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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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wiederholte Maria. Ein Zittern lief durch den Rumpf der Runaway . Vor Ubus Augen verschwamm einen Moment lang alles. Seine Finger tippten weiter auf Tasten ein.
    ICH HOFFE, DER SCHIMMERNDE CLAN IST VON DEN UNGELADENEN EINDRINGLINGEN NICHT GESTÖRT WORDEN.
    Sein Herz schlug so schnell wie ein Aufwerfhammer, während er auf eine Antwort wartete. Als sie kam, fühlte er Wogen des Zorns und der Entschlossenheit durch seine Nerven laufen.
    DER SCHIMMERNDE CLAN HAT SEINE GESPRÄCHE MIT DEM SUAREZ-CLAN PROFITABEL GEFUNDEN. WIR HOFFEN, DASS DU DICH UNSERER KONKLAVE ANSCHLIESST.
    Und einen Augenblick später eine Videobotschaft von der Abrazo : eine Nahaufnahme von Marcos altem, höhnisch grinsendem, unrasiertem Gesicht.
    »Schiffsführer Ubu Roy«, sagte er. »Ich möchte wissen, ob du wohl eine Ahnung hast, wie ich hergekommen bin.« Er ließ das einen Moment lang einsinken. »Ich bin bereit zu reden«, fuhr er dann fort, »wann immer du es bist.«
    Die Schwerkraft erstickte Maria wie ein Teppich, zog ihr Tränen des Kummers aus den Augenwinkeln. Das Triebwerk der Runaway war ein konstantes Grollen in ihren Ohren, ein Vibrieren in ihrem Rücken. »Kit war auf dem Schiff«, sagte Maria. »Ich hab ihn reingelassen. Zweimal. Nein, dreimal. Irgendwie muß er das mit Santos 448 rausgefunden haben.«
    »Du meine Güte. Ein de Suarez. Wie konntest du …« Ubus Stimme verstummte fassungslos. »Wie konntest du das tun ?«
    »Ich hab das Logbuch gelöscht. Es gab keine Unterlagen darüber, wo wir waren. Ich war jede Minute mit ihm zusammen.«
    »Da war Zwölf. Er hätte Zwölf sehen können.«
    »Das hätte Zwölf uns gesagt.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    Maria erwog den unwirklichen Gedanken einer dunklen, seltsamen Verschwörung von Zwölf mit den de Suarezes. Ein Protestschrei hallte in der brennenden Leere ihres Herzens. »Er hat mich benutzt! «
    »Er hat’s dir heimgezahlt.«
    »Scheiße. Dieser Mistkerl!«
    Trotz ihrer Worte verspürte sie irgendwie keine Wut. Vielleicht konnte sie noch nicht glauben, daß das alles wahr war. Vielleicht konnte sie es Kit einfach nicht übelnehmen, dachte sie.
    »Ich rede mit Zwölf.« Sie schwenkte eine Tastatur aus der Armlehne des Sessels und arretierte sie quer über ihrem Schoß. Sie rief Zwölf an und erklärte ihm die Situation.
    »Ein Schiff des Suarez-Clans ist hier?« Zwölfs Stimme hatte knisternde, wimmernde Obertöne, die die Belastung durch die doppelte Schwerkraft verrieten. »Ich bin äußerst beunruhigt, Shooterin Maria.«
    »Du hast nie mit Kit de Suarez gesprochen?«
    »Nein, Shooterin Maria.« Ein Zögern. »Er versuchte, die Hilfskontrollsektion zu betreten, als ich hier war, aber ich benutzte Schiffsführer Ubus Stimme und befahl ihm, draußen zu bleiben.«
    »Verdammt. Danke, Zwölf.«
    Sie schaltete das Interkom aus. Endlich kam die Wut. »Dieser Bastard «, fluchte sie und meinte es diesmal auch so.
    Ubu tippte immer noch Kurskorrekturen in den Navigationscomputer ein. Seine Finger hämmerten wütend auf die Tasten, als ob sie stumpfe Instrumente wären. »Er wußte, daß hier etwas war«, sagte er. »Die Frage ist, was hat er gefunden?«
    »Eine Sicherheitskopie des Logbuchs?«
    »Gibt’s nicht.«
    »Nicht daß wir wüßten.«
    Ubu biß die Zähne zusammen. »Wenn wir’s nicht wissen, weiß er’s erst recht nicht.«
    »Du hast nichts aufgeschrieben? Und es irgendwo liegengelassen, wo er’s finden konnte?«
    »Ich schreib überhaupt nichts auf. Ich geb’s nur in den … Jesus Ristes.«
    Ubus Faust krachte mit dem doppelten Gewicht auf die gepolsterte Armlehne herab. Seine anderen Arme riefen bereits Navigationsdateien auf.
    Ein 3D-Gitter erschien, Kurse und Daten, die sich durch Dunkelheit zogen. »Die verfluchten Schußpläne. Schau dir das an. Der Computer hat sie automatisch gespeichert.«
    »Du hast sie nicht gelöscht?«
    »Hab ich vergessen.«
    Neu auflodernde Wut toste wie ein Hochofen in Maria. »Du hast mich dazu gedrängt, das beschissene Logbuch zu löschen und ein Verbrechen zu begehen, und du hast nicht mal …«
    »Das waren bloß Arbeitspläne. Ich hab mich nicht mal dran erinnert.«
    »Du lieber Himmel.«
    Sie verstummten eine ganze Weile. Langsam saugte die Schwerkraft die Wut aus Maria heraus. Sie gab jeden einzelnen Tropfen davon nur widerwillig verloren.
    »Ich hab Mist gebaut«, sagte Ubu. »Ich hab schon wieder Mist gebaut.« Seine Fäuste krachten auf die Armlehnen.
    Maria schloß die Augen und rang nach Luft. Elektronen zogen hauchfeine

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