Engelstation
Bezel-Station entfernt hängen, wobei ihre roten Warnlichter in einem individuellen Codemuster blinkten. Eine gemietete Lagerhalle auf der Station enthielt eine wachsende Kollektion von KIs. Ubu und die schöne Maria legten nun Raumanzüge an, wenn sie zur Hafenstadt wollten. Sie gingen allein hin, außer wenn die Geschäfte verlangten, daß sie alle beide auf die Station kamen.
Sie hinterlegten Anzahlungen auf die nächsten beiden Schwarzen Löcher, die eingefangen und nach Bezel gebracht werden würden. Die PDK-Werften, die Bezel exakt sechzig Grad vor der Station umkreisten, würden Schiffe um die Singularitäten herum bauen, sobald sie geliefert wurden. Große Transporter, wie Ubu es wünschte. Größer als das Schiff der Geliebten.
Die Abrazo näherte sich der Station. Ihr Flammenstrahl war ein kaltes Feuer in der leeren Schwärze.
Maria hörte nie wieder etwas von Magda. Welche Funktion sie auch für Ubu gehabt haben mochte, die Sache war vorbei. Er wirkte jetzt nicht mehr so gereizt, sondern entspannter. Was immer er bei seinen Ausflügen in die Hafenstadt machte, er behielt es für sich.
Marias Besuche waren leise, gedämpft. Sie trauerte um den Ort. Schließlich fand sie jemanden, der ebenso trauerte wie sie, einen sanften, kahl werdenden älteren Mann namens Mitaguchi. Kurz nachdem er vor Jahren seinen Meisterbrief erhalten hatte, war seine Shooterfamilie auseinandergebrochen, zerschmettert vom ersten Schlag der Konsolidierung, und er hatte einen Job auf einem Transporter der Kompagnie bekommen. Er war jetzt erster Offizier und wartete auf eine Vakanz, damit er zum Kapitän befördert werden konnte und endlich eine Chance bekam, den Meisterbrief zu benutzen, den er im Alter von elf Jahren gemacht hatte. Er war mit der Managerin eines Transportunternehmens auf Doranes verheiratet; sie hatten drei Kinder, die fast schon groß waren. Mitaguchi trug immer noch Shooter-Kleidung, wenn er der Hafenstadt einen Besuch abstattete, um nach alten Freunden Ausschau zu halten und alte Lieder zu singen. Er trug die Kleidung ohne große Überzeugung.
Etwas an seiner Verlorenheit zog Maria an. In der Hafenstadt konnten sie beide in einem Traum leben, an den keiner von ihnen mehr so recht glauben konnte. Sie schlenderten zusammen den Metallring entlang, nahmen hier und da eins seiner Vergnügungsangebote wahr, genossen das derbe, hektische Leben und Treiben und liebten sich hinter den Tempaschaum- und Schichtstoffwänden auf gesetzte und ballettartige Weise. Sie erfuhr von seiner Shooterfamilie, von all den Erinnerungen, die er sich bewahrt hatte. Er hatte seit Jahren keinen seiner Angehörigen mehr gesehen. Zwei Tage vor seinem Abflug von der Station redete Mitaguchi sich ein, total in Maria verliebt zu sein. Mit brennenden Augen drängte er sie in ihrem Pennrohr in die Ecke und redete eindringlich und leidenschaftlich auf sie ein. Er sprach davon, seine Stellung aufzugeben, auf seinen Rang zu verzichten und Frau und Kinder zu verlassen, um an Bord der Runaway zu kommen und mit der Frau zusammenzubleiben, die ihm das Leben wiedergeschenkt und alles zurückgebracht hatte, was ihm verlorengegangen war … Seine absonderliche Intensität, die Heftigkeit seiner Verzweiflung lahmten sie. Für einen kurzen Augenblick klaustrophobischer Angst fürchtete sie sich vor ihm. Sie starrte ihn einen Moment lang erschrocken an, aber Mitaguchi sah die Antwort in ihren Augen und schien zusammenzubrechen; die stählerne Anspannung in seinen Gliedern schmolz wie unter einem Schweißbrenner. Er gehorchte widerspruchslos, als Maria, in deren Hals der Kummer brannte, ihn fortschickte.
Kurz bevor sein Schiff abflog, sandte Mitaguchi ihr eine Nachricht über das Stationsnetz, in der er Maria für ihre Entscheidung dankte. Seine Höflichkeit bewirkte, daß sie sich wieder besser fühlte.
Die Abrazo führte ihr Rendezvous mit Dockmodul A durch. In den nächsten paar Tagen spürte Maria bei ihren periodischen Streifzügen durch die Hafenstadt ein Summen von Interesse, von Erwartung in ihrem Innern. Vielleicht würde sie Kit sehen. Aber die Tage vergingen, und es gab kein zufälliges Zusammentreffen, keine Nachricht im Netz. Ihre Erwartung verflog.
Als sie sich schließlich doch zufällig trafen, geschah es zum falschen Zeitpunkt. Die schöne Maria war in einem Club namens Jetzt und Allezeit, einem aus Tempaschaum auf einem Drahtgeflecht bestehenden Anbau an einen Sexschuppen, in dem es hauptsächlich darum ging, Shootern und System nahezu mit
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