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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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die Hüften und grinste zu ihm hoch. »Soll ich uns hier rausbugsieren?«
    Er küßte sie. »Wenn du soweit bist.«
    »Ich muß nur noch rasch aufs Klo. Du kannst Zwölf schon mal sagen, daß wir zu schießen anfangen.«
    Sie ging zum Arzneimittelschrank, um sich Blau Zehn zu holen, und kam dann zu Ubu in den Kommandokäfig. Die Software des Lahore hochzufahren, war eine Sache von Sekunden, aber es dauerte länger, bis sie sich in die richtige seelische Verfassung gebracht hatte. Maria war nervös, und der Lahore fühlte sich einfach so anders an.
    Die Reduktion der Intensität, die sie in den Lahore einprogrammiert hatte, schien sich positiv auszuwirken. Es gab weniger, was sie vom Jetzt ablenkte, von ihrer hexenhaften Erfassung des subatomaren Universums. Sie merkte, wie ihr Bewußtsein hinausgriff, die Singularität und die Magnetfelder berührte, die sie umschlossen hielten. Auf dieser Ebene steigerte der Lahore jedenfalls ihre Wahrnehmungsfähigkeit.
    Die Singularität war kooperativ und legte ihr nur wenige Hindernisse in den Weg. Sie ritt das Jetzt stundenlang, weit über den Punkt hinaus, an dem sie normalerweise aus der Simulation ausgestiegen wäre, um den Computer selbständig den Weg aus dem Weißen Loch finden zu lassen.
    Maria war genau auf Kurs. Sie verfehlte ihren idealen Zielpunkt nur um ein paar zehntausend Kilometer. Die Software zur Positionsbestimmung hatte ihre Koordinaten innerhalb von ein paar Minuten ausfindig gemacht – die Runaway war schon früher hier draußen gewesen, und der Computer hatte viel mehr Bezugsgrößen als bei ihren damaligen blinden Sprüngen. Sobald die Positionsmeldung kam, tauschte Ubu mit Maria den Sessel, berechnete den nächsten Schuß und führte den Sprung durch. Sie wechselten sich bei einer Serie von Sprüngen ab, gingen fast wortlos von einem zum nächsten über, synchron miteinander und mit dem Jetzt. Am Ende der Serie war die Runaway einen Sprung von ihrem Rendezvous mit der Geliebten entfernt, und sie waren beide so müde, daß sie sich nicht mehr zutrauten, den Sprung zu Maria der Schönen einigermaßen akkurat auszuführen.
    Voll des Lobes über den Lahore schlossen sie den Käfig ab und schwebten zur Kombüse, wo sie Aufschnitt und scharfe Pfefferschoten aus dem Eisschrank in sich hineinschlangen. Das Jetzt tanzte immer noch in Marias Kopf; Elektronen klingelten wie Glocken in ihrem Geist.
    Sie schliefen eng umschlungen im Bett der schönen Maria, und als sie aufwachten, liebten sie sich.

    Erstaunlich, wie gut es gewesen war, dachte Ubu. Nachdem sie sich wochenlang so gut wie nie gesehen hatten, weil sie an Bord der Runaway abwechselnd die Stellung gehalten und beide mehr oder weniger ihr eigenes Leben geführt hatten, waren Maria und er so gut wie übergangslos wieder in ihre alte Beziehung eingestiegen.
    Er hatte geglaubt, er hätte sie verloren. Jedenfalls hatte er alles dazu getan.
    Die Dinge ändern sich , hatte sie gesagt. Manche Dinge vielleicht nicht.
    Irgendwie kam es ihm nicht richtig vor, daß alles so leicht gewesen war. Er fragte sich, woran es gelegen haben mochte. Daran, daß sie reich waren? Daß sie das größte Geheimnis der Menschheit teilten? Daß sie alle hereingelegt hatten?
    Die schöne Maria lag in ihrer Koje auf dem Bauch. Er hatte ihre Haare in drei dicke Strähnen geteilt, die er jeweils in einer Hand hielt; die vierte benutzte er dazu, den wachsenden Zopf an Ort und Stelle zu halten, während sich der dicke Strang immer weiter über Marias knochigen Rücken hinunterzog.
    »Ich hab was von dem Getrommel der Geliebten in Musik verwandelt«, sagte Ubu. »In meine Art von Musik, heißt das.«
    »Ich würd’s gern hören. Spiel mir nachher was davon vor.«
    »Könnte ‘n bißchen zuviel für dich sein.«
    »Ich mag deine Musik. Jedenfalls zum Teil.«
    »Der einzige Mensch, der sie mochte, war Paps.«
    »Paps«, kicherte sie, »war völlig unmusikalisch.« Hände arbeiteten stetig an Flechten, seidige Wärme ging sanft durch Handflächen. »Paps hat sich in letzter Zeit gar nicht mehr sehen lassen«, sagte Ubu. »Vermutlich hat er seine Vorträge im unbewohnten Teil des Schiffes gehalten.«
    Durch seine Schenkel konnte er fühlen, wie sie sich versteifte. »Hab ich’s dir nicht erzählt?« Marias Stimme wurde von ihrem Kissen gedämpft.
    »Was denn?«
    »Ich hab ihn aus dem Computer rausgeholt.«
    Ubus Hände hörten auf, sich zu bewegen. Ein betäubendes Gefühl des Verlusts schlug in seinem Herzen.
    »Ich hab ihn in eine Datei

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