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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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Garreth hat aus purem Eigennutz viele Regeln gebrochen.«
    Hadrians schwarze Augen auf mir hielten mich gefesselt.
    »Garreth sagt, er hatte die Erlaubnis. Dass es das noch nicht gegeben hat, er sei der Erste. Er hat die Erlaubnis.« Ich wandte den Blick ab und verbarg die neu fließenden Tränen, die meine Entschlossenheit untergruben.
    »Und kein anderer wird es in Zukunft wagen, diesen Fehler auch zu machen. Dafür sorge ich.«
    »Dir sind Regeln doch total egal! Darum geht es dir doch gar nicht! Hast du nicht schon genug angerichtet?« Ich zitterte. Garreth lag still wie der Tod hinter mir. »Du wirst deine Armee nicht bekommen. Deinem Bruder bistdu nicht gewachsen«, schleuderte ich ihm entgegen. Ein Griff nach dem Strohhalm, um ihn zu verletzen.
    »Aaah, Luzifer. Garreth war mitteilungsfreudig. Ich habe möglicherweise doch eine Chance, weißt du, meine Armee ist schon recht groß. Aber ich kann nicht riskieren, dass noch ein Schutzengel sich so naiv aufführt wie Garreth. Er soll uns allen eine Lehre sein, denn mehr ist er jetzt nicht.«
    Mir rutschte das Herz in die Hose. Mehr nicht?
    Der stechende Schmerz in meinem Herzen wurde verursacht von dem, was ich in Hadrians Augen lesen konnte.
    Er kann nicht   …
    Ich fühlte den Schmerz, den Garreth erlitten hatte, als wäre es mein eigener. Es war zu spät. Das Herz wurde mir aus der Brust gerissen.
    Hadrian machte einen Schritt auf mich zu, sodass sein schönes boshaftes Gesicht dicht vor meinem war. »Denk dran, Teagan. Ich bin stärker als mein Bruder. Ich bin schlauer als der Schwarze Prinz, und ich bekomme immer, was ich will.«
    Einen Moment lang war ich benommen, geblendet von einem sich plötzlich im Raum verbreitenden Licht. Hadrians Atem strich warm und beruhigend über mein Gesicht, ich lehnte mich näher zu ihm hin, weg von der Kälte der Steinkammer.
    »Es gibt etwas, das ich begehre, mehr noch als Luzifers Macht. Ohne es bin ich nichts. Nur so ist mein Fortleben gesichert.«
    Seine Stimme tropfte süß wie Honig und wärmte meine Seele. Ich wollte wegsehen, konnte aber nicht. Nicht nur, weil er so schön war – auch, weil in seiner Stimme Sehnsucht lag. Mit der Fingerspitze berührte er meine Stirn und hinterließ dort eine eisige Hitze. Ich wurde in einen Traum hineingeworfen, der so wirklich und verführerisch war, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. Mein Schmerz über Garreth ebbte langsam ab.
    Wie ein Geist sah ich mich von oben und war auf einmal wieder in meinem nachtdunklen Zimmer. Ich lauschte dem Flattern, das von Hadrian kam; die Dunkelheit, in die er sich hüllte, legte sich tröstend um mich. Sie war mir vertraut aus all meinen Nächten – immer erwartet, immer erahnt. In dieser Vision begriff ich, dass die Angst, die er mit sich brachte, eine ganz andere war, als ich gedacht hatte. Angst hatte ich davor, dass er nicht zurückkehren würde, mich nicht mit seinem schwarzen Blick quälen würde, mich alleine und atemlos vor Angst lassen würde.
    Ich spürte einen Luftzug um uns. Hadrians Hand lag auf meinem Gesicht, er schloss meine Augen mit Lippen, wie ich sie nie zuvor gespürt hatte. Ich wollte ihn nicht … Ich … Wen wollte ich? Ich wusste es nicht mehr. Ich schwebte. Er hielt mich fest, und wir hoben in Spiralen immer höher vom Steinboden ab. Seine Lippen lagen kühl und hypnotisierend auf mir. Der Schwung seiner Flügel schob uns nach oben, ich stellte mir vor, wie wir von unten aussahen, ein wunderschönes Bild aus zwei verflochtenen Wesen. Das erinnerte mich an ein anderesBild, das sich hoch über mir drehte, aber ich konnte nicht erkennen, was es war. Ein Traum, vergessen.
    Wir schwebten immer höher. Er presste seine Lippen auf meinen Hals, in mir brodelte es. Seine schwarzen Flügel trugen uns, verhinderten den Fall, auf meiner Haut spürte ich ihren sanften Luftzug. Die Spitzen piekten mich beim Vor- und Zurückschwingen im Flug, auf meinen bleichen, bloßen Händen erschienen kleine rote Punkte, die er mit seinen Lippen verschmierte.
    Mit melodiöser Stimme flüsterte er mir Versprechungen ins Ohr. Ich lehnte den Kopf nach hinten, wollte mehr davon – die Worte, das Versprechen, das Garreth vor ein paar Minuten nicht erwidert hatte.
    Ich wagte einen Blick nach unten, um zu sehen, wie hoch wir waren. Ich sah die Steine, die Lichtmuster auf dem Boden, dann schnappte ich nach Luft. Ich sah das Einzige, das mich wieder zur Besinnung bringen konnte. Das Einzige, das den Bann brechen konnte.
    Das durch die

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