nicht dass sie das Gefühl hatte, Daniel vorher schon einmal beim Seilhüpfen beobachtet zu haben. Aber die Haltung, die er dabei einnahm, kam ihr vertraut vor. Er stand breitbeinig da, locker in den Knien, schob die Brust raus und

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