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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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oder?
    Claire hüpfte über den Parkplatz zu der kleinen Gruppe von Mädchen, die sie bereitwillig in ihre Mitte nahm. Meine Kopfschmerzen nahmen rapide zu, als ich an Garreths Warnung von der Hölle auf Erden dachte, und …
    NEIN , NEIN , NEIN ! Sag’s nicht. Ich bin schon mittendrin.
    Ich biss die Zähne zusammen und erwiderte den bösen Blick aus Brynn Hansons braunen Augen.
    Direkt vor Claires Auto stand jetzt die mir so wohlbekannte Verkörperung des Bösen und starrte mich durch die Windschutzscheibe an. Ich schüttelte den Kopf, ungläubig, was aus diesem Abend geworden war. Düstere Kälte fraß sich durch das Glas und nahm mir den Atem.Auch ohne Worte sprach ihr bösartiger, stahlharter Blick eine deutliche Warnung. Mir wurde kalt.
    Ich machte die Tür auf und stieg aus. Die Stereoanlage schrie mir ihren Lärm hinterher, als ich ungeschützt in der Dunkelheit dieser sehr realen, sehr lebendig verkörperten Niedertracht entgegentrat.
    »W as machst du denn hier?«, brachte ich heraus. Endlich hatte ich keine Angst mehr vor ihr.
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Das wollte ich dich gerade fragen.« In ihrer ganzen Dreistigkeit stand sie ein paar Zentimeter vor mir und starrte mich an.
    Aber ich gab nicht nach.
    Ich schwankte nicht mal.
    Diesmal hielt ich ihr stand, und das war ein gutes Gefühl.
    Ängste überwindet man, indem man sich ihnen stellt. Claire müsste eigentlich stolz auf mich sein, nur dass sie mich in genau diesem Moment nicht anfeuerte und mir keinen Rückhalt gab, sondern sich mit dem Feind verschwestert hatte. Sie triumphierte und badete in der Aufmerksamkeit, mit der sie von den anderen Mädchen überschüttet wurde. In mir stiegen Wut und Verletztheit auf, und langsam bekam meine harte Fassade Risse. Gleich würde Brynn meinen Zerfall erleben.
    NEIN! Nicht jetzt!
    Ich fasste wieder Mut. Meine Widerstandskraft stieg. Brynn spürte das. Ich sah es ihren Augen an.
    Aber dann, ohne eine fiese Bemerkung zu machen, schlenderte Brynn lässig rüber zu der Mädchengruppeund schlang ihren schlanken, wohlgeformten Arm um Claires Schultern. Ihre Haut schien unnatürlich bleich im Licht der Scheinwerfer. Sie flüsterte etwas in Claires Ohr, die still und aufmerksam zuhörte und dann breit grinste.
    »Komm jetzt, Claire. Wenn wir da hinwollen, dann lass uns gehen«, rief ich ihr zu. Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Claire sah mich mit abwesendem Gesichtsausdruck an, ihre Augen schimmerten im Licht milchweiß, was mich zurückschrecken ließ.
    »W as zum Teufel ist …?«
    Aber Brynn trat zwischen uns und zog Claire näher an sich heran. Mit dem Finger strich sie über Claires Wange und gab ihr dann einen Kuss darauf.
    »W as für ein Spiel ist das?« Das galt Brynn. »Claire, komm ins Auto. Bitte. Lass uns fahren.«
    Aber Claire antwortete nicht und ignorierte meine Anwesenheit vollkommen. Ich verstand gar nichts mehr. Das war mehr als bizarr.
    »Ich glaube, dein Freund ist hier.« Die Worte schlängelten über Brynns Lippen.
    Ich sah kurz Claire an, dann wieder Brynn, während sich von hinten Licht näherte. Einen Augenblick lang hatte ich Herzklopfen und malte mir aus, es sei Garreth, der gekommen war, um mich hier wegzuholen. Aber sie hatte nicht mit mir geredet. Ich drehte mich um und sah Ryan, der sich mit einer riesigen Baulampe, die an seinem Gürtel baumelte, näherte. Sein verzerrter Schatten auf dem Boden sah dämonisch aus.
    Emily und Sage glitten an Claires Seite und machten Komplimente über ihr Outfit. Die beiden spielten die ihnen zugeteilten Rollen echt gut, Claire saugte jedes Wort auf wie ein vertrockneter Schwamm. Im Augenwinkel sah ich, dass Lauren eine kleine Taschenlampe aus ihrer winzigen perlenbesetzten Handtasche zog und zu Brynn hinüberging. Sie schienen sich einen Stapel Karten anzusehen, den Ryan in der Hand hatte, wahrscheinlich die gefälschten Ausweise. Blitzartig stand Ryan neben Claire. Auf den ersten Blick schien seine Haltung fürsorglich, aber ich durchschaute ihn sofort. In seinem Blick lag ein Verlangen nach Kontrolle und Manipulation. Warum war mir das vorher nie aufgefallen? Die arme Claire schluckte seine oberflächliche Bewunderung für sie. Zu meinem Horror lächelte Brynn die beiden zustimmend an.
    Irgendwas lief heute Abend völlig aus dem Ruder.
    Der Reihe nach liefen jetzt alle mit leisen Schritten auf eine Quelle ganz widerwärtiger Musik zu, die tief zwischen den Bäumen versteckt lag und von der nur die wenigen privilegierten

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