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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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steigen. Geschickt schnaubte er sie aus. Marco überschrie das Heulen des Absauggebläses.
    »Und du hast gesagt, sie wollten Schwarze Löcher suchen, ja? Sie haben die Magneten immer noch am Schiff. Also sind sie wahrscheinlich ziemlich weit rausgeflogen, um nicht auf ein System zu stoßen, das schon abgesucht war, stimmt’s?«
    »Kann schon sein!« Er brüllte immer noch.
    »Ich schätze, die sind da draußen auf irgendwas gestoßen. Gibt Leute, die meinen, es ist vielleicht ein altes Hilinerschiff, das bei einem Fehlsprung vom Kurs abgekommen ist, und irgendwie sind alle gestorben, bevor sie zurück konnten. Ubu und Maria hätten’s ausgeräumt und würden vielleicht wieder hinfliegen, um sich noch eine Ladung zu holen. Ich glaube da nicht dran. Sämtliche Drogen der Runaway sind Produkte der letzten zwanzig Jahre, und keine davon ist durch Patente geschützt. Während dieser Zeit ist kein Schiff mit einer solchen Fracht verlorengegangen.«
    »Also, was ist es dann?« rief Kit.
    »Manche Leute sagen, es könnte eine vergessene Siedlung sein.«
    Kit stellte das Wasser ab und schüttelte sich Tropfen aus den Haaren. Winzige Juwelen spritzten von seinem Kopf weg, zerplatzten, verbanden sich zu neuen und wurden in den heulenden Abfluß gesogen. Warme Luft wehte über seinen Körper.
    Trotz der Wärme überlief Kit ein kalter Schauer nach dem anderen. Er wußte genau, worauf das hinauslaufen würde.
    »Eine vergessene Siedlung? Wo soll die denn herkommen?« fragte er. »Klingt noch weit unwahrscheinlicher als ein verlorener Hiliner.«
    »Wer weiß?« Marco schrie immer noch. »Vielleicht sind’s welche von uns. Shooter. Vielleicht hat eine Gruppe von Familien auf eigene Faust ihr Glück versucht und sich irgendwo ein Habitat gebaut, als die Konsolidierung uns unter Beschuß genommen hat. Aber das erklärt nicht, wie sie innerhalb von ein paar Monaten achtundzwanzigtausend Tonnen pharmazeutischer Präparate auf die Beine stellen konnten. Als ob sie das Zeug einfach da draußen hergestellt und auf jemand gewartet hätten, der sie findet und es ihnen abkauft. Na, den Punkt hab ich geklärt, Kleiner.«
    Kit schob die Tür zur Dusche auf und langte nach einem Handtuch. Gewisse Dinge waren unvermeidlich, das wußte er. Er würde tun, was sein Großonkel von ihm verlangte. Er wollte nur einen fairen Preis für seine Bemühungen.
    »Weißt du, ich glaube, die Siedlung hat das Zeug schon früher exportiert.« Marco bemerkte, daß er brüllte, runzelte die Stirn und senkte dann die Stimme. »Wahrscheinlich haben sie ein paar Shooterfamilien, die im menschlichen Raumsektor kleinere Mengen davon für sie vertreiben. Und als Ubu und Maria über sie gestolpert sind, hat die Siedlung sie bestochen. Sie haben ihnen einfach diese gigantische Fracht aus ihrem Lager gegeben und ihnen gesagt, sie sollten vergessen, was sie gesehen haben. Da sie nicht genug von unseren Behältern für das ganze Zeug besaßen, mußten sie ihre eigenen benutzen, die harzartigen Behälter, in denen sie’s selbst aufbewahren. Vielleicht bauen sie die Runaway später in ihr Vertriebssystem ein.
    Ubu kauft KIs, verstehst du. Die neuesten Lahore-Modelle, die für die Ausführung von Schüssen gedacht sind. Eine davon wird nachträglich in die Runaway eingebaut, die anderen sind ihre Fracht. Es ist so, als ob die Runaway eine ganze Flotte ausrüsten wollte. Und ich glaube, ich weiß auch, wessen Flotte. Stimmt’s, Kleiner?«
    Kit trocknete sich fertig ab und warf das Handtuch in den Behälter. Marco schwebte vor ihm: gelbe Haut, Dreitagebart, verschrumpelte graue Genitalien, eingesunkene Brust – ein grotesker Kontrast zu den gemonten, lächelnden Frauen an den Wänden. Kit zwang sich, in Marcos tief in den Höhlen liegende Augen zu schauen.
    »Du willst, daß ich mich an Maria ranmache und rausfinde, wo diese Siedlung ist«, sagte er.
    Marcos Lippen zogen sich von den Zähnen zurück. »Wirst ja allmählich clever, Kleiner. Ich möchte, daß du das gleiche Spiel mit ihr treibst, das sie mit dir getrieben hat. Setz deinen berühmten Charme ein. Wenn du sie erstmal soweit hast, daß sie die Beine für dich breitmacht, sagt sie dir vielleicht alles, was du wissen willst.« Sein Ballon zischte, als er sich Espresso in den Rachen spritzte. »Ganz gleich, was für eine Abmachung Pascos Ubu mit diesen Leuten getroffen hat, ich glaube, De Suarez Expressways kann ihnen was Besseres anbieten. Wir haben mehr Schiffe, wir können effektiver mit ihnen zusammenarbeiten

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