Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
meinte Forsythe. »Wie Mr. Kosta schon sagte, wir werden vielleicht jemanden hochschicken, um die Lage zu sondieren.«
»Hoher Senator, bitte«, sagte Kosta mit leiser Stimme. »Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verschwenden.«
»Ich werde daran denken, das gegenüber Direktorin Podolak zu erwähnen«, sagte Forsythe. »Und nachdem Sie diesen Anruf getätigt haben, Zar, können Sie und die Wachen Mr. Kosta zum EmDef-Militärgefängnis bringen. Ich bin mit ihm fertig.«
»Jawohl, Sir.«
Pirbazari verschwand wieder ins Vorzimmer und schloss die Tür hinter sich. »Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie«, bemerkte Forsythe – halb an Kosta gewandt, und anscheinend auch halb an sich selbst. »Seit Monaten suche ich nach einer Möglichkeit, den Strom von Engeln ins Empyreanum zu stoppen. Eine Zeit lang hatte ich sogar geglaubt, dass Ihre Forschungen der Schlüssel dazu seien.«
Er schüttelte den Kopf. »Und just in dem Moment, wo Sie mir diesen benötigten Schlüssel geben, starten die Pax ihre Invasion. Ist schon komisch, wie schnell die Prioritäten sich ändern können, nicht wahr?«
Er richtete sich auf. »Ich will Ihnen noch eine Chance geben. Sagen Sie mir, welche Fünften Kolonnen im Empyreanum für die Pax tätig sind, und ich werde bei EmDef ein gutes Wort für Sie einlegen.«
»Ich wünschte, ich könnte es Ihnen sagen, Sir«, erwiderte Kosta. »Das meine ich wirklich. Ich will diesen Krieg schließlich genauso wenig wie Sie. Ich kann Ihnen höchstens die Position der automatisierten Schläfer-Sonde auf Lorelei nennen, wo ich meine Dokumente abzuholen pflegte. Aber das ist auch schon alles.«
»Wirklich schade«, sagte Forsythe. »Normalerweise würde das Gericht für das Verbrechen der Spionage wohl eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns im Krieg befinden, werden sie sich stattdessen wohl für eine summarische Exekution entscheiden.« Er drehte sich um und ging zur Tür.
Es war ein eigenartiges Gefühl, dachte Kosta, sich die Verkündigung seines eigenen Todesurteils anzuhören. Eigenartig, weil in diesem Moment sein Leben gar nicht mehr wichtig zu sein schien. Vor dem geistigen Auge sah er die lodernde Masse, die Angelmass war – wie sie aus eigener Kraft die Umlaufbahn änderte und Jägerschiffe und Angelmass Central bedrohte.
Und vielleicht sogar Seraph.
War Angelmass intelligent? Kruyrovs Daten waren ohne Zweifel ein Indiz dafür. War es böse? Die einzigen Anhaltspunkte, die sie dafür hatten, waren Ronyons panische Reaktion und die heftigen Attacken auf die diversen Jägerschiffe. Doch wenn die Engel eine Chiffre des Guten waren – wenn auch vielleicht nur unvollkommen –, was sollte eine Masse von Anti-Engeln sonst darstellen?
Er hatte keine Antworten. Aber es gab doch etwas, das sicher war; und das war, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Nicht, da Angelmass nur noch vier Tage von Central entfernt war. Nicht bei den bürokratischen Hemmnissen, die eine eventuelle Lösung selbst dann noch verzögern würden, wenn die Existenz der Anti-Engel nachgewiesen wurde.
Nicht, da die Kriegsmaschinerie der Pax sich bereits auf Lorelei befand.
Niemand am Institut war in der Lage, in der Kürze der Zeit einen neuen Versuchsaufbau aus dem Hut zu zaubern. Es musste Kostas Ausrüstung sein, und das Jägerschiff der Daviees. Und er wäre bestimmt nicht in der Lage, aus einer EmDef-Gefängniszelle heraus irgendwelche Experimente durchzuführen.
Forsythe war nun bei der Tür angelangt. »Sie tragen keinen Engel, Hoher Senator«, sagte Kosta.
Mit einem verwirrten Stirnrunzeln drehte Forsythe sich um. »Wie bitte?«, fragte er und tippte auf die Goldkette und den Anhänger um den Hals. »Was glauben Sie wohl, was das da ist?«
»Eine Fälschung.« Kosta musterte Forsythes Gesicht. Der Mann war wirklich gut – jeder Zoll ein so guter Schauspieler, wie er es vor kurzem noch Kosta unterstellt hatte. »Ronyon hat den richtigen Engel.«
Der verwirrte Gesichtsausdruck blieb noch für eine Weile. Kosta hielt dem Blick des anderen stand und wartete darauf, dass er eine Entscheidung traf. »Unsinn«, sagte Forsythe schließlich. »Das war doch nur ein Schuss ins Blaue.«
»Ich möchte Sie nicht bloßstellen, Hoher Senator«, sagte Kosta leise. »Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass das ein Grund für eine Amtsenthebung wäre oder wie auch immer man hier mit gewählten Regierungsvertretern verfährt. Aber darum geht es mir überhaupt nicht.
Weitere Kostenlose Bücher