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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Spuren über ihre Netzhäute. Die Beschleunigung der Runaway ließ ihre Zähne klappern.
    Ubus Stimme war leise. Seine Worte kamen entschlossen, durch zusammengebissene Zähne.
    »Ich werde der Geliebten ein besseres Geschäft vorschlagen. Das ist es, was ich tun muß.«

    »Ubu Roy.« Der Klang von Marcos Stimme ließ helle Funken zornigen Lichts in Ubus Kopf tanzen; er hatte den Geschmack von Öl und ungesüßter Limone auf der Zunge. »Hör auf, mich zu unterbieten. Wir beschneiden uns nur unsere eigene Profitmarge, wenn wir auf diese Weise miteinander konkurrieren. Und ich gewinne dabei sowieso.«
    »Verpiß dich, Läusekopf!« Ubu machte sich nicht die Mühe, seine Antwort zu senden. Er hatte keine von Marcos Botschaften beantwortet.
    Jedesmal, wenn Ubu der Geliebten ein Angebot schickte, gab sie der Abrazo dessen wesentliche Elemente durch. Kurz danach machte Marco ihr stets ein Gegenangebot, das Ubu nicht unterbieten konnte, ohne den Gewinnanteil der Runaway erneut zu beschneiden.
    Nachdem Marco das erste Angebot der Runaway gekontert hatte, war sein Sender in Aktion getreten. Marco hatte ihnen den Vorschlag gemacht, die Runaway in die De Suarez Expressways einzugliedern, zumindest zum Zweck des Handels mit der Geliebten; dabei hatte er ihr den gleichen Status wie den fünf anderen Suarez-Schiffen garantiert. Die Leitung des gemeinsamen Unternehmens sollte weiterhin Marco innehaben, der auch für die Planung zuständig blieb.
    Damit verfolgte Marco nur ein einziges Ziel: Er wollte verhindern, daß Ubu den Multi-Pollies von den Aliens erzählte, bevor Marco soweit war.
    Die Zwei-ge-Beschleunigung schwächte Ubu, zehrte seine Wut und seine geistige Energie auf. Ihm fiel nichts mehr ein, was er tun konnte.
    Marco hatte recht, zum Teufel. Gegen die Abrazo zu bieten, war reiner Selbstmord.
    Schon wieder Mist gebaut . Der Gedanke hallte in seinem Schädel wieder.
    Ubu schaute auf die Navigationstafel, sah, daß die Runaway nur noch ein paar Stunden von ihrem Bremspunkt entfernt war, und beschloß, die Beschleunigungsphase vorzeitig zu beenden. Er gab das Null-ge-Warnsignal und hörte auf, die Singularität mit Materie zu füttern.
    Sein Herz schlug laut in der plötzlichen Stille. Sein dankbarer Körper schwebte frei im Gurtwerk. Müdigkeit durchpulste ihn.
    Maria löste ihre Gurte und stieß sich aus dem Käfig zur Toilette.
    Ubu schwebte in die entgegengesetzte Richtung, zur Krankenstation. Der Medikamentenschrank öffnete sich auf seinen Daumenabdruck hin. Er nahm das Fläschchen mit Blau Achtzehn heraus und sah es einen langen Augenblick an. Sein Mund wurde trocken.
    Alptraumhafte Erinnerungen blitzten in ihm auf; die jähe Gewalttätigkeit der Geliebten, der kurze Blick auf gepanzerte, entschlossene Soldaten, der lange Stachel mit der vergifteten Spitze, der innerhalb von Sekundenbruchteilen auf ihn zugeschnellt war.
    Dann fiel ihm wieder ein, daß ihn die Geliebte nicht aus eigenem Antrieb angegriffen hatte.
    Er legte das Fläschchen weg und schloß die weiße, emaillierte Tür des Schranks mit dem abblätternden roten Kreuz.
    Noch nicht, dachte er. Noch nicht.
    »Aber sicher wird der Schimmernde Clan seine früheren Zusagen einhalten, Shooterin Maria. Ihr werdet eure Ladung bekommen.«
    »Und danach?«
    »Das kann ich nicht sagen, verehrte Shooterin. Unsere Vereinbarung galt nur für diese nächste Lieferung.«
    Zwölfs Körper war eine einzige Ansammlung von Schmerzen. Während der Beschleunigungsphase hatte er das Gefühl gehabt, zu ertrinken.
    Sein Verstand drehte sich müde im Kreis. Der Suarez-Clan war hier? Der menschliche Gott hatte ihn ausdrücklich gewarnt, daß man ihnen nicht trauen durfte.
    Diese Information mußte er der Geliebten so bald wie möglich zukommen lassen.
    Einer von Marias Füßen war in die Griffstange am oberen Ende eines Beschleunigungssessels verhakt; ihr Körper schwankte langsam nach links und rechts, wie ein Band in einer trägen Strömung. »Die Suarez-Leute sind heimtückisch«, erklärte sie. »Und außerdem sehr aggressiv. Wir können zahlreiche Beispiele für beide Eigenschaften aufführen. Als Runaway haben wir mit der Geliebten von einem Einzelschiff zum anderen verhandelt. Die de Suarezes sind größer. Die Geliebte könnte überwältigt werden.«
    Alarmtrommeln ertönten in Zwölfs Innerem. »Wir reden doch nicht von einem militärischen Angriff?« fragte er rasch.
    »Nein. Die Geliebte könnte nach einer Weile einfach nur feststellen, daß es schwierig ist, sich

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