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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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würde ihm nichts ausmachen. Und doch regten sich in ihr hartnäckige Schuldgefühle. Er hatte ihr das Leben gerettet, hatte sein Blut für sie vergossen. Und sie stellte sich so kindisch an, wenn sie vorübergehend bei ihm wohnen sollte, wo er sich besser erholen könnte. Aber sie hatte noch nie in irgendeiner Form mit einem Mann zusammengelebt.
    Nach mehr als zwei Millennien hatte sie noch nie einen Mann so nah an sich herangelassen.
    Anfangs war es keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern einfach so geschehen. Wegen ihres missgestalteten Flügels war sie schüchtern und unsicher gewesen und hatte sich deshalb in der Bibliothek versteckt. Später, als sie genug Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen hatte, um sicherer aufzutreten, waren Männer auf sie zugekommen. Natürlich nicht viele, aber genug, dass sie mehr als einen zur Auswahl gehabt hatte.
    Damals war sie jung und trotz ihres Auftretens noch immer unerträglich empfindlich wegen ihres Flügels. Sie nahm an, die Männer wollten aus Mitleid mit ihr ausgehen und würden die Rolle des freundlichen Verehrers nur so lange spielen, bis sie ihr Gewissen beruhigt hätten. Also wies sie die Verehrer ab, bevor sie selbst abgewiesen werden konnte.
    Zumindest bei einem der Männer, die sich um sie bemühten, behielt sie mit ihrer Vermutung über seine Motive recht. Bei den anderen … bestand die Möglichkeit, dass sie sich geirrt hatte. Aber eines war sicher: Nach kurzer Zeit sprach sich herum, dass Jessamy am liebsten in Ruhe gelassen werden wollte. Man sah in ihr eine Gelehrte und eine Lehrerin, aber alle hatten vergessen, dass sie außerdem auch eine Frau war, die hoffte und träumte, einmal einen Partner und eine Familie zu haben. Und ein Zuhause, das nicht so endlos still war, wenn sich sanft die Nacht herabsenkte. Auch sie selbst hatte sich alle Mühe gegeben, die Wahrheit zu vergessen, weil dann die Schmerzen leichter zu ertragen waren.
    »Ich hätte dir mehr Courage zugetraut, Jessamy.«
    Sie presste ihre Fingernägel in die Handflächen. In diesem Augenblick hasste sie ihr Leben, das sie sich Stein für Stein aufgebaut und in dem sie sich irgendwann selbst eingemauert hatte. Sie stand auf und griff nach der kleinen Tasche, in der Galen – wie unerwartet und verwirrend – ihre Sachen zusammengepackt hatte. Dann öffnete sie die Tür und fragte, bevor der Mut sie verlassen konnte: »Wäre dein Zuhause leichter zu bewachen?«
    Galen nickte knapp, wobei ihm sein leuchtend rotes Haar in die Stirn fiel. Mit einer ungeduldigen Geste strich er es zurück. »Es liegt am Hang der Schlucht. Ein Eingang, keine Treppen.«
    Also würde sie ihm erlauben müssen, sie in seinen Armen dorthin zu fliegen.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, fuhr Galen fort: »Es ist nicht weit.« Die stürmische See in seinen Augen verriet ihr, dass er sie zu genau betrachtete. »Nur einen Herzschlag oder zwei zu fliegen.«
    Auf ihrem Rücken brach Schweiß aus, und sie musste zweimal schlucken, bevor sie heiser hervorbrachte: »In Ordnung.«
    Galen schwieg, bis sie den Rand der Felsklippe erreicht hatten, die in die wundervoll gefährliche Schlucht hineinragte. »Halt dich fest«, brummte er. Dann hob er sie hoch und zog sie an sich, mit einem Arm stützte er ihren Rücken, den anderen schob er unter ihre Beine. »Und denk an all die Schimpfwörter, die dir für mich einfallen.«
    Vor Überraschung und Freude stieg Lachen in ihr auf … und in diesem Moment machte er einen Schritt von der Klippe und flog mit ihr hinunter zu seinem Quartier. Über ihnen schlugen in einem atemberaubenden Spiel aus Licht und Schatten seine Flügel. Der Wind zerrte an ihrem Gewand und spielte mit ihrem Haar, und für den winzigen Augenblick, den sie in der Luft waren, fiel ihr Magen ins Bodenlose. Nach der Landung hob sie noch immer lächelnd den Blick und sah, dass Galen sie mit dem Anflug eines bedächtigen Lächelns betrachtete. »Du hattest keine Angst«, stellte er fest.
    »Was?« Während sie darauf wartete, dass er sie absetzte, ließ sie ihre Tasche auf den Boden fallen. Nur knapp konnte sie dem Drang widerstehen, die Nähe zwischen ihnen auszunutzen und ihm die zu langen Haare zurückzustreichen, die ihm wieder bis auf die Wimpern fielen. »Nein. Das ist nicht der Grund, weshalb ich nicht fliege.«
    Ein Hauch von Eis und Frühling lag in Galens Augen, und er blickte sie so lange an, bis ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm zu antworten, ihm ein Geheimnis zu offenbaren. Dieses Geheimnis war so

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