Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
einem schweren Vorhang abgeteilt werden konnte. Das Bett war groß, wie es sich für jemanden von Galens Ausmaßen gehörte.
»Ich nehme dein Bett«, sagte sie. Ein seltsames Unbehagen floss durch ihre Adern, und es hatte nichts damit zu tun, dass sie ihm seine Ruhestätte wegnahm.
Er zuckte die Schultern. »Ich hatte nicht vor, zu schlafen.« Damit ließ er sie neben dem Bett stehen und kehrte in den Wohnbereich zurück, wo er sein Schwert und die Gurte ablegte. Die Bewegung des Leders auf seiner sonnenverwöhnten Haut zog ihren Blick an und hielt ihn fest. Das Muskelspiel unter seiner …
Sie errötete, als er den Blick hob und sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte. Schnell zog sie den Vorhang zu und streifte ihre Sandalen ab, ehe sie sich aufs Bett setzte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so stark auf einen Mann reagiert zu haben. Sie erkannte sich selbst nicht mehr wieder in dieser Frau, deren Verstand von blanken Emotionen überwältigt wurde, deren Blut so heiß brodelte und die noch immer Galens feste, männliche Brust unter ihren Handflächen spürte.
Vielleicht hatte sie so etwas als junges Mädchen empfunden, auch wenn sie es nicht für wahrscheinlich hielt. Damals war sie stets mit gesenktem Kopf umhergelaufen und war sich – voller Wut und zerrissen vor Neid – wie ein hasserfülltes Wesen vorgekommen.
Ihre Brust schmerzte.
Sie wünschte, sie könnte zu diesem einsamen, unsicheren Mädchen zurückgehen und ihr sagen, dass alles gut werden würde, dass sie sich ein eigenes Leben aufbauen und zufrieden sein würde. Sie ballte die Hand zur Faust. Nein, vielleicht wollte sie doch nicht zurückkehren – welches Mädchen wollte schon etwas von »Zufriedenheit« hören, wenn es von himmelhohem Glück und schillernder Leidenschaft träumte?
Diese Sehnsucht war nicht direkt abgestorben, sondern vielmehr unter dem Gewicht der Realität erdrückt worden. Als sie älter wurde, hatte sie erkannt, dass sie durchaus einen Liebhaber finden könnte, wenn sie wollte. Jemanden, der sie in die Geheimnisse einweihen würde, die sie in den Augen und auf den Lippen der anderen Frauen sah. Aber sie hatte auch gelernt, dass jede solche Beziehung – selbst wenn sie aus echtem Begehren entstand – nur vorübergehend sein konnte. Sie würde in dem Augenblick ein Ende finden, in dem ihr Liebhaber begriff, dass sie an die Zufluchtsstätte gefesselt war.
Im Gegensatz zu ihm würde sie nie über die Berge hinwegfliegen und nie in der Welt da draußen leben können, denn Engel durften niemals schwach erscheinen. Die Sterblichen empfanden Ehrfurcht vor allen Engeln, und das hielt sie davon ab, einen Aufstand zu wagen, der Tausende das Leben kosten würde. Ein so unvollkommener Engel wie Jessamy würde diese Ehrfurcht in ihren Grundfesten erschüttern. Das könnte zu Blutvergießen führen, denn die Menschen würden durch sie ihre Sichtweise über die Engel ein für alle Mal verändern. Jessamy war ein Unikat.
Aus dieser Sorge heraus hatte sie vor langer Zeit beschlossen, ihre schmerzliche Sehnsucht dadurch zu stillen, dass sie die Welt hauptsächlich durch die Bücher kennenlernte. Denn das war besser, als Sterbliche dazu zu verleiten, mit einem Tumult oder Aufstand den Erdboden tiefrot zu färben. Was Intimität anging … Sie grub die Hand in die Bettlaken dieses Engels, der so anders war als die anderen, der an Dinge in ihr rührte, an die man nicht rühren durfte – wenn sie die nächsten Millennien überleben wollte.
Und sie war sicher, dass auch ihr schöner Barbar eines Tages davonfliegen und sie zurücklassen würde. Trotzdem stand sie auf, schob den Vorhang beiseite und tapste auf bloßen Füßen in den Wohnbereich hinüber … wo Galen, der nichts außer seiner Hose aus kräftigem, braunem Stoff am Leib trug, mit eng an den Rücken angelegten Flügeln flach auf dem Boden lag. Sein Körper bildete eine vollkommen gerade Linie. Als er sich ihrer Blicke bewusst wurde, stemmte er sich hoch, sodass die Muskeln seiner Oberarme sich spannten und die Adern hervortraten. Dann senkte er die Arme wieder und begann seine Liegestütze von vorn.
»Du bist schon stark genug«, bemerkte sie. Ihr Blick ruhte auf seinem unverschämt kraftvollen Körper, der sich spannte und entspannte und ihr Schmetterlinge im Bauch bescherte. »Warum machst du das?«
»Ein Krieger, der sich selbst für den Besten hält«, sagte er, ohne seine Übungen zu unterbrechen, »ist ein Narr und bald tot.«
Eine direkte Antwort von einem
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