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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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Leben möglich. Sag, gefällt dir, was in dir ist?«
    »Ja.«
    »Dann ist dein Richterspruch vollendet.«
    »V ollendet? Das verstehe ich nicht. Muss ich nicht vor irgendwem erscheinen, einer Jury oder so? Muss ich nicht vor Gott erscheinen?«
    »Kind, das bist du schon. Dein Richterspruch hängt von dir ab, und wenn du in dein Innerstes sehen kannst und dir gefällt, was da ist, dann hast du selbst über dich Gericht gesprochen. Du bist Seine Schöpfung, und wenn du darüber hinauswachsen kannst, nur Sein Wille zu sein, dann hat sich dein Schicksal erfüllt.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich dachte, das Schwierigste stünde mir noch bevor, aber ich hatte den Großteil der Herausforderungen schon hinter mir.
    »Du siehst traurig aus, mein Kind. Was wünschst du dir?«
    Mathur lächelte sanft. Er wusste, was ich mir wünschte, aber ich musste selber danach fragen, sonst zählte es nicht.
    »Ich möchte bitte Garreth sehen.«
    Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, nahm ich eine Veränderung in der Luft war, ein warmer Wind kündigte sein Kommen an. Ich machte die Augen zu, genoss den würzigen Geruch, der mir in der Nase kitzelte, und auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Als ich die Augen wieder aufmachte, stand er vor mir und war schöner als je zuvor: Sein sandfarbenes Haar hing ihm in die strahlend blauen Augen, sein Lächeln, sein Kinn, sein ganzes Wesen, das nur für mich gemacht war. Ich warf mich in seine Arme, er hob mich in die Luft. Seine Umarmung war stark und zärtlich zugleich. Wirsagten nichts, weil keine Worte dem gerecht werden konnten, was wir in diesem Moment fühlten.
    Seine warmen Hände streichelten mein Gesicht, strichen darüber, als wollten sie sich jede Linie für die Ewigkeit einprägen. »Geht es dir gut?«, fragte er schließlich.
    Ich nickte, und er lächelte mich an. Plötzlich zwitscherten Vögel, und als ich mich umdrehte, entdeckte ich zwischen den Bäumen eine vertraute Schaukel.
    »W ie sind wir …?«
    »Der Himmel ist hier, denk dran.« Garreth küsste meine Stirn.
    Ich nahm seine Hände, fühlte erneut ihre Wärme und hielt sie fest. Ich wollte nie wieder loslassen.
    »Du hast geblutet.« Einen Moment lang hielt er mich von sich weg und untersuchte meine Hände, wo sie von Hadrians Federn zerstochen worden waren.
    »Du hast – uns gesehen?«
    Ein unerwünschter schwarzer Schatten huschte durch mich hindurch, als ich mich bruchstückhaft an Dinge erinnerte, die ich am liebsten vergessen wollte. Mir war übel, nicht weil Hadrian mich in seinen Bann gezogen hatte, sondern weil ein Teil von mir genau das genossen hatte, ein sehr kleiner Teil, den ich gerne zerkrümeln und verbrennen würde, wenn das ginge. Garreth hob meinen Kopf an, hielt mich immer noch fest, wollte mich nicht mehr gehen lassen.
    »Er ist sehr …«, hob ich an.
    »Mitreißend?«
    »Ist er weg? Bitte sag, dass er weg ist.«
    »Ja, er ist weg.« Seine Stimme klang beruhigend, aber ich war sicher, dass seine Augen irgendwas verbargen. Ich schob den Gedanken beiseite. So mitgenommen wie ich war, war zu erwarten, dass ich zu viel in alles reinlas.
    Hadrian hatte mich einmal getäuscht, aber er war weg, und vor mir stand mein perfekter Engel. Ich dachte daran, wie der Dolch Hadrians Hand zerschnitten hatte. Fast hätte ich auf sein Herz gezielt. Wer hätte gedacht, dass sein Herz in seiner Hand lag: sein Oktagramm, der Ursprung seiner Macht, wie bei jedem echten Schutzengel.
    Hadrians Stern war anders als der von Garreth, in seinem kämpften seine helle und seine dunkle Seite um die Vormacht. Offensichtlich konnte keine gewinnen. Ich seufzte tief. Hadrian war weg. Warum konnte ich dieses blöde Gefühl nicht abschütteln?
    Ich wandte mich wieder Garreth zu. Ich wollte die Augen nicht von ihm lassen, so groß war meine Angst, ihn wieder zu verlieren.
    »Zeit, dich nach Hause zu bringen«, sagte er.
    Ich nickte. »Aber du kommst mit, oder?« Die Anspannung in meiner Stimme ließ sich nicht verbergen. Ich ertrug es nicht, wieder von ihm getrennt zu werden, nicht eine Sekunde.
    »Du weißt, dass ich nicht lange bleiben kann, Teagan.« In seinen Augen lag Schmerz. »Denk daran, dass ich nicht in deine Welt gehöre.«
    »Du hast noch zwei Tage, gib mir wenigstens die.«
    Garreth lächelte mich an. Trotz der Wunden, die Hadrian ihm zugefügt hatte, sah er wie ein perfekter Engel aus. Aber sie ließen ihn menschlicher erscheinen, und ich konnte das Bild von ihm in seinem Blut liegend nicht

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