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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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kurz vorm Explodieren, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Außerdem war das nicht unsere Art. Wir stritten uns nie , außer wenn es darum ging, welche Eiscreme wir holen oder welche Uraltserie wir gucken sollten. Aber so was? Das hatte es noch nie gegeben. Das war Wahnsinn.
    Ich ließ meinen Kopf gegen die Kopfstütze fallen, aber das Hämmern hinter der Schläfe hatte sich festgesetzt. Ich angelte unter dem Sitz nach meiner Tasche, die wegen Claires unberechenbarer Fahrweise dort gelandet war. Die richtete sich nach dem Rhythmus der Musik, was alles sagte.
    »Na toll«, schmollte ich und schmiss wütend die Tasche wieder auf den Boden.
    »W as ist? Den Führerschein nicht mit?«
    Ich sah sie an, als hätte sie zwei Köpfe. »Nein. Ich hab keine Kopfschmerztabletten dabei. Aber das ist dir ja egal.«
    »Ryan hat Ausweise für uns. Also, für mich auf jeden Fall. Deiner ist noch in der Mache, aber keine Sorge, er kriegt das hin.«
    Ich verdrehte die Augen. »W ie gesagt.«
    Wieder ließ ich den Kopf gegen die Kopfstütze fallen und versuchte, das Hämmern zu bekämpfen, indem ich mich auf das Summen der Reifen auf dem Asphalt konzentrierte. Vielleicht sollte ich Mom anrufen, wenn wir bei dem Rave ankamen, damit sie mich abholte. Ich starrte aus dem Fenster, um mir irgendwelche geografischen Anhaltspunkte zu merken, aber vergebens. In der Dunkelheit verschwamm draußen alles. Mein Atem hinterließ runde Wolken auf dem Fensterglas. Als ich mit dem Finger einen Strich durch den Beschlag auf der Scheibe ziehen wollte, fiel mir auf, wie kalt es im Auto geworden war. Ich rubbelte mir die Arme.
    »Es ist eiskalt hier drin. Hast du die Heizung rausgerupft, um für die Monsteranlage Platz zu schaffen?« Ich streckte meine Hand zum Schalter aus, hielt aber inne, als ich sah, dass die Heizung voll aufgedreht war. Davon war nichts zu spüren. Ich konnte meinen eigenen Atem sehen. Ich drehte mich zu Claire um, und der Ledersitz unter mir knirschte und knarrte, als ob er gefroren wäre.
    Claire starrte ganz nach Vorschrift geradeaus. Nur … ihr Atem war nicht zu sehen, im Gegensatz zu meinem. Im Licht der Armaturen wartete ich gebannt auf die kleine Atemwolke und wagte nicht zu blinzeln.
    Okay, das ist unheimlich. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Hatte ich Halluzinationen?
    Hätte ich geahnt, dass ich arktischen Temperaturen ausgesetzt sein würde, hätte ich was Warmes zum Anziehen mitgenommen, aber ich war auf einen gemütlichen Abend bei Starbucks mit einem heißen Grande Caramel Macchiato in den Händen eingestellt gewesen. Ich hatte nicht erwartet, mir im Auto den Hintern abzufrieren.
    Vielleicht kann ich Mom anrufen und sie bitten, mir einen Pulli rauszusuchen. Dann dreht Claire sicher um. Ich kramte in der Tasche nach meinem Handy.
    »W o wir hinfahren, gibt’s kein Netz«, sagte Claire in die Stille hinein.
    Tatsächlich hatte ich keinen Empfang, nicht mal, wenn ich das Handy ans Autodach hielt. Es fiel mir schwer, mein Unbehagen nicht zu zeigen.
    »V ermutlich treffen wir da Ryan mit unseren neuen Ausweisen?« Ich hoffte sehr, dass sie den sarkastischen Ton trotz der CD , die sie gerade eingelegt hatte, hören konnte.
    »Nein. Wir machen erst einen Abstecher.«
    Sie bog auf einen Parkplatz neben der Schnellstraße ein, der als Partyzone zu fungieren schien. Dutzende von Leuten waren da. Ich erkannte niemanden. Ich kurbelte das Fenster runter, als wir anhielten, aber der Lärm draußen war genauso schlimm wie der drinnen. Merkwürdigerweise war es draußen wärmer.
    »Ich verstehe ja, dass du so viel Zeit wie möglich mit Ryan verbringen willst. Er ist dein Freund. Ich hab’s kapiert. Aber was hältst du davon, zurückzufahren und Kaffee zu trinken? Und dann fahren wir zu mir? Du willst doch bestimmt Napoleon Dynamite gucken.«
    Sie dachte ganze zwei Sekunden nach. »Nein.«
    »Samstag war immer unser Abend«, murmelte ich und drehte mich zum Fenster.
    »Teagan, das hier macht Spaß, und du siehst noch nicht aus, als würdest du dich amüsieren.«
    »W as ist hier dran spaßig? Wir hocken in einem Auto zwischen …« Ich zeigte mit dem Daumen aus dem Fenster. »… denen da.«
    In dem Augenblick sah ich das Auto. Erst dachte ich, es wäre Ryan, aber dann erkannte ich meinen Irrtum. Claire sprang fröhlich aus ihrem Sitz. Als meine Augen die Person, die aus dem schwarzen Auto stieg, scharf stellten, war Claire schon aus dem Wagen, winkte und kicherte.
    Schlimmer konnte es doch wohl nicht kommen,

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