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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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einer kindlichen Entschlossenheit. Ich kann es.
    Ich weiß, signalisierte Forsythe, und er meinte es auch so. Im Gegensatz zu vielen »reifen« Persönlichkeiten, mit denen er es über die Jahre zu tun gehabt hatte, war Ronyon nämlich nicht mit diesem verdammten falschen Stolz infiziert, der einen daran hinderte, Fehler einzugestehen. Grundsätzlich galt, wenn man Ronyon etwas auftrug und dann nichts mehr von ihm hörte, konnte man davon ausgehen, dass er es richtig gemacht hatte. Dann solltest du jetzt nach unten gehen. Wir dürfen das Volk von Lorelei nicht warten lassen.
    Ja, Mr. Forsythe. Mit einem letzten glücklichen Lächeln drehte Ronyon sich um und eilte nach draußen.
    Dennoch fragte Forsythe sich manchmal, weshalb er sich nicht schon längst von Ronyon getrennt hatte. Groß und stämmig, mit einem Gesicht, das bestimmt nicht fotogen war, und mit dem Verstand eines Kindes fiel Ronyon eigentlich durchs Raster der Personen, die ein Politiker als inneren Zirkel um sich scharte. Ursprünglich war es auch kaum mehr als eine symbolische Geste von Forsythes Seite gewesen: Der große und wichtige planetarische Repräsentant nahm sich die Zeit und machte sich die Umstände, sich auch um diejenigen zu kümmern, denen nicht einmal die moderne Medizin zu helfen vermochte. Als Wahlkampftaktik war es jedenfalls überaus erfolgreich gewesen, obwohl Kritiker lautstark eingewandt hatten, dass das nichts anderes als eine schamlose emotionale Manipulation sei. Auf jeden Fall hatte er diese Wahl gewonnen, und er hatte seitdem auch keine mehr verloren.
    Allerdings war das auch schon über fünfzehn Jahre her. Weshalb befand Ronyon sich also noch immer in seiner Nähe?
    Forsythe zuckte unmerklich die Achseln und betätigte die Sprechanlage. »Hier ist Mils«, ertönte eine vertraute Stimme.
    »Hier Forsythe. Wie geht es voran?«
    »Wir führen nur noch eine letzte Überprüfung der Beleuchtung durch, Hoher Wahlsenator«, erwiderte der andere mit gewohnt gequälter Stimme. »Wir werden in fünf Minuten fertig sein.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Forsythe warnend. »Ich habe gerade Ronyon runtergeschickt. Er soll sich davon überzeugen, dass Sie Ihre Arbeit auch richtig machen.«
    Mils lachte glucksend. »Na, dann sollten wir uns aber ranhalten«, sagte er mit gespieltem Ernst. Mit gespieltem Ernst, aber mit deutlich weniger Anspannung in der Stimme als noch im Moment zuvor. »Ich will schließlich nicht, dass er böse auf uns ist.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Forsythe ihm bei. »Ich werde in Kürze auch runterkommen.«
    Er schaltete die Sprechanlage aus. Vielleicht war das der Grund, sagte er sich: die Tatsache, dass Ronyon hier so deplatziert war. Mit seiner kindlichen Begeisterung und Loyalität war er wie eine frische Brise, die den stickigen Mief vertrieb, der den Politikzirkus so oft zu verpesten schien. Forsythe erinnerte sich noch gut daran, wie sein Vater mit seinem ausgeprägten Sinn für Humor die Spannung aufgelöst hatte, die ihn und seinen inneren Zirkel so oft zu überwältigen drohte. Diese Gabe fehlte Forsythe jedoch, und vielleicht hatte er sie unbewusst kompensiert, indem er Ronyon anstellte.
    Für einen Moment betrachtete er das Bild seines Vaters, das noch immer auf dem Bildschirm prangte, und er wurde von einem neuen Schwall alter Entschlossenheit durchströmt. Einst hatte ein Forsythe sich lieber aus dem Hohen Senat zurückgezogen, als sich dem hypnotischen Einfluss eines Engels auszusetzen. Mit Einfallsreichtum und etwas Glück konnte dieser Forsythe vielleicht beides vereinbaren – und zugleich allen beweisen, dass sein Vater mit seinen Warnungen doch Recht gehabt hatte.
    Er schaltete den Bildschirm aus, nahm seine Notizen an sich und ging zur Tür. Das Volk von Lorelei wartete schon auf ihn.

5
    »Das ist aber ein guter Wein«, säuselte Chandris und sah aufmerksam zu, wie Toomes die seltsam geformte Flasche nahm – eine Karaffe, so hatte er sie genannt – und ihr Glas wieder etwas auffüllte. Sie sah, dass seine Hand noch nicht zitterte; aber er brauchte doch einen Tick zu lange, um die Flasche richtig an ihrem Glas anzusetzen. Sie musste ihn nur noch etwas mehr ermutigen, und dann könnte sie sich unbesorgt von ihm zu seiner Kabine bringen lassen. »Sehr lieblich und mild«, fuhr sie fort und nippte am Glas. »Sie sollten ihn wirklich auch einmal versuchen.«
    Er sah sie mit einem schiefen Grinsen an. »Ich bin da vielleicht etwas altmodisch, meine Liebe«, sagte er, »aber nach meiner

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