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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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die Flucht beinhalteten.
    Aber die Tage waren vergangen, und der geheimnisvolle Mann war weiterhin auf Distanz geblieben. Und überhaupt …
    Sie sah ihn offen an. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, bevor er den Blick wieder auf die Speisekarte richtete und den Anschein zu erwecken versuchte, als ob er sie überhaupt nicht angesehen hätte.
    Chandris sah wieder zu Toomes hinüber und verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Er war wahrscheinlich gerade erst in die Oberklasse aufgestiegen – mehr steckte nicht dahinter. Neu in der Oberklasse, an ihr interessiert und zu ängstlich, um sie direkt anzusprechen. Das war wahrscheinlich alles. Natürlich.
    Aber das flaue Gefühl wollte nicht weichen.
    Sie stellte abrupt das Weinglas ab und erhob sich. »Können wir jetzt gehen?«, fragte sie Toomes.
    Ein Anflug von Überraschung, und dann war das Lächeln des Jägers wieder da. »Klar«, sagte er, kippte seinen Drink und stand ebenfalls auf. Vielleicht war er schon betrunken genug, vielleicht auch nicht; doch im Moment war Chandris das egal. Sie wollte nur noch von hier verschwinden. Und wenn das bedeutete, dass sie noch einmal mehr über sich ergehen lassen musste, als sich nur von Toomes betatschen zu lassen, konnte sie auch damit leben.
    Sie fasste ihn am Arm, zwang sich, ein unbekümmertes Lächeln aufzusetzen, und führte ihn aus dem Raum.
    Kosta hielt den Kopf über die Speisekarte gebeugt, als ob er sie studierte, und beobachtete unauffällig, wie die Frau und ihr Begleiter den Speiseraum verließen. Verdammt, fluchte er stumm. Die Schuldgefühle stehen dir förmlich ins Gesicht geschrieben. Wieso stehst du nicht gleich auf, verkündest allen, dass du ein Spion der Pax bist, und bringst es hinter dich?
    Er atmete tief durch. Entspanne dich, befahl er sich. Entspanne dich wieder. Er hatte schließlich keinen Beweis dafür, dass sie auch nur ansatzweise mit der empyrealen Sicherheit in Verbindung stand. Sie hatte ihn nicht zur Rede gestellt, hatte zu diesem Zweck auch niemand anderen vorgeschickt, und da die Reise morgen früh enden würde, blieb ihr auch kaum noch Zeit, um das nachzuholen. Nein – aus welchen Gründen auch immer sie ihn beobachtete, sie waren wahrscheinlich völlig harmlos. Vielleicht erinnerte er sie an jemanden. Oder vielleicht waren seine Tischsitten noch schlechter, als er ohnehin schon befürchtete.
    Er atmete noch einmal tief durch und zwang sich, sich auf die Speisekarte zu konzentrieren. Wieder wünschte er sich, er hätte gar nicht erst darauf bestanden, sich als Angehöriger der Oberklasse auszugeben. In der Theorie schien damals alles stimmig zu sein: Weil die meisten Wissenschaftler und Studenten wahrscheinlich in den billigeren Abschnitten des Schiffs logierten, würden die Passagiere hier oben mit der gleichen Wahrscheinlichkeit nicht erkennen, dass er kein Angehöriger der empyrealen wissenschaftlichen Gemeinde war.
    Das war jedenfalls die zugrunde liegende Logik gewesen. Er hatte dabei aber völlig außer Acht gelassen, dass die Oberklasse in puncto Bekleidung, Verhalten und Stil so homogen war, dass er sich dort zwangsläufig fehl am Platz fühlen würde.
    Er ließ den Blick über die Preisliste der Speisekarte schweifen und spürte, dass die Wangen unangenehm zu glühen begannen. Ja, es war logisch gewesen … Aber im tiefsten Innern fragte er sich, ob es unter dem Gesichtspunkt der Professionalität wirklich vertretbar war. Ob er vielleicht nur aus dem Grund als Angehöriger der Oberklasse auftreten wollte, weil er insgeheim den Wunsch verspürte, dieser Krämerseele von Telthorst einmal den imaginären Stinkefinger zu zeigen.
    Es war ein beunruhigender – ach was, ein geradezu beängstigender Gedanke. Er befand sich hier schließlich im Feindesland, und sein Überleben hing von seiner Fähigkeit ab, sich ausschließlich und völlig emotionslos auf diese Mission zu konzentrieren. Wenn er hier einen kindischen Trotz oder den sportlichen Ehrgeiz entwickelte, es jemandem heimzuzahlen, würde er möglicherweise in einer empyrealen Gefängniszelle landen. Oder es würde ihm etwas noch Schlimmeres zustoßen.
    Der Kellner – ein Kellner aus Fleisch und Blut , und nicht nur eine automatisierte Bestellannahme wie auf den billigen Plätzen – erschien an seiner Seite. In der verzweifelten Hoffnung, dass seine Aussprache diesmal korrekt war, gab er die Bestellung auf.

6
    »Bitte um Ihre Aufmerksamkeit«, ertönte die Stimme von oben. »Shuttle Nummer Eins hat angedockt; ich

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