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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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auf. Die Gedanken Dieses-Individuums sind vergiftet worden. Ein Wimmern der Traurigkeit klang in ihm auf, als ihm klar wurde, daß er soeben sein eigenes Todesurteil gesprochen haben mochte. Dies-Individuum hat den Suarez-Clan nicht hierhergebracht. Sie haben den Weg von allein gefunden. Vielleicht hat sie ein böser Gott dazu veranlaßt.
    Durch die Nabelschnur fühlte er die ehrfurchteinflößenden, wohlüberlegten Abläufe der grenzenlosen Denkprozesse der Geliebten. Schreckliche Angst tanzte in seinen Adern. Würde sie seine unverzügliche Auflösung anordnen?
    Ich benötige weitere Informationen , sagte die Geliebte. Du wirst mir umfassend über alles berichten, was du erlebt hast.

    Zwölf hing stundenlang in der Verschmelzung. Nahrung wurde von Willensfrei Zwanzig gebracht, der vor ihm schwebte und sie in seinen Mund erbrach.
    Ich werde bei Meinen Geschäften mit dem Suarez-Clan vorsichtiger sein , sagte die Geliebte. Trotzdem kann Ich aus der Rivalität der Menschen zuviel Gewinn schlagen, als daß Ich ihn vollständig außer acht lassen könnte.
    Geliebte, Dies-Individuum empfiehlt dringend, Vorsicht walten zu lassen. Der menschliche Gott …
    Schmerz gellte in Zwölfs Innerem. Er bebte vor einer Wand aus lähmender Pein. Erdreiste dich nicht, Mir Ratschläge zu geben, sagte die Geliebte. Dein Denken ist kontaminiert; das weißt du selbst.
    Lob und Ehre , intonierte Zwölf inbrünstig. Lob und Ehre, Lob und Ehre .
    Der Schmerz ließ langsam nach. Die Anweisungen der Geliebten hallten durch seinen Schädel.
    Du hast zumindest einen Teil deiner Mission erfüllt, indem du gelernt hast, menschliche Laute zu erzeugen. Dieses Wissen soll Mir und sodann Meinem Diener Willensfrei Zwanzig übertragen werden.
    Gepriesen sei die Geliebte , antwortete er resigniert. Zwölf wußte, daß Zwanzig ihn ersetzen würde. Danach stand ihm die Auflösung bevor, weil er eine Bedrohung für die Reinheit des geheiligten Denkens der Geliebten darstellte.
    Betäubende Lust ergoß sich in Zwölfs Geist. Sie überwand seine Traurigkeit nicht, sondern machte sie nur noch schlimmer. Die Nabelschnur der Geliebten pulsierte, als sie sorgfältig gestaltete Polyribonukleotiden in Zwölfs Sprachzentren einspeiste, die seine menschliche Sprachfähigkeit zu kopieren begannen. Zwölf spürte, wie sein Herz raste, um seinem Verstand genug Nahrung zuzuführen, damit diese Tätigkeit zügig ausgeführt werden konnte. Er hörte, wie die Geliebte mit seiner Stimme sprach und Zwanzig befahl, mittels einer anderen Nabelschnur mit ihr zu verschmelzen.
    Der Transfer verlief zunächst ruhig. Zwanzigs Voder begann versuchsweise menschliche Laute zu produzieren, dann ein paar Worte. »Schiffssssführer«, sagte der orangerote Willensfreie, dann schlegelte er mit dem rechten Arm. »Schiffsführer!« kreischte er. »Schiffsführer, Schiffsführer!« Er schlug mit seinem rechten Fuß aus. Speichel flog von seinen Fühlern. Seine rechte Hälfte schlug wild um sich, aber seine linke schien gelähmt zu sein.
    Ganz benebelt von Lust und Traurigkeit beobachtete Zwölf überrascht, wie Zwanzig erstarrte und dann am Ende seiner Nabelschnur erschlaffte.
    Zwölfs Lustgefühl ließ nach. Die Stimme der Geliebten erklang in seinem Kopf.
    Zwanzig hat einen Schock. Du wirst ihn beobachten.
    Ja, Geliebte.
    Wenn er bald aufwacht, wirst du ihn fragen, was die Ursache seiner Qual war.
    Ja, Geliebte.
    Mir war versichert worden, daß dieser Typ äußerst flexibel und anpassungsfähig sei. Meine Enttäuschung wird anderen übermittelt werden. Vielleicht wird dieser Typ in Zukunft nicht mehr so hoch bewertet.
    Das Gefühl der Gegenwart der Geliebten schwand, obwohl sich die Nabelschnur nicht von ihm löste. Zwölf hatte den Eindruck, daß die Geliebte mit ihrer Aufmerksamkeit woanders war.
    Zwanzigs Fühler flatterten ein wenig, als er atmete, aber ansonsten rührte er sich nicht. Zwölf wartete, zitternd vor Furcht und schlimmen Vorahnungen. Stirb, dachte er, während er Zwanzig anstarrte, stirb stirb stirb! Wenn Zwanzig starb, könnte Zwölf am Leben bleiben.
    Stunden vergingen. Zwölf merkte, daß er ausscheiden mußte, wagte jedoch nicht, sich von der Nabelschnur zu lösen. Er entleerte sich und ließ die Willenlosen die Schweinerei beseitigen; danach säuberten sie auch ihn selbst.
    Er blickte in jäher Angst auf, als Soldaten den Eingang füllten. Schwarz und zielstrebig drängten sie herein. Viele Arme kamen unter ihren Panzerschalen heraus und ergriffen Zwanzig. Die

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