Engelstation
sie müßten Vorbereitungen für den Abflug der Runaway treffen. Sie würden ihm Bescheid sagen, wenn sie beschleunigen konnten.
Zwölf benutzte die Toilette und schnallte sich auf dem Beschleunigungssessel vor der Kommunikationstafel an, ohne auf das Zeichen zu warten. Er war völlig durcheinander.
Die Luft war fürchterlich trocken und dick. Das gelbe Licht brannte ihm in den Augen und blendete ihn. Ein kleiner weißer Vierbeiner schwebte zur Tür herein, starrte ihn eine Weile an, während er schweigend durch den Raum flog, stieß an die gegenüberliegende Wand und sprang eilig wieder hinaus. Zwölf schrie innerlich nach dem Geschmack der Geliebten. Er befahl seinem Recorder, Kanal Zwei abzuspielen.
»Ja.« – »Nein.«
Entsetzlich. Das Böse. Blasphemie.
Ja/Nein, tanzte es durch seinen Kopf. Nein/Ja.
Sie waren alle verrückt. Sie sahen sich zur Unterhaltung Lügen an und widersprachen ihren Vorgesetzten, ohne Angst vor der Auslöschung zu haben. Er war hier gefangen. Panik heulte in seinen Adern.
Das Signal für die Beschleunigung kam. Maria fragte, ob er bereit sei.
Ja/Nein, dachte er. Seine anmutigen Innenfinger tippten eine bejahende Antwort.
Der Käfig drehte sich in seiner kardanischen Aufhängung, als die Beschleunigung kam – zuerst sanft, dann mit einer grauenhaften, grollenden Intensität. Schwerkraft preßte sein Fleisch zusammen, senkte Ballast auf seine Herzen herab. Es fiel ihm schwer zu atmen. Ihm wurde schwindlig. Zwölf kniff die Augen zu und überließ sich dem Alptraum, dem Tod.
Der Alptraum schien kein Ende zu nehmen.
Dann war es auf einmal vorbei. Das Grollen hörte auf, und Zwölf hing schwerelos in seinen Gurten. Seine Herzen rasten, als ob sie die verlorene Zeit wieder aufholen wollten.
Geliebte! wimmerte er.
Ja, dachte er. Nein.
Das weiche Haar der schönen Maria wehte Ubu ins Gesicht, eine warme Berührung, wie eine Decke. Er rieb seine Wange daran. Maria beugte sich näher zu ihm, küßte seinen Hals, schob ihre Hüften gegen Ubu, ergriff sein Glied und ließ es in sich hineingleiten.
Ubu hing mit seinen oberen Armen an einer gepolsterten Griff Stange, die in die Decke seiner Kabine eingelassen war. Die Zentrifuge war vor der Beschleunigungsphase abgestellt worden, und er hielt sich nur mit den Fingerspitzen fest; seine unteren Arme lagen locker um Marias Hüften, gaben ihr die Freiheit, sich zu bewegen, wie es ihr gerade in den Sinn kam.
Maria küßte ihn, schmeckte seine salzige Haut. Er hing reglos da, während Maria gegen seinen Körper wippte. Sie fuhr mit ihren Fingerspitzen ganz zart über seine geschmeidigen Muskeln, strich mit ihren Brustwarzen über seine Brust und drehte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen, um ihre Haare in einer zärtlichen Liebkosung über sein Gesicht und seinen Hals zu ziehen.
Ubu ließ die Griffstange los, und sie schwebten beide durch den Raum, hierhin und dorthin; ihre langsame Flugbahn änderte sich minimal, als ihre Masse auf ihre Bewegungen reagierte. Zum Schluß landeten sie in Ubus Koje, waren in seinem Netz aneinander gefesselt;
Ubus vier Arme hatten sich in dem Polymerisatnetz verheddert, und seine Arm- und Schultermuskeln spannten sich an, als er zu drücken, zu ziehen und sich in eine bessere Position zu bringen versuchte. Sie kamen fast gleichzeitig.
Marias Lust verebbte langsam. Sie streckte sich, damit ihre Muskeln durchblutet wurden. Ihre Haut schien ein komplexer organischer Sensor zu sein, darauf eingestellt, Ausstrahlungen von Lust, Wellen von Glück, codierte Freudensignale aus der Elektronenwelt zu empfangen, die ihre Netze um sie herum wob, so verschlungen wie das Gurtnetzknäuel, in dem sie lag … Sie machte die Augen auf, sah, daß ihre Sicht von Wolken in der Luft hängender Haare verdeckt war, und zog sie hinter ihren Kopf. Ubus Körper hing ein paar Herzschläge entfernt im Netz. Sein Blick war entrückt.
»Ich möchte wissen, was unser Passagier davon halten würde, wenn er uns beim Bumsen zuguckte«, sagte Maria.
Ubu brauchte einen Moment, um diese Bemerkung zu verarbeiten. »Er würde wahrscheinlich denken, daß wir miteinander verschmelzen. So wie er mit der Geliebten.«
»Das haben wir ja auch getan.«
Er grinste. »Ich finde, wir sind ‘ne Ecke besser.«
»Wahrscheinlich. Sieht nicht so aus, als ob’s ihm viel Spaß machen würde.«
»Ich frage mich, ob er weiß, was Spaß ist.«
Sie zog ihre Haare wieder weg. »Machst du mir Zöpfe? Wir sind noch eine Zeitlang schwerelos, und da
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