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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Geliebten zu vertrauen, ihr Zeuge hier auf der Runaway zu sein. Er durfte nicht in Panik geraten, durfte seine Spekulationen in bezug auf die Menschheit nicht auf die heilige Vollkommenheit anwenden, die sein eigenes Innerstes, sein Zentrum war.
    Aber der Gedanke an die menschlichen Götter stieg ungebeten in ihm auf, wie eine zarte Reihe von Dolores-Bildern. Selbst der Besuch, den der Gott ihm abgestattet hatte, war mit Schwierigkeiten befrachtet gewesen. Obwohl der zweite Teil der Botschaft des Gottes völlig klar gewesen war, blieb der erste Teil verworren. Anscheinend nahm der Gott an, daß Zwölf mehr über die Menschheit wußte, als es der Fall war.
    Der Gott gab sich die Schuld für irgendeine Katastrophe, so viel war klar. Zur Art der Katastrophe hatte er sich nicht näher geäußert – es war um ›Feiern‹ und ›Transporte‹ gegangen – aber die Warnung des Gottes vor der Suarez-Familie hatte ein partielles Gegenmittel sein sollen.
    Möglicherweise war die Unklarheit ja auch beabsichtigt gewesen. Vielleicht war die Aussage des Gottes eine Form von Poesie, ein Versuch, Zwölf irgendwo unterhalb der Ebene der bewußten Wahrnehmung anzusprechen. Vielleicht, dachte Zwölf in jähem Entsetzen, war sein Geist von dem listigen Gott der Menschen zerrüttet worden. Der Gedanke war allzu verstörend. Zwölf ließ seinen roten Recorder los, als hätte er sich die Finger daran verbrannt.
    Er schwebte durch den Raum zum Sizer, programmierte den beruhigendsten Rhythmus der Geliebten ein, schnallte sich dann auf einem Beschleunigungssessel an und zog die Augen ein. Er konzentrierte sich vollständig auf die einschläfernde, pulsierende Aussage der Geliebten, die einen klaren Zweck verfolgte.
    Trotzdem schlichen sich unterschwellige menschliche Muster in sein Bewußtsein. Die trockene, gräßliche Luft sog immer noch Feuchtigkeit aus seinen Fühlern und infizierte seine Sinne mit dem Geruch der Menschen.
    Menschliche Rhythmen polterten durch sein Gehirn wie Trümmer, die einen langen, dunklen, endlosen Tunnel hinabstürzten.

17. Kapitel

    »He. Jüngerer Bruder.«
    Juans Stimme. Kit, dessen Hände und Unterarme vom leuchtend orangeroten Schmierfett bedeckt waren, mit dem er die Lager der Zentrifuge schmierte, warf einen Blick über die Schulter auf die Zugangsluke. Leicht deformierte Kügelchen schwerelosen Schweißes hingen lose an seiner Stirn und seinen geschwungenen Nasenflügeln.
    »Hier drin.«
    Juans Kopf erschien in der Lukenöffnung. Stachelige Haare schimmerten rot im trüben Licht der Sicherheitsbirne im Metallkäfig über dem Lukenrahmen. »Du sollst zum Schiffsführer kommen.«
    Kit wischte sich die Stirn mit dem Oberarm ab und bemühte sich, kein Schmierfett ins Gesicht zu bekommen. Der scharfe Geruch des Zeugs stach ihm in die Nase. Er hob die Hände. »So kann ich mich da nicht sehen lassen.«
    Juans Miene war verdrossen. »Sofort, hat Marco gesagt. Ich soll für dich weitermachen.«
    Kit griff nach einem Handtuch. Die Vorahnung sang ein wortloses, klagendes Lied in seinen Gedanken. Wenn Marco wollte, daß er seine Wartungsarbeit liegenließ, hieß das wahrscheinlich, daß er ihn für etwas noch Unangenehmeres brauchte. »Okay«, sagte er. »Soll mir recht sein. Mit den Cantorgeräten bin ich fertig, aber die ganzen Chingiz müssen noch gemacht werden.«
    »Fauler Sack. Die Hälfte von denen hätteste schon fertig haben können.«
    »‘n bißchen Spaß wollte ich dir auch noch gönnen, älterer Bruder.«
    Kit schrubbte so viel von dem Zeug ab, wie er konnte, und sprang mit den Füßen voran durch die Lukenöffnung. Kühlere Luft strich über seine dankbare Haut. Der Zugangstunnel war von farbig gekennzeichneten supraleitenden Glasfaserkabeln gestreift, die der Energieversorgung und der Kommunikation mit der Zentrifuge dienten. Kit zog sich Hand über Hand in eine Richtung, die normalerweise kopfüber in die Tiefe geführt hätte, drehte sich um und stieß sich durch einen weiteren Zugang auf die Personalebene hinaus. Essensdüfte wehten durch den Korridor.
    Marco war in seinem Büro. Er saß im Lichtkegel einer hellen, nackten gelben Birne über ihm. Um kein Fett auf irgend etwas zu bringen, stoppte Kit seinen Schwung mit einem Ellbogen und einem Knie am Türrahmen ab. Die verspiegelte Espressomaschine hinter Marco gab ein Zischen von sich, als ob sie den alten Mann warnen wollte, daß sich ein Feind näherte. Marcos skelettartiger Körper, nackt bis auf ein silbernes Kruzifix, war mit einem

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