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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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Glasfenster aufgesplitterte Licht bildete auf dem Steinboden ein Muster. Erst sah es zufällig aus, aber von hier oben erkannte ich deutlich, dass das Licht sich in acht Zacken zerteilte, die auf acht gebogene Öffnungen in den Wänden deuteten. Meine Augen folgten dem Licht zurück in den Mittelpunkt, wo die Strahlen sich berührten. Dort formten sie zu meinem Erstaunen einen perfekten Kreis.
    Das Herz eines Oktagramms.
    Ich sah den wunderschönen Stern von hier oben, in Hadrians Armen, und mein Herz zerriss vor Schmerz.Das war sein Stern, Garreths Stern, und mit einem Blick kam die Erinnerung zurück. Ich sah, wie tief in Garreths Brust sein Licht leuchtete. Ich fühlte die Wärme, die davon ausging, und spürte sofort die brennende Hitze in meiner Hand, die Macht meines eigenen Zeichens, das sich wieder mit ihm verband und kribbelte. Ich hörte sein Herz lauter denn je in meiner Brust schlagen, und ich roch ihn.
    Er lebte.

KAPITEL 26

    Hadrian streckte die Hand aus, um mein Gesicht zu streicheln, um mich bei sich zu halten. Mir kam sein Zeichen in den Sinn, mein Blick suchte seinen Stern. Hadrians Oktagramm bestand aus zwei schräg übereinanderliegenden Quadraten. Die vier Eckpunkte der beiden Quadrate bildeten die acht Zacken des Sterns. Gebannt folgte ich mit dem Blick den Linien in seiner Hand, bis die beiden Quadrate sich voneinander lösten und jedes für sich stand.
    Da begriff ich.
    Das untere Quadrat stand für das Licht, für den Schutzengel, der er gewesen war. Das obere Quadrat für die Dunkelheit, zu der er geworden war.
    Eins über dem anderen.
    Die Dunkelheit über dem Licht, aber das Licht bleibt sichtbar, will sich befreien.
    Ich dachte an meine Computerrecherche und die eigenartige Bedeutung von Hadrians Zeichen, die auf einmal nicht mehr eigenartig war.
    Konflikt   … Trennung.
    Als wir wieder nach unten schwebten, sah ich vor mir, wie ein Schlag seiner Hand Garreth quer durchs Zimmer geschleudert hatte. Hadrians Hand zerstörte, meine Hand hielt das, was das Licht vom Dunkel trennen konnte. Mehr noch, auf meiner anderen Hand war mein eigenes Zeichen. Das nicht besetzt oder beeinflusst werden konnte, das die Macht hatte, Gerechtigkeit zu schaffen. Ich war das Zünglein an der Waage im Gleichgewicht zwischen den beiden Welten. Ich war die Lichtquelle, die die Dunkelheit zerstören und die Welt der Engel mit der der Menschen vereinen konnte.
    Hadrians schwarze Augen blitzten mich nun wieder bösartig an. »Das würdest du nicht tun.« Er schob mich von sich weg.
    »Und ob. Du hast doch gesagt, dass ich mich selber nicht unterschätzen sollte.«
    »Sieh in dich hinein, Teagan, dann erkennst du den wahren Grund, warum du hier bist. Nicht, um deinen Schutzengel zu suchen. Sondern um mich zu finden.« Hadrians Stimme klang jetzt ganz zärtlich.
    In seinen Augen sah ich das, was gerade zwischen uns passiert war, wie eine Filmrolle langsam rückwärtslaufen. Ich war ihm für einen Moment erlegen. Der sanfte Wind seiner Flügel, die piekenden Federn, unsere ineinander verschlungenen Arme. Er streckte den Arm nach mir aus, ich konnte seine Gedanken lesen.
    »Nimm   … nimm mich.«
    Und genauso schnell kam ich wieder zur Besinnung.
    »Nein. Ich liebe Garreth. Und ich werde weder zulassen, dass du ihn vernichtest, noch einen der anderen Schutzengel!«
    Meine Finger schlossen sich fester um den Dolch. Jetzt würde das Licht zurückerobern, was im Dunkeln lag; ich hob den Arm und zielte auf den Ursprung von Hadrians Macht. Er war darauf vorbereitet, schlug donnernd mit seinen weit gespreizten Flügeln, ein Grollen wie aus den dunklen Nachtwolken. Abwehrend hob er seine Hand, sein Oktagramm glühte rot vor Wut.
    »Denk daran, in dir fließt mein Blut. Du kannst mich nicht vernichten. Wir sind eins.« Die Stimme des schwarzen Engels hallte laut von den Steinwänden wider.
    Da fuhr die Dolchspitze zielgenau in seine offene Handfläche hinein und riss die überlappenden Quadrate mit einem einzigen Schnitt in zwei Teile. Das Leid in seiner Stimme klang schrill, sein Wutschrei löste die Steine aus ihrer Verankerung, die Wände brachen um mich herum ein. Ich wollte mich schützen, um nicht erschlagen zu werden, aber um mich herum fiel nichts als sanfte graue Stille, als Tausende von Federn zu Boden schwebten.
    Von oben schien ein helles, weißes Licht auf mich. Ich hob den Kopf und spürte ein weißes, sanftes Rieseln auf meinem Gesicht, das mir über Wangen und Augen strich. Es fühlte sich wie weiße, weiche

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