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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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machte ein Vermögen.
    Freudige Erregung tanzte durch Zwölfs Adern, als die Bilder durch seinen Geist rollten. Die Geliebte verhandelte als Gleichberechtigte mit dem Machtvollen Clan, dem Tätowierungs-Clan, dem Saphir-Clan und dem Sternenwind-Clan … mit Clans, die so mächtig waren, daß sie früher kaum auch nur die Existenz der Geliebten zur Kenntnis genommen hätten. Die KIs konnten dafür sorgen, daß der eine Clan wettbewerbsfähig blieb, während der andere dem sicheren Untergang entgegenging. Ihre Herstellung und ihre Bauteile waren ein Geheimnis, das jahrelang gewahrt werden konnte, vielleicht sogar jahrzehntelang. Und während dieser Zeit würden die Profite der Geliebten wegen der wachsenden Nachfrage unablässig steigen.
    Gepriesen sei die Geliebte, intonierte Zwölf voller Freude.
    Und dann strömte eine neue Serie von Erinnerungen in ihn hinein. Trotz ihrer Kürze und Schlichtheit war Zwölf von ihrem Umfang, ihrer Detailfreudigkeit und Intensität überwältigt: Es war, als ob er plötzlich eine ganze Dimension des Daseins wahrnehmen würde, die bisher irgendwie seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Zwölf erkannte mit aufwallender Ehrfurcht, daß es sich um die Erinnerungen der Geliebten handelte.
    In den Erinnerungen ging es um die Vorbereitung einer Brutkammer und die metabolischen Veränderungen, die nötig waren, um die endlos langen Ketten der genetischen Bauteile der Geliebten alle an einem Ort zu versammeln, in einer Zelle einzurollen.
    Die Geliebte würde sich reproduzieren. Kinder wurden erzeugt und darauf vorbereitet, neue Schiffe zu übernehmen, die über den Abgrund des Raums hinweg mit den Menschen in Handelsbeziehungen treten würden.
    Ein warmes Glücksgefühl breitete sich in Zwölf aus. Ihm wurde klar, daß alles nur besser werden konnte.

    Marco sah müde aus, als ob er lange nicht mehr geschlafen hätte. »Ubu Roy«, sagte er. Ermattete Feindseligkeit funkelte in geröteten Augen. »Ich möchte wissen, warum du nicht früher angerufen hast.«
    »Bis jetzt hatten wir nichts miteinander zu schaffen.« »Haben wir jetzt auch noch nicht, Ubu Roy.« Ubu spürte den Strudel einer kalten Energie in seinem Innern. Ich weiß etwas, was du nicht weißt , alter Mann, dachte er. Das gibt mir Macht .
    »Du hast mir ein Angebot gemacht, Schiffsführer«, sagte Ubu.
    Marco kratzte sich das graue Kinn mit knorrigen Fingern. »Die Situation hat sich geändert, Ubu Roy. Wenn du jetzt ein Stück vom Kuchen abhaben willst, dann unter anderen Bedingungen.«
    Ubu sah ihn an. »Ich sehe keinen Grund für Änderungen«, sagte er.
    Ein flüchtiger Ausdruck von Verachtung ging über Marcos Züge, als ob Ubu nicht einmal die Anstrengung eines richtigen Hohnlächelns wert wäre. »Der Schimmernde Clan hat mein letztes Angebot angenommen«, erklärte er. »Ich brauche dich also nicht mehr. Aber da ich nicht will, daß du meine Geschäfte störst, nehme ich dich mit rein. Du kriegst aber kein Sechstel mehr, sondern nur noch ein Zwölftel. Und ein de Suarez kommt auf die Runaway , um sicherzustellen, daß du tust, was man dir sagt.«
    »Friß Scheiße, Marco!«
    Marco starrte ihn an. »Wird das einzige sein, was du noch abkriegst, Ubu Roy.«
    »Wenn du mir nichts Besseres zu bieten hast, dann schießt die Runaway schnurstracks zur Engelstation, und wir erzählen der Marine und den Multi-Pollies haargenau, was hier draußen vorgeht. Wir haben Aufzeichnungen von den Verhandlungen, und sie werden’s uns glauben.«
    Marco schnaubte. »Zu spät. Wir haben unseren Exklusivvertrag. Die Multi-Pollies werden mit uns ins Geschäft kommen müssen.«
    Ubu grinste. »Was willst du mit deiner Fracht machen, du alter Sack? Was machst du, wenn ich der Marine was über Verseuchung durch fremdartige Lebensformen erzähle? Dann hast du ‘n Embargo am Arsch, Marco. Vielleicht kommst du irgendwann raus aus der Quarantäne, aber in der Zwischenzeit hängen deine Schiffe im Raum rum und können keine Lieferung machen.«
    »Das sagst du.« Diesmal machte Marco sich die Mühe, ein richtiges höhnisches Grinsen aufzusetzen.
    »Der Schimmernde Clan wird nicht abwarten, bis du deine Schiffe aus der Quarantäne freikriegst. Sie werden mit irgendwem Geschäfte machen wollen. Und der Schimmernde Clan ist nicht der einzige Clan der Aliens. Während du also in Quarantäne hockst und kein Geld einnimmst, werde ich den Gewinn aus meiner ersten Lieferung investieren und mit einer Hiline-Firma über die Suche nach den Aliens verhandeln. Wir

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