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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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furchtbar und so tief, dass sie nie zuvor mit jemandem darüber gesprochen hatte, nicht einmal mit Keir, den sie seit Jahrtausenden kannte. »Es ist, weil ich es zu sehr liebe.«
    Direkt nach diesem Geständnis traf die Verwundbarkeit sie wie ein Schlag in die Magengrube, unter dem sie sich zusammengekrümmt hätte, wenn nicht Arme aus heißem, lebendigem Eisen sie festgehalten hätten. »Lass mich runter.« Sie könnte es nicht ertragen, das Mitleid auf den harten Konturen seines Gesichts zu sehen.
    »Jetzt, wo ich dein Geheimnis bereits kenne … «, sagte er stattdessen und rieb sein Kinn sanft an ihrem Haar. »Möchtest du eine Runde fliegen?«
    Jessamy blieb das Herz stehen. »Es würde die Sehnsucht nur verschlimmern«, flüsterte sie und hob eine Hand, um ihm das dichte, seidige Haar zurückzustreichen, dessen Farbe an das strahlende Herz eines Sonnenuntergangs in den Bergen erinnerte.
    »Ich kann stundenlang ohne Pause fliegen.« Er zog sie noch fester an sich, seine wilde Hitze brannte sich in ihre Haut und drang ihr bis ins Blut. »Außerdem«, murmelte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden, »bist du in der Luft viel sicherer als überall sonst.«
    Was er ihr anbot, versetzte sie in Angst und Schrecken. Nicht nur seine Flügel … sondern auch glutheiße Emotionen, die zu verbergen er sich keinerlei Mühe gab. Es hatte nichts mit Mitleid zu tun. »Galen.«
    Er senkte den Kopf und sprach so dicht an ihrer Haut, dass es beinahe ein Kuss war, nur einen Atemhauch waren seine Lippen von ihren entfernt. »Halte dich gut fest.« Und dann machte er vom Rande des Felsvorsprungs vor seinem Wohnquartier einen Schritt zurück.
    Sie schrie auf, als er in die Tiefe fiel – teils vor Freude, teils vor fassungsloser Überraschung. »Ich habe noch gar nicht ›Ja‹ gesagt.« Sie schlang die Arme fest um seinen Hals.
    Galen stellte sich taub, stürzte sich in die Tiefe und schraubte sich wieder in die Höhe, all das vor den Felswänden derselben Schlucht, die ihr vorhin noch Angst und Schrecken durch den ganzen Körper gejagt hatten. Aber nicht jetzt. Nicht in Galens festem Griff. Ein schwindelerregendes Gefühl fuhr ihr durch die Glieder, und wieder musste sie lachen. Er benahm sich wie einer ihrer Schützlinge. Auch diese ignorierten sie manchmal, weil sie hofften, Jessamy würde sie dann nicht tadeln. Und vermutlich hatte er damit recht – denn Galen konnte vielleicht fliegen !
    Nachdem er sich in die Tiefe gestürzt hatte, sauste er mit ihr dicht über den tosenden Fluss am Grund der Schlucht hinweg und streifte dabei die Wasseroberfläche. Die Spritzer trafen ihre Füße und ihr Gesicht, und in spontaner Zuneigung rieb sie dieses Gesicht an seinem Hals. Er neigte den Kopf und sah sie mit einem Berserkergrinsen an, bevor er wieder in die Höhe flog, höher und immer höher, bis sie sich hoch in der substanzlosen Watte der Wolken befanden. Die glitzernden, mineraldurchsetzten Gebäude der Zufluchtsstätte lagen nun hinter einer Bergkette verborgen – eine unüberwindliche Barriere für Wesen ohne Flügel. Unter ihnen lag das Land wie ein wildes, buntes Bild, das sie zuletzt vor langer Zeit gesehen hatte, als sie noch ein Kind gewesen war und ihr Vater sie in den Himmel hinaufgetragen hatte.
    »Danke, Vater.«
    »Du bist mein Kind, Jessamy. Ich würde alles tun, um dich lachen zu hören und dein wunderschönes Lächeln dabei zu sehen.«
    Ihr Vater liebte sie. Ebenso wie ihre Mutter. Aber wenn sie zur Erde zurückgekehrt waren, war hinter ihren fröhlichen Gesichtern stets eine solche Traurigkeit versteckt, dass Jessamy es irgendwann nicht mehr ertragen konnte und sich deshalb selbst geerdet hatte. Es war eine schmerzhafte Entscheidung gewesen, nicht mehr durch die Lüfte zu fliegen, aber das war vorübergegangen. Jetzt konnten Jessamys Eltern ihre Behinderung manchmal vergessen und sie einfach nur als ihre Tochter ansehen, die sie liebten und deren Erfolge sie vor Stolz glühen ließen.
    Ein Strom aus Licht, gleißend hell wie juwelenbesetzte Kieselsteine, zerstreute diese freudlosen Erinnerungen.
    Sie sah nach unten und erblickte einen spiegelglatten See, der die untergehende Sonne in all ihrem verstörenden Glanz reflektierte. Das Wasser wurde zu einem feurigen Kessel, der Himmel eine züngelnde Flamme.
    Lippen und ein warmer Atemhauch streiften ihr Ohr. »Möchtest du landen?«
    Sie schüttelte den Kopf; nie wieder wollte sie die Erde berühren. Galen tauchte ab, um sich von einem gemächlichen Wind tragen zu

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