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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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die unendliche Zeit? Wenn seine Zeit als mein Engel zu Ende ging? Das Unbekannte machte mir Angst. Irgendwas in nicht allzu ferner Zukunft würde uns für alle Zeiten trennen, das schien sicher.
    Ich scrollte zurück zum Seitenanfang, um die beiden Sterne noch mal genauer zu betrachten. Wo hatte ich den anderen schon mal gesehen? Mit dem Finger zog ich die beiden ineinander verschränkten Quadrate auf dem Bildschirm nach und bekam auf einmal eine Gänsehaut. Ich legte die Website unter meinen Favoriten ab, da klappte unten die Tür. Die Stimme meiner Mutter und ein Aroma, das mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, wehten durchs Haus.
    Als ich in die Küche trat und die weißen Pappboxen mit der roten Aufschrift auf dem Küchentisch sah, war es vorbei. Mein Magen knurrte laut auf, und meine Mutter sah mich mit schiefem Grinsen an.
    »Hast du wieder nichts zu Mittag gegessen?« Sie wandte sich dem schmutzigen Geschirr und dem Wasser in der Spüle zu. »Und das Geschirr hast du auch nicht abgewaschen.«
    »Tut mir leid, Mom.«
    Ich war immer noch in einem Ausnahmezustand wegen heute Nachmittag und tat mein Bestes, um halbwegsnormal zu wirken. Ob ich wohl anders aussah? Ich fühlte mich jedenfalls anders. Ich schüttelte den Trancezustand ab und griff nach dem Geschirrtuch, aber meine Mutter war schneller gewesen und trocknete gerade den letzten Teller für die Pizza ab.
    Sie war selbst müde, guckte mich aber jetzt besorgt an.
    »Ist alles in Ordnung, Schatz? Du hast ganz rote Wangen.«
    Sie hielt mein Kinn fest und drehte mit Kennerblick meinen Kopf hin und her.
    »Alles in Ordnung, Mom. Ich hab bloß Hunger. Na ja, um ehrlich zu sein, ich hab Kopfschmerzen.« Ich setzte mich, klappte die Pizzaschachtel auf und nahm jedes einzelne leckere Stück unter die Lupe.
    »Du darfst das Essen nicht vergessen. Meine verrückten Arbeitszeiten bedeuten, dass du einfach ein bisschen unabhängiger und selbstständiger werden musst.« Sie nahm einen Riesenbissen und streute dann einen Berg Parmesan auf ihre Pizza.
    Das war zum Brüllen. Meine Mutter hatte keine Ahnung. Sie hatte keinen Schimmer, dass unsichtbare Feinde mit großen dunklen Flügeln überhaupt existierten. In Gedanken versunken kaute ich meine Pizza und zählte noch mal nach. Noch fünf Tage. Fünf Tage mit Garreth. Fünf Tage, um Hadrian zu besiegen.
    Unmöglich.
    Die in mich gesetzten Erwartungen erdrückten mich. Das laute Klingeln des Telefons ließ mich kurz aus meinen Gedanken auftauchen, aber ich versank gleich wiederim schwarzen Loch meines Dilemmas. Kauend dachte ich nach.
    »Claire, für dich.« Meine Mutter hielt mir das Telefon hin.
    »Hallo?« Ich schluckte den letzten Bissen runter.
    »Teagan? Was isst du da?«
    »Pizza.«
    »Gehen wir aus? Es ist Samstag.«
    »Ja, warum nicht. Wie lief’s gestern Abend? Habt ihr euch wieder vertragen? Willst du darüber reden, was mit euch beiden los ist?«
    »Nur wenn du versprichst, mir alles über Du-weißt-schon-wen zu erzählen.«
    Ich würde eh meine Klappe nicht halten können. Auch gegen meinen Willen schaffte sie es immer, mir alles aus der Nase zu ziehen. Unter normalen Umständen kein Problem. Nur ging es hier ja nicht um mein Geheimnis, das es zu bewahren galt.
    »W er will das wissen? Madame Woo?«, fragte ich.
    »Nee. Das war sowieso blöd. Ich will’s wissen.«
    Blöd? Gestern hatte sie es komisch gefunden. Ich hörte Schlurfgeräusche und dann eine Stimme im Hintergrund.
    »Ist Ryan gerade da?«
    »Nein, wir treffen uns später mit ihm.«
    »W er ist dann …?«
    »Ich muss los. Hol dich um acht ab.«
    Ich wog die Optionen ab. Garreth würde heute Nacht wiederkommen, wann immer das in Engelzeit war. Wenn ich Claire absagen würde, käme meine Mutter mir aufdie Spur. Samstagabend mit Claire war so was wie eine Tradition. Wie sollte ich die brechen?
    Ich legte auf und kratzte geistesabwesend meine Handfläche. Vielleicht würde sich alles zum Guten wenden. Ich war nicht der geborene Glückspilz, aber vielleicht, möglicherweise, würde alles gut ausgehen mit Garreth, mit Hadrian, in meinem plötzlich hektischen und durchgeknallten Leben.
    Ich warf die Pizzakruste in den Abfall.
    »Habt ihr was vor, du und Claire?« Moms Nase steckte in der Zeitung.
    »Ja. Haben wir.«
    Auf dem Weg nach oben dachte ich über den Himmel nach. Der Himmel . Sofort sprangen meine Gedanken weiter zu Garreth, und ich war versucht, Claire abzusagen und auf die eine Person, die mein Glück bedeutete, zu warten. Aber mir

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